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Das Koenigreich des Sommers

Das Koenigreich des Sommers

Titel: Das Koenigreich des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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dir alle Hilfe zu geben, denn ich glaube an deine Geschichte von Morgas’ Zauberei. Es ist recht für uns, daß wir uns ihr entgegenstellen.«
    »Ich danke dir«, sagte ich.
    »Gut!« Teleri stemmte die Hände auf die Hüften. »Gut gemacht! Und jetzt, wo du dich entschlossen hast, die Hilfe dieses Herrn zu suchen, wie können wir ihn erreichen?«
    »Ich werde gehen«, sagte ich. »Ich kann versuchen, in der Nacht über die Mauern von Degganwy zu klettern. Unmöglich ist es sicher nicht.«
    »So etwas wirst du nicht tun«, erklärte Teleri. »Du wirst
    hierbleiben und dich ausruhen.«
    »Du kannst einen Boten mit einem Brief aussenden«, schlug Elidan vor. »Der darf durch das Tor, und er kann so tun, als ob er irgendwas in der Festung verkaufen will.«
    »Ich kann nicht schreiben«, sagte ich.
    Elidan lächelte. »Dann diktier es einer von uns. Dies ist eine Abtei. Wir lehren hier das Schreiben. Pater Gilla kann die Botschaft hineinbringen, wenn er dazu gewillt ist. Seine kleine Stute ist das beste Pferd, das wir haben. Ich werde mit ihm reden, und du kannst heute nachmittag den Brief diktieren.«
    »Aber jetzt schläfst du«, fügte Teleri hinzu. »Du siehst aus, als ob du Ruhe brauchen könntest.«
    Sie rauschte aus dem Zimmer. Sie blieb nur einmal stehen und bückte sich, nahm das Tablett auf und trug es hinaus. Elidan folgte ihr, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    Ich seufzte und legte mich. Ich schaute die Decke an. Es gab zu viele Dinge, über die ich nachdenken mußte, und Ruhe fand ich keine. Jedesmal, wenn ich es schaffte, meine Gedanken von Eivlin loszureißen, während ich mir sagte, daß meine Sorgen ihr auch nichts halfen, stellte ich fest, daß ich an Gawain dachte. Vielleicht war es absurd, ihn um Hilfe zu bitten. Vielleicht brauchte er selbst Hilfe. Er war umgeben von Feinden, und nur Rhuawn war eine trügerische Hilfe. Ich wußte, daß Rhuawn auf Gawains Seite gegen Maelgwyn war, aber Medrauts subtilere Gegnerschaft war ihm entgangen. Rhuawn war ein guter Mann, aber sie hatten ihn beschwatzt, und es war unwahrscheinlich, daß er wieder zur Besinnung kam, es sei denn, Medraut tat etwas Dummes. Es sei denn, Eivlin hatte Medraut mit dem Stück Feuerholz schwer verletzt. Der Schlag konnte Morgas’ Pläne vielleicht für eine Weile verzögern. Ich konnte Eivlin darin vertrauen, daß sie hart zugeschlagen hatte, und Medrauts Kopfschmerzen waren vielleicht schlimmer als meine. Vielleicht fühlte sich sogar Morgas nicht wohl. Das war ein aufmunternder Gedanke, und schließlich schaffte ich es, mich zu entspannen und einzuschlafen.
    Vielleicht kam es von meiner Kopfverletzung, aber ich hatte Alpträume.
    Es schien mir, daß ich Morgas von den Orcades sah. Sie stand in einem kleinen, dunklen Zimmer, flocht ihr Haar in einem seltsamen Muster und sang. Nach einer Weile konnte ich durch ihren Gesang ein Wimmern hören, schwach zuerst, dann immer lauter. Es wurde zu einem Geheul, das ohne Rhythmus in einer fremden Sprache gebrüllt wurde.
    Morgas hielt inne mit ihrem Lied und lachte. Ihre Zähne glänzten weiß, als sie vor Freude den Kopf zurückwarf. Ihr Bild schwand, und der heulende Gesang wurde lauter. Ich sah eine Beerdigungsprozession, die in der Dunkelheit dahinzog, und rote rauchende Fackeln schwankten darüber. Mitten im Fackellicht wurde ein Katafalk getragen, mit einer stillen Gestalt darauf, die von einem Umhang bedeckt war. Ganz plötzlich wurde der Ring der Trauernden durchbrochen, und Agravain ap Lot stürzte in die Mitte und warf sich neben der Bahre weinend nieder. Er vergrub sein Gesicht in dem Umhang. Das Ganze löste sich auf, das Heulen wurde schwächer, und ich bemühte mich, näher heranzukommen. Ich wollte wissen, wer auf der Bahre lag, denn ich hatte schreckliche Angst. Ich hatte fürchterliche Angst, daß es Gawain war. Aber der Gesang schwand, bis nur noch ein schwaches Gebrumm zu hören war, wie vom Wind. Auch das Fackellicht verlöschte. Ich sank in einen schwarzen Ozean, während ich mich noch immer vorwärts kämpfte. Dann kam ein Donnerschlag, und ich öffnete die Augen und sah Medraut. Er lächelte.
    »Mir scheint er gesund zu sein«, sagte Medraut mit glatten Worten. Ich schaute hinter ihn und sah, daß er mit Teleri redete.
    »Du kannst ihn nicht mitnehmen«, sagte Teleri. Ihre Hände waren verkrampft, und ihre Augen strahlten zu hell. »Um Gottes willen, erwartest du denn, daß wir ihn dir einfach übergeben?«
    »Ich erwarte, daß ihr tut, was ich euch sage, oder ich sorge

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