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Das Koenigreich des Sommers

Das Koenigreich des Sommers

Titel: Das Koenigreich des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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Becher nur zwei Schlucke, ehe er wieder zu Gawain aufschaute. »Warum hast du so lange gebraucht?«
    »Ich mußte etwas erledigen, was mir wichtig war. Und ich hatte ja Ronan getötet, weißt du. Ich konnte nicht sofort zurückkommen. Aber du mußt mir erzählen, was geschehen ist.«
    Agravain begann wieder zu zittern. »Ich hab’s doch gesagt. Ich hab’ sie umgebracht.«
    »Du hast unsere Mutter getötet.« Gawains Stimme war klar und ruhig, als er die Tat aussprach.
    »Ja. Ja. Sie. ich. Sie hat Vater ermordet. Du weißt, daß das stimmt. Sie hat mit diesem fuchshaarigen Bastard Maelgwyn die Hure gespielt, und deshalb hat sie Vater ermordet.«
    »Agravain.« Gawains Hand umklammerte das Handgelenk seines Bruders. Er wirkte beruhigend, aber seine Stimme war rauh vor Schmerz. »Du hattest mir versprochen, daß du warten würdest, daß du erst handeln würdest, nachdem ich mit ihr geredet hatte.«
    »Nun, du bist doch gegangen, um mit ihr zu reden.«
    »Aber du wolltest warten, bis ich zurück war, bis du Bescheid wußtest! Es war nicht nötig. Was hast du getan?«
    »Ich hab’ sie getötet. Sie hat es verdient.«
    »Du hast dich selbst vernichtet. Nein, nein, sei still. Trink noch etwas Met.«
    »Ich bin hiergewesen und hab’ darauf gewartet, daß du zurückkommst. Zuerst hatte ich vor, mich umzubringen, aber dann sagte ich mir: Nein, warte auf Gawain. Glaubst du, sie werden mich aus der Familie ausstoßen?«
    Gawain schüttelte den Kopf. »Das. ach so. Nein, ich glaube nicht. Möglicherweise machen sie dich sogar trotzdem zum König und sagen, daß Morgas nicht zum Clan gehörte. Du hättest dann also nicht eine von deinem eigenen Blut getötet. O, mo brather.«
    »Sprich britisch! Wenn ich versuche, darüber auf irisch zu sprechen, dann werde ich wahnsinnig. Ganz bestimmt. Es ist noch nicht lange genug her, als daß man darüber auf irisch nachdenken könnte.« Er nahm einen großen Schluck Met und schaute seinen Bruder an. Sein Gesichtsausdruck war jetzt ruhiger. »Ich habe den Fluch auf mich geladen, nicht wahr? Sie sagen, es ist fürchterlich, die eigene Mutter zu töten. Aber sie hat es verdient.«
    »Aber du hattest es nicht verdient, Agravain. Warum hast du gehandelt?«
    Er warf den fast leeren Becher Met durch den Raum. »Du bist ausgeritten, um sie zu suchen. Und ich sagte mir: >Da bin ich, zu feige, um zu wagen, was mein Bruder wagt, zu ängstlich, um auch nur an sie zu denken.< Und dann wurde mir klar: >Ja, jahrelang habe ich Angst gehabt, an sie zu denken, ich hatte sogar Angst, sie anzuschauen, ganz zu schweigen davon, sie zu bekämpfen. Aber sie hat meinen eigenen Vater ermordet, sie hat ihn aufgebraucht und ihn weggeworfen, und dann hat sie ihn ermordet. < Also stieg ich auf mein Pferd und ritt aus. Ich fand eure Spur, die die Hauptstraße verließ. Als es dunkel war, fand ich die Schäferhütte, und sie war dort. Zusammen mit Medraut, aber der schlief. Sie sah sehr seltsam aus, als ob das Alter sie berührt hätte oder als ob ihre Zauberei sie verließ. Sie schrie und bettelte und weinte und heulte. Und ich hab’ sie umgebracht. Medraut war schon fast wach, ehe ich. das Schwert führen konnte. Also mußte ich es tun, oder er hätte mich aufgehalten. Ich hab’ sie getötet und rannte nach draußen, und dann bin ich hierhergekommen, um auf dich zu warten, aber sie hat es verdient.«
    Gawain sagte nichts; er umarmte nur seinen Bruder. Agravain legte den Kopf auf Gawains Schulter und umklammerte seine Arme.
    Seine Schultern zuckten, während er zu weinen begann. Ich wußte, daß dieser Raum kein Ort für Eivlin oder mich war, ob es nun gefährlich für uns war, in Degganwy umherzulaufen, oder nicht. Ich berührte sie am Arm, und wir schlüpften hinaus. Wir schlossen die Tür hinter uns.
    Als mir endlich klar wurde, daß ich gar nicht wußte, wohin ich gehen sollte, hatte mich die Gewohnheit zu der Hütte geführt, die Maelgwyn uns gegeben hatte. Na, der Ort war so gut wie jeder andere. Ich öffnete die Tür. Rhuawn war nicht da, und der Raum brauchte eine gründliche Reinigung. Ich ging hinüber zum Kamin und zündete das Feuer an, während Eivlin sich auf das Bett setzte und den halben Laib Brot in Scheiben schnitt, den sie aus der Küche mitgenommen hatte. Der Tag war eigentlich zu warm, als daß man hätte heizen müssen. Aber die Flammen und die leisen, knisternden Geräusche des Feuers wirkten beruhigend. Als es gut brannte, setzte ich mich neben Eivlin und legte den Arm um sie. Zusammen sahen

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