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Das Koenigreich der Luefte

Das Koenigreich der Luefte

Titel: Das Koenigreich der Luefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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Phantome, die Gelder erhielten, welche sich geradewegs in Luft aufzulösen schienen. Greenhall schickte ein paar Wahrheitsfinder, und die hohen Tiere mussten den Hunden etwas zum Fraß vorwerfen, damit sie die eigenen Hälse aus der Schlinge ziehen konnte. Und deswegen setzten sie Harry-Gulasch auf die Speisekarte.«
    »Und mein Vater verhalf dir zur Flucht.«
    »Das war keine Flucht im eigentlichen Sinne, Oliver, eher eine Beförderung. Die Wolfschnapper könnten Bonegate genauso gut ihre Ausbildungsstätte nennen. Normalerweise täuscht der Wolkenrat lediglich einen Tod in den Zellen vor – aber es gab zu viele Marinemaate und Greenhall-Gestalten, die mich vor Bonegate am Galgen in aller Öffentlichkeit tanzen sehen wollten, deswegen brach ich aus. Ich wäre natürlich auch allein geflohen, wenn es eng geworden wäre. Mein Hals ist mir ein bisschen zu teuer, als dass ich ihn mir für die Sünden jener Taschendiebe langziehen lassen möchte, die beim Marinenachschub sitzen.«
    »Aber du hast sie doch betrogen«, sagte Oliver.
    »Du sprichst wahrlich wie der Neffe eines Kaufmanns«, beschwerte sich Harry. »Es geht um das Prinzip – man lässt keinen anderen Maat für ein Verbrechen hängen, das man selbst begangen hat. Der gemeinste Abfischer aus den Elendsvierteln, der gerissenste Straßenräuber von Innverney Road würde dir dasselbe sagen. Aber das ist eine Einstellung, die sich bei denen da oben noch nicht durchgesetzt hat.«
    Oliver mühte sich weiter über den nassen Boden voran. »Ich bin froh, dass sie dir nicht den Stuhl unter den Füßen weggezogen haben, Harry.«
    »Ich auch«, sagte der berüchtigte Stave und griff sich erschauernd an den Hals. »Jetzt nimm einmal die Gemeinwohlvertretung da drüben. Was für ein Aufruhr – ich wünschte, die Sache wäre mir selbst eingefallen. Ich wurde wegen ein paar fehlender Ballen Aerostatleinwand dem Strick überantwortet – aber nur eine Meile jenseits der Grenze haben Leute ein ganzes Land geklaut und alle Umstehenden dazu gebracht, ihre Komplizen zu werden. Ein Meisterstück. Ein verdammtes Meisterstück.«
    Sie gingen weiter, am Wald vorbei und über die niedrigen, sumpfigen Höhen, die sich vor ihnen erstreckten. Oliver fragte sich, wann sie ihre Mittagsrast halten würden, als sein Stiefel an einer Eisenröhre hängen blieb und ihn beinahe in den Matsch stürzen ließ. Wütend über sich selbst, dass er nicht aufgepasst hatte, gab er dem Ding einen Tritt. »Sieht aus wie ein Schornstein.«
    »Kein Schornstein«, sagte Harry und deutete auf das Gras. »Das ist das Schlotrohr eines Dampfmanns.«
    Oliver folgte der Handbewegung des Wolfschnappers. Überall ragten Metallstücke aus den Hängen – gebrochene Finger streckten sich zum Himmel, Hörner erhoben sich aus helmartigen Köpfen, uralte Eisenkörper lagen aufgeschlitzt da und boten nur noch Fröschen und nistenden Moorhühnern ein Zuhause.
    Der Ort wirkte kalt, hart und öde. »Ein Friedhof?«
    »Gewissermaßen, Oliver. Das war einmal ein Schlachtfeld. Wir haben die Drammon-Ebene erreicht – weiter östlich mündet sie in den Dampfmann-Freistaat. Der Fluchwall zieht sich auch um ihr Gebiet – die Gemeinwohlvertretung traut Jackals’ ältestem Verbündeten nicht.«
    »Bei den Umdrehungen des Zirkels, Harry, wie viele Tote liegen hier?«
    »Genug, Oliver. Marschall Adecole ließ die Sechste Brigade der Volksarmee zu Beginn des Zweijährigen Krieges durch die Berge marschieren. Die Ritter von König Dampf brachen ihnen hier das Genick. Die meisten Löcher wurden inzwischen zugeschüttet, aber wenn man tief genug gräbt, dann würde man mit Sicherheit die Knochen und verrottenden Tschakos von Quatershifts Elitetruppen finden – jene Stücke, die nicht von den Füchsen weggeschleppt wurden.«
    Vielleicht hatte das alte Schlachtfeld auch den berüchtigten Stave ein wenig durcheinandergebracht, denn er redete unaufhörlich weiter wie einer jener Touristenführer, die sich am unteren Ende der Wasserwege von Hundred Locks herumtrieben, um das unheimliche Schweigen mit seiner lebendigen Stimme zu füllen. Die faulenden Radspeichen der Leichten Artillerie, das zersprungene Glas alter Kanonenmunition, rostende Harpunen aus Dampfmann-Abwehrwaffen der Gemeinwohlvertretung, Bleikugeln aus Druckluft-Repetiergewehren des Freistaats – sie alle wurden zu Sehenswürdigkeiten eines grauenhaften Kriegsrundgangs.
    Nachdem sie die Reihen begrabener, vom Schlamm verschluckter Leichen hinter sich gelassen hatten,

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