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Das Koenigreich des Sommers

Das Koenigreich des Sommers

Titel: Das Koenigreich des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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und ich verstand nichts von dem, was sie sagten, außer einem einzigen Wort: »Riga«. Ich hatte schon gelernt, daß dies das Wort war, das die Männer von den Ynysoedd Erch benutzten, wenn sie von Morgas redeten. Riga, »die Königin«. Der Bote nickte Medraut zu, rief seinen Kameraden einen Gruß zu und brachte sein Pferd zum Galoppieren. Er stob davon, um Morgas zu suchen und ihr zu sagen, daß Medraut mich wieder eingefangen hätte. Wir anderen folgten ihm auf der Straße im gleichen stoßenden Trab. Mein Kopf, der schon besser gewesen war, begann wieder zu dröhnen. Ich starrte mit leerem Blick voraus und versuchte, die Männer um mich her nicht zu sehen und auch nichts zu fühlen. Daß ich jetzt wieder zu Morgas zurück mußte, nachdem ich so viel durchgemacht hatte. Nach all den Strapazen! Wenn ich darüber nachdachte, dann begannen meine Hände zu zittern, und es wurde unerträglich.
    Aber wenigstens war Eivlin in Sicherheit - wenn sie weiterlebte. Ach, Iffern sollte Morgas und Medraut und all die anderen verschlingen. Eivlin hatte ihr Leben riskiert, um mich zu retten. Und jetzt starb sie wahrscheinlich, aber sie war nicht mehr Morgas’ Werkzeug. Auch ich würde das nicht sein. Und dennoch, ich war fast fertig gewesen, als Eivlin hereinkam, um mich zu retten. Morgas war dem Erfolg sehr nah gewesen. Ich erinnerte mich noch an ihr triumphierendes Lächeln.
    Aber vielleicht brauchte sie mich jetzt nicht mehr zu ihrem Plan gegen meinen Herrn. Wenn Gawain tot war, dann würde Morgas mich nur für meinen Ausbruch strafen wollen. Wenn Gawain tot war. Ich hatte keinen Grund, das zu glauben, außer einem Alptraum
    - einem Alptraum und Medrauts Schwert und der ganzen Situation.
    Was machte Rhuawn? Glaubte er Medraut noch immer? War er bereit, mit Medraut nach Camlann zurückzureiten und Morgas bei Maelgwyn zu lassen, und. Was hatte Morgas gesagt? »Andere werden Maelgwyn in seinem Bündnis beitreten, und sie werden darauf warten, bis die Familie miteinander im Streit liegt. Dann wird der Schilderwall gebrochen sein, und die Tore der Festung werden fallen. Dann wird Artus sterben.« All die Ordnung und Einigkeit, all die Kraft und das Lachen, alles Licht sollte fallen und gebrochen sein. Und nichts würde bleiben, nichts außer einer Wildnis, die einmal ein Königreich gewesen war.
    Ich schaute die Straße hinab. Konnte ich mich kopfüber vom Pony werfen und mir den Hals brechen? Sich selbst töten, das ist eine Sünde, aber da ja nichts mehr vor mir lag außer einem qualvollen Tod, mußte so etwas in Gottes Augen zu rechtfertigen sein.
    Ich konnte es nicht tun. Es war der reine Wahnsinn, es nicht zu tun, aber ich konnte noch nicht einmal ernsthaft daran denken. Ich blieb schweigend sitzen und ballte die Hände in den Fesseln, und ich schaute die Berge an, die ruhig und freundlich in ihrem Frühlingsgrün dastanden.
    Wir ritten nicht nach Degganwy, sondern wir bogen auf einen anderen Weg, der tiefer in die Berge führte. Irgend etwas an diesem Weg kam mir bekannt vor, und ich erinnerte mich wieder, daß ich den Pfad mit Eivlin im Mondlicht hinabgeritten war. Ich hatte unkontrollierbar gelacht, aus Freude darüber, daß wir entkommen waren. Jetzt schickte Medraut die Hälfte seiner Männer nach Degganwy, und die anderen trabten den schmalen Pfad einzeln hintereinander hinauf. Wir ritten in den letzten Strahlen der Nachmittagssonne. Wir hatten die Reise in kurzer Zeit geschafft. Mein kleines Pony schwitzte von der schnellen Gangart. Ich schwitzte auch, aber mir war kalt, so kalt, als ob wir Februar hätten anstatt April.
    Wir sahen die Schäferhütte vor uns, und Medraut wandte seine graue Stute zu dem Platz unten am Hügel, wo auch vorher die Pferde angebunden gewesen waren. Dort stand jetzt ein Pferd, eine nußbraune Stute mit feinem Geschirr. Morgas’ Pferd. Ich schloß die Augen, ich war nicht gewillt, das weiterhin zu sehen. Wir hielten an.
    »Sitz ab«, befahl mir Medraut. Ich glitt vom Pferd, blieb stehen und schaute meine gebundenen Hände auf der dicken Mähne des Ponys an. Das Tier warf seinen Kopf hoch, seine Flanken bebten.
    Medraut gab seinen Männern ein paar Befehle, wieder auf irisch, und wandte sich dann an mich. »Los«, befahl er. Ich holte tief Atem, drehte mich um und ging mit ihm.
    Alle Krieger blieben bei den Pferden, außer einem. Derjenige, der mitkam, war der gleiche Ronan, der vorher Wache gestanden hatte. Es war fast mehr, als ich ertragen konnte, und ich biß mir auf die Zunge.
    Wenn der

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