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Das Koenigreich des Sommers

Das Koenigreich des Sommers

Titel: Das Koenigreich des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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ich dir Angst gemacht?« fragte er hoffnungsvoll.
    Ich setzte die Speerspitze auf den Boden und schüttelte den Kopf. Ich wagte es nicht, zu sprechen. Der Junge kam ein paar Schritte näher.
    »Bist du krank?« fragte er besorgt. »Ist etwas nicht in Ordnung?«
    »Nein, nein. Ich bin nicht krank. Aber sie ist krank. Wo wohnst du, Kleiner?«
    »Ach so.« Der Junge schaute Eivlin an. »Seid ihr in den Fluß gefallen? Ihr seid ja durchweicht.«
    »Nein, nein. Aber diese Frau ist sehr krank, und man muß sie schnell an einen warmen Ort bringen. Wo wohnst du?«
    »In der Abtei Sankt Elena, in der Nähe des Klosters Opergely«, erwiderte er schnell. »Meine Mutter ist eine Nonne. Die Nonnen wissen Bescheid bei Kranken. Ich zeig’ dir den Weg. Ich kenne hier alle Abkürzungen.«
    Ich erinnerte mich an die »Abkürzungen«, die kleine Jungen gewöhnlich lieben. Hastig sagte ich: »Ich hoffe, der Weg ist nicht zu schwierig für das Pony. Oder für die Frau. Sie ist krank.«
    Der Junge sah enttäuscht aus, aber er nickte. »Ich kenne den Weg, den Pater Gilla immer mit seiner Stute reitet. Den zeig’ ich dir, Herr.« Ich reichte ihm den Wurfspeer, und er schoß vor uns her. »Hier entlang.«
    »Wie heißt du?« fragte ich und folgte ihm.
    »Sie nennen mich Gwyn. Ich habe keinen Vater.«
    »Gwyn.« Das hieß »hell«, natürlich wegen seines Haares. Der Bastard einer Nonne. Und er warf gerne Wurfspeere auf Reisende. Gott sei Dank. Und er lebte in einer Abtei, wo jemand wußte, wie man Kranke behandelt. Ich hätte fast überglücklich darüber sein können, daß seine Mutter ihr Keuschheitsgelübde besudelt und einen Bastard bekommen hatte und daß sie ihn mit den anderen Waisen aufzog, die die Menschen notwendigerweise in einer Abtei abgaben.
    Mein kleiner Führer leitete mich einen unebenen Feldweg entlang, der von der Hauptstraße abzweigte und zum Meer führte. »Das ist ein wunderbarer Weg für Pferde«, sagte er mir. »Manchmal läßt Pater Gilla mich seine Stute reiten, wenn er für die Schwestern die Messe liest. Ich darf noch nicht zur Messe, weißt du. Bist du ein Krieger, Herr?«
    »Weder ein Herr noch ein Krieger«, sagte ich und betrachtete meine Füße. Rede mit dem Jungen. Achte nicht auf die Kopfschmerzen. »Ich bin nur ein Diener. Mein Name ist Rhys ap Sion.«
    »Aber du bist nicht von hier. Du hast einen Akzent.«
    »Ich bin aus Dumnonia.«
    »Aha! Hast du Camlann schon gesehen? Alle Nonnen in der Abtei sagen, daß in Camlann Teufel sind.«
    Das sah ihnen ähnlich. Klosterbewohner, und dazu noch in Gwynedd. Die waren mit Sicherheit Artus’ Feinde. »Ich bin Diener in Camlann«, sagte ich fest. »Und Teufel sind keine da. Wenn du Teufel sehen willst, dann versuch es mal in Degganwy.«
    Der Junge war erfreut. »Ich habe auch nicht geglaubt, daß in Camlann Teufel sind. Meine Mutter sagt, alle Krieger sind Teufel, aber ich finde Krieger ganz toll. Ich will auch Krieger werden, wenn ich groß bin. Hast du den Kaiser gesehen?«
    »Ja.«
    »Wie sieht er denn aus? Die Nonnen sagen, er ist ein Teufel und ein Verräter, und er hat Pferdefüße. Sie sagen auch, daß er mit Steuern alle ruinieren will.«
    »Nein, ich fürchte, er hat keine Pferdefüße. Der Kaiser Artus ist -nun, er ist ungefähr so groß wie ich, und sein Haar hat ungefähr die Farbe von deinem Haar, und.«
    »Trägt er einen purpurnen Mantel? Und eine Krone? Hywel hat ein Bild von einem Kaiser in einem Evangelienbuch gemalt, und er hat gesagt, man könnte sehen, daß es ein Kaiser ist, weil nur Kaiser purpurne Mäntel tragen dürfen.«
    »Er hat einen purpurnen Mantel. Ich hab’ noch nie gesehen, daß er eine Krone trägt. Aber er ist ein guter Mann, höflich und gerecht, und ein sehr großer König.«
    Gwyn biß sich auf die Unterlippe, und seine seltsam dunklen Augen glänzten. »Ich würde ihn gern mal sehen. Hast du seine ganze Familie gesehen? Manchmal kommen Barden vorbei und singen Lieder, und dann bitte ich sie immer darum, auch Lieder von Kriegern zu singen. Aber meine Mutter läßt sie nicht. Sie verdrischt mich, wenn sie rauskriegt, daß ich die Barden darum gebeten habe.« Ziemlich verschämt fuhr er fort: »Ich weiß, ich bin böse, weil ich meiner Mutter nicht gehorche - aber hast du sie wirklich gesehen? Gawain, und Bedwyr, und Cei, und.« Der Junge hielt plötzlich inne und spähte mir besorgt ins Gesicht. »Du bist krank!«
    Ich war krank. Der >wunderbare Weg für Pferde< war, soweit ich das beurteilen konnte, von vorne bis hinten

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