Das Koenigreich des Sommers
man ihm zur Verfügung gestellt hatte, und setzte sich an den Tisch. Eine Karte lag dort - bei Artus liegt immer eine -, und er begann, die Straßen zu überprüfen. Ich fragte mich, woher es kam, daß Artus scheinbar immer mehr Energie aufbrachte als ich, und ich wußte, daß er härter arbeitete.
>Bran von Ebrauc hat rebelliert<, sagte Artus, >oder er wird es in Kürze tun.<
Ich ließ mich ihm gegenüber auf den Stuhl sinken und fragte mich wieder, ob ich das wohl hätte verhindern können.
Mein Herr schaute von der Karte auf und sagte mir: >Genug davon. Deine Schuld war es nicht. Die Frage ist nur, wie man Bran aufhalten kann, ohne daß die Sachsen von seiner Rebellion erfahren. Wir sind gut hundert Meilen von Caer Ebrauc entfernt, aber auf der Straße von Süden können wir es in vier Tagen schaffen, oder in drei Tagen, wenn wir uns genug Mühe geben. obwohl wir dann nicht in der Verfassung wären zu kämpfen. Bran hebt noch immer seine Armee aus. Er hofft, uns zu überraschen, indem er in der Erntesaison rebelliert, aber das hat für ihn den Nachteil, daß er länger braucht, um seine Streitkräfte zu sammeln. Sie verteilen sich auch schneller wieder, wenn der Krieg sich hinzieht. All seine Leute hat er bis jetzt sicher noch nicht zusammen, und ich glaube, wir könnten eine Schlacht riskieren.< Ich rutschte hin und her, und Artus grinste mich an. >Ich wünschte, ich wäre auch so wild darauf. Nun gut. Ich plane, morgen nach Ebrauc zu reiten, eine Schlacht zu erzwingen und in zwei Wochen wieder im Norden zu sein. Dann hätten die Sachsen Zeit genug, um zu begreifen, daß wir weg sind. König Urien können wir es überlassen, ein paar eigene Überfälle zu starten, damit wir sie verwirren - aber nur, wenn Bran nicht zu viele Verbündete gefunden hat. Er hat den ganzen Sommer lang Vorräte gesammelt, aber Verbündete.< Artus schaute finster auf die Karte und begann, alle Königreiche durchzusprechen, die an Ebrauc grenzen. Er fragte mich, wie die verschiedenen Könige und Edelherren Bran und ihm selbst gegenüber eingestellt wären - denn ich war ja bei den meisten von ihnen schon als Botschafter gewesen. Keiner von ihnen, so schien es mir, würde die Krone in einer unsicheren Rebellion riskieren, obwohl wir Grund zur Sorge haben würden, wenn Bran einigen Erfolg hatte. Natürlich gab es andere Könige, wie Maelgwn Gwynedd, die nur allzu eifrig mitmachen würden, aber die waren fern von Ebrauc, und wenn wir schnell genug ritten, würden sie nicht in der Lage sein zu helfen.
>Dann werden wir eine Schlacht erzwingen<, schloß Artus. >Aber zum Teufel! Es sieht Bran ähnlich, diesen Zeitpunkt für seine Rebellion zu wählen. Aldwulf hätte sich vielleicht für eine Schlacht entschieden, und wir brauchen nur noch eine weitere, um ihn zu besiegen und zu brechen. Bran muß sich gedacht haben, daß ich nicht gewillt bin, die Kampagne gerade jetzt ruhen zu lassen.< Er seufzte und begann, mit dem Finger eine Linie auf der Karte zu verfolgen. Gedankenverloren, mit einem großäugigen, leeren Blick starrte er ins Nichts. Ich wartete.
>Ich will, daß du heute nachmittag losreitest<, sagte er endlich. >Die Familie kann vor morgen mittag nicht aufbruchbereit sein, aber du ziehst jetzt los und bringst Bran meine Bedingungen. Gib ihm den Eindruck, daß wir alle noch nördlich des Walls sind und auf seine Antwort warten, ehe wir handeln. Deute an, daß die Familie verstreut ist und daß wir mindestens eine Woche brauchen, bis wir uns wieder versammeln können. Aber versuch, ob du ihn nicht umstimmen kannst. Das mag unwahrscheinlich sein, aber es ist einen Versuch wert. Bran ist ein ehrenhafter Mann, und es ist unwahrscheinlich, daß er einen Herold mit Gewalt abweist, es sei denn - an dem Gerücht über dich und seine Schwester ist doch nichts Wahres, oder?< Er schaute mich für den Bruchteil einer Sekunde an. Ich konnte seinem Blick nicht begegnen. Ich starrte auf meine Hände und dann auf den zerschrammten hölzernen Tisch. Ich hatte Morfran und den anderen gebeten, die Sache zu verschweigen, aber trotzdem war es herausgekommen. Wenn das Thema angeschnitten wurde, dann lachte ich und machte einen Witz darüber, und dann wechselte ich das Thema, als ob es sich nur um eine blöde Geschichte handelte. Aber meinen Herrn konnte ich nicht anlügen. >Na, wie ist es?< wollte Artus ungeduldig wissen. Ich schwieg. Er legte beide Hände flach auf den Tisch und schaute mich an. >Beim Himmel, es ist wirklich was dran.< Da schaute ich ihm
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