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Das Koenigreich der Luefte

Das Koenigreich der Luefte

Titel: Das Koenigreich der Luefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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und ihren Plänen kein bisschen weitergeholfen.
    Es war so einfach gewesen, dem Hirn des Büttels einen kleinen Stups zu geben und einen neuen Plan in seiner Fantasie Gestalt annehmen zu lassen. Emma Fairborns stählernen Verstand zu bewegen war da schon schwieriger gewesen, aber auch das war im Rahmen der Eingriffe, die der Beobachterin gestattet waren, gelungen. Nun saß der Büttel hinter seinem Schreibtisch und rechnete aus, wie viel Bestechungsgelder zum Ende der Woche hin fällig wurden.
    Die Beobachterin sorgte dafür, dass in der sirupdicken chemischen Suppe von Verstand, die dieser Mann besaß, alles ordentlich und erklärbar erschien. Irgendetwas, vielleicht eine Art sechster Sinn, brachte den Büttel dazu, sich im Nacken zu kratzen und direkt auf die Stelle zu starren, wo die Beobachterin stand. Sie verstärkte ihren Einfluss auf seinen Sehnerv und löschte sogar ihre Gegenwart, wie sie sich vor dem Hintergrund abzeichnete, indem sie das kleine Affenhirn entspannt einlullte. Silber und Gold, denk an das Geld. Der Büttel schob seine Papiere zu einem ordentlichen Stapel zusammen und schloss sie in einer Schublade ein. Diese Woche würde wieder gute Einnahmen bringen.
    Die Beobachterin seufzte und glitt wieder aus der Realität hinaus. Leider würde der Büttel nicht mehr lange genug leben, um sich das zwölfte kleine Häuschen an der Küste zu kaufen und sein wachsendes Grundbesitzimperium weiter auszubauen. Sie hätte ihn retten können. Aber es gab einige Einmischungen, bei denen die Beobachterin froh war, dass sie nicht von ihr gefordert wurden.

2
     

     
     
     
    Das Aerostatfeld von Hundred Locks füllte sich allmählich mit Passagieren, die auf die Ankunft der Lady Hawklight warteten. Oliver fasste prüfend noch einmal in seine Hosentasche. Die Beschreibung des Gastes, den sein Onkel erwartete, steckte noch immer zusammengeknüllt darin.
    »Oliver.« Eine Stimme lenkte ihn ab von der Aufgabe, die ihm sein Onkel aufgetragen hatte – Thaddius. Ein Junge, den er noch von der Schule kannte. Aus der Zeit, als es Oliver noch gestattet gewesen war, zur Schule zu gehen.
    Wie es unter Jugendlichen häufig vorkommt, hatte man auch diesem Jungen einen Spitznamen gegeben, der überhaupt nicht zu ihm passte: Man nannte ihn Slim, dabei war er alles andere als schlank. Der dickliche Thaddius hatte in Hundred Locks ungefähr genauso viele Freunde wie Oliver. So viele Freunde, wie Oliver geblieben waren, nachdem sich die Kunde davon verbreitet hatte, was er wirklich war … oder vielleicht eines Tages werden würde.
    »Schreibst du die Heckflossenkennzeichen auf?«, fragte Oliver.
    »Ja.« Thaddius nickte, und ein Lächeln zog sich über seine runden Wangen. Er zeigte Oliver sein aufgeklapptes Heft, dessen Seiten ordentlich von einem mit Bleistift eingetragenen Gitternetz bedeckt waren. »Guck mal, letzte Woche habe ich das Heckflossenkennzeichen der Lady Darkmoor bekommen. Sie bedient normalerweise die Meldfolk-Calgness-Linie, aber die Handelsflotte führt ein paar vom neuen Hüter-Cunningham-Typ im Süden ein, und deswegen werden jetzt auch ein paar der Oberländer Luftschiffe hier eingesetzt.«
    Oliver nickte höflich. Thaddius wollte unbedingt zur KAM, zur Königlich-Aerostatischen Marine, aber seine Familie hatte zu wenig Geld, um ihm ein Patent zu kaufen -und zu viel Stolz, um zuzulassen, dass er als gemeiner Wolkenmaat anheuerte. Der arme dicke Thaddius würde dem Familienunternehmen treu bleiben und wie sein Vater und seine Brüder Metzger werden, um dann die Abende hier am Landeplatz zu verbringen und sehnsuchtsvoll den eleganten Aerostaten beim An- und Ablegen zuzusehen – und von alldem zu träumen, was vielleicht hätte sein können. Und das schon bald. Es waren nur noch drei Monate, bevor Thaddius und seine Klassenkameraden die Tore der staatlichen Schule zum letzten Mal verlassen würden.
    »Landungswächter an die Linien!«, rief einer der grün uniformierten Luftschiffoffiziere, und eine ungeschlachte Truppe von Arbeitern stellte sich in einer zigarrenförmigen Linie auf dem Gras auf. Zwei schwere Zugpferde trabten zur Spitze dieser Formation neben den traktorartigen Dampfmann des Flugplatzes, um mit ihrer ganzen Kraft zur Stelle zu sein. Rein äußerlich sah der Dampfmann nicht so aus, als ob er seiner Aufgabe gewachsen sei. Er hieß Rostgelenk und hatte bereits auf diesem Platz gearbeitet, als Olivers Onkel Titus noch klein gewesen war. Er war so groß wie zwei Waggons, und sein Kesselbauch wurde

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