Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Koenigreich des Sommers

Das Koenigreich des Sommers

Titel: Das Koenigreich des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
Vom Netzwerk:
vergessen ist es nicht.«
    Die Welt wirbelte in Spiralen um mich her, so daß ich die Augen schloß und bis zehn zählte. Dann schaffte ich es, wieder auf den eigenen Füßen zu stehen. Medraut ließ mich los. »Zeig uns den Weg nach draußen«, befahl er Teleri, die erstarrt dastand und die Hand erhoben hielt. Ob sie zuschlagen oder helfen wollte, wußte ich nicht genau. Ihre Augen blitzten, und sie widersprach fast, aber sie schaffte es, sich zu beherrschen. Wir gingen aus der Abtei hinaus.
    Ein Dutzend berittene Krieger wartete im Hof auf Medraut. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich eine kleine Gruppe von Nonnen, die an der Mauer zusammengedrängt standen, und Gwyn war auch da und starrte die Männer mit vor Ehrfurcht weit aufgerissenen Augen an. Mein kleines Pony war draußen und gesattelt, und auf Medrauts Befehl saß ich müde auf. Ich ließ mir die Hände binden, während ein anderer das Pony an die Leine nahm. Medraut schwang sich auf sein eigenes Pferd, einen eleganten, langbeinigen Grauen. Er nickte den Nonnen zu. »Es ist gut, daß ihr so vernünftig wart.« Dann nahm er die Zügel. »Ihr habt nur diesen einen unverschämten Diener verloren und nicht euer Heim und euer Leben.«
    »Was macht ihr mit Rhys?« brüllte Gwyn. Plötzlich schoß der Junge von der Mauer heran und stürzte sich zwischen die Pferde. Jemand schrie. Medraut riß sein Schwert heraus.
    »Was ist das für ein Bengel?« wollte Medraut wissen. »Einer von euren Bastarden?« Er schaute die Nonnen verächtlich an.
    Elidan trat aus der Gruppe heraus und ging zu ihrem Sohn. »Er gehört mir«, sagte sie, und ihre Stimme war ruhig und sehr klar.
    »Er hat mir den Weg hierher gezeigt«, sagte ich und wagte es nicht, einen von den beiden anzusehen. »Er ist noch zu jung, um Verstand zu haben.« Ich wagte es nicht, daran zu denken, was Medraut und Morgas wohl mit dem Kind machen würden.
    »Aus dem Weg, Bengel, oder ich schneide dir die Ohren ab«, sagte Medraut mit freundlicher Stimme.
    Gwyn starrte ihn an. »Was für ein Krieger bist du denn?« wollte er wissen. »Wenn ich erwachsen bin, dann komme ich und kämpfe gegen dich. Du kannst Rhys nicht einfach so mitnehmen. Er ist krank. Teleri und Mama sagen es beide. Mama!« Sie hatte ihn erreicht und packte ihn am Ohr. »Mama, er kann das nicht!«
    »O doch«, meinte Elidan. »Und die Bastarde von Nonnen werden nie Krieger, wofür man Gott danken sollte. Denn du wirst nie in Versuchung sein, brutal und vulgär zu werden.«
    Medraut war zuerst zu überrascht, um zu reagieren. Elidan zerrte Gwyn beiseite. Der Junge protestierte. »Aber Mama, er ist doch.«
    »Er ist ein Hund, aber wir haben keine Macht.« Sie schob Gwyn aus dem Weg.
    Medraut zog sein Schwert. Der Stahl machte ein raspelndes Geräusch. Elidan wandte sich ihm zu, graziös wie eine Hirschkuh, und hob den Kopf. Ihre Augen waren klar und strahlend vor Verachtung. Ich hatte den wilden Drang, irgend etwas zu tun, um Medraut abzulenken. Ich wollte sie auslachen, darauf hindeuten, wie lächerlich ihre Geste war. Aber sie war nicht lächerlich. Elidan wußte genau, was sie tat. Durch die Reinheit ihres eigenen Muts und ihrer Ehre machte sie Medraut unmöglich. Sie zeigte allen, daß seine Handlungsweise übel war, und sie ließ es auch ihn sehen. Jetzt lächelte sie über sein Schwert, während sie die Gefahr völlig mißachtete, in der sie schwebte. Sie war erstaunlich schön.
    Medraut fluchte unartikuliert. Er wußte, was sie getan hatte. Dann schlug er seinem Pferd die Hacken in die Flanken und ritt auf sie los. Er benutzte nur die flache Seite des Schwertes, aber der Schlag traf sie am Kopf, und sie stürzte. Medraut brachte sein Pferd zum Galoppieren und ritt davon, ohne sich umzudrehen. Ich riskierte einen Blick, als jemand mein Pony am Zügel riß und mich hinter den anderen herzog. Gwyn schrie, aber Elidan hatte sich auf den Knien aufgerichtet. Über ihre Stirn strömte Blut, und dann legte sie die Arme um ihren Sohn und tröstete ihn. Sie schaute mich über seine Schulter an, ihr Blick strahlte noch immer, aber er war jetzt voller Hilflosigkeit und tiefem Kummer. Langsam schüttelte sie den Kopf.
    Der Weg von der Abtei in die Hügel kam mir viel kürzer vor als die qualvolle Wanderung nach unten. Medraut bestand darauf, im schnellen Trab zu reiten, was ungefähr die schnellste Gangart war, die mein Pony schaffte. Als wir die Hauptstraße erreichten, befahl er einem seiner Männer, mit einer Botschaft vorauszureiten. Sie sprachen irisch,

Weitere Kostenlose Bücher