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Das Koenigreich der Luefte

Das Koenigreich der Luefte

Titel: Das Koenigreich der Luefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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Majestät König Julius, der achte Monarch des wiedererrichteten Throns und König der Jackalianer, saß in einer offenen, vierspännigen Kutsche und erwiderte traurig die Blicke der neugierigen Menge.
    Molly deutete auf Kronprinz Alpheus, der neben dem König saß und kaum älter war als die beiden Mädchen. »Er sieht auch nicht besonders glücklich aus.«
    »Wie könnte er, wo sein Vater doch die Wassermannkrankheit hat? Sein Pappi wird keine zwei Jahre als Monarch mehr machen, und dann kommt der Junge unters Messer.«
    Molly nickte. Der Schnitt der Robe des Königs betonte geschickt, dass ihm beide Arme chirurgisch entfernt worden waren, und zu gegebener Zeit würde es auch dem jungen Prinzen blühen, dass ihn seine Gefängniswärter von der Sondergarde auf den Tisch des Knochensägers schleppten.
    So war es stets gewesen, seit Isambard Kirkhill in einem Meer aus Blut und Pistolenrauch über das Land marschiert war, um an der Spitze der Armee neuen Zuschnitts die Vormachtstellung des Parlaments zu sichern. Kein Monarch sollte je wieder die Hand oder den Arm gegen sein Volk erheben!
    Fünfhundert Jahre waren seit dem Bürgerkrieg verstrichen, und noch immer hielt das Haus der Hüter an den strengen Regeln Isambard Kirkhills fest – dem alten Säbelrassler, wie seine Feinde ihn genannt hatten. Jede Woche gab es einen Marsch vom Palast – der inzwischen kaum mehr als ein marmornes Gefängnis war – bis zum Parliament Square. Es folgte das symbolische Lösen des eisernen Knebels, den der König trug, dann fiel der Monarch auf ein Knie und bestätigte das Recht des Hauses der Hüter, im Namen des Volkes zu regieren. Inzwischen waren nur noch einige uninteressierte Schaulustige, ein paar neugierige Besucher aus dem Ausland und die aufgereihten, schweigenden Statuen der Hüter die Zeugen dieses Vorgangs.
    »Guck mal«, sagte Molly und zeigte auf einen Mann hinter der Kutsche. »Hauptmann Flare.«
    Rachael drängte sich an den Straßenhändlern und Fischverkäufern vorbei, um besser sehen zu können.
    »Ja, er ist es. Molly, sieh dir nur mal diese Muskeln an. Er könnte ein ganzes Regiment cassarabischer Sandreiter zwischen seinen Schenkeln zerquetschen.«
    Molly wusste, dass Rachael am liebsten die schlüpfrigen Schmierenblättchen las, deren Handlung sich ebenso sehr zwischen den seidenen Laken sandverwehter Harems abspielte wie auf dem Schlachtfeld. Aber es stimmte. Der Kommandant der Sondergarde war unglaublich attraktiv. Keine der Illustrationen, die auf den Titelblättern der Schundheftchen erschienen waren, hatte das angemessen einfangen können. Hauptmann Flares Mantel wehte hinter ihm her, als wäre er lebendig, ein tanzender Schatten; seine durchdringenden blauen Augen musterten die Menge und gaben jedem Einzelnen das Gefühl, nur er würde angesehen. Der Bändigerring, den der Hauptmann um den Hals trug, reflektierte kurz das Licht und blendete Molly für einen Augenblick.
    »Ein Hoch auf die Garde!« Ein beinahe hysterischer Schrei ertönte aus der Menge, und als sei das der Auslöser gewesen, nahmen nun alle Versammelten den Ruf auf, jubelten und trampelten auf den Fußwegen. Jemand stimmte »Löwe von Jackals« an, und schon bald sang die halbe Straße den derb patriotischen Text mit.
    Molly stand neben Rachael, jubelte ebenfalls und fühlte Stolz in der Brust. Wahrlich ein Hoch auf die Garde. Dank der Königlich-Aerostatischen Marine, die den Himmel beherrschte, und der mächtigen und heldenhaften Sondergarde hier am Boden, die jeden Feind in die Flucht schlug, der Jackals zu bedrohen wagte, war das Königreich die stärkste Macht auf dem ganzen Kontinent.
    Andere Nationen hätten diese Macht benutzt, um ein Imperium zu errichten und ihre Nachbarn zu unterwerfen. Nicht aber Jackals. Sein Volk stand nicht unter der Regentschaft verrückter Könige, machthungriger Kalifen oder habgieriger Senatoren. Die ruhigen, friedliebenden Jackalianer hatten ihren eigenen Möchtegernherrschern die Zähne gezogen und lebten seit Jahrhunderten in Wohlstand – pflegten den Handel, den Aufbau und gaben sich ruhig und hartnäckig ihren Erfindungen hin. Wenn ein Jackalianer einen kleinen Stadtgarten sein Eigen nennen durfte, um darin herumzupusseln, oder einen Dorfanger, um am Nachmittag schnell eine Runde Vierstab zu spielen, dann war sein Imperium vollkommen.
    Andere Nationen waren geprägt von diktatorischen Königen, politischen Morden, dem herzzerreißenden Geheule hungernder Kinder und unbestellten Feldern, während

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