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Das Koenigreich des Sommers

Das Koenigreich des Sommers

Titel: Das Koenigreich des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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hatte einen purpurnen Saum. Ich war sicher, ich würde ihn in der Schlacht wiederfinden. Es kam mir völlig vernünftig und notwendig vor, ihn zu töten. Nicht, weil er mich beleidigt hatte, sondern weil er Elidans Bruder war und sich entschlossen hatte, mich von dem abzuhalten, was mein war.
    Wir ritten wieder zu unseren Linien zurück. Artus hatte sich seine Befehle schon überlegt. Aber als er Bedwyr - der wie immer die Reiterei leitete - und mich entließ, ergriff er Ceincaleds Zügel und sagte mit leiser Stimme: >Töte Bran nicht, wenn es nicht sein muß.< Ich sagte nichts. Artus schüttelte die Zügel ein wenig, beugte sich im Sattel herüber und zwang mich, ihm in die Augen zu schauen. Dann ließ er los, wendete sein Pferd und ermutigte mit lauter Stimme seine Männer, gut zu kämpfen.
    Es war eine Schlacht wie die meisten unserer Schlachten. Artus hatte hügeliges Gelände gewählt, denn die Männer zerstreuten sich hier, und Kriegerzahlen haben weniger Gewicht. Unsere Fußtruppe stand Bran im Zentrum gegenüber, wo er die Fußsoldaten seiner Truppe postiert hatte. Auf jedem Flügel waren sie flankiert von den irregulären Truppen seiner Armee und auf der rechten Seite von seiner Reiterei, die der langgezogenen Linie unserer Reiter gegenüberstand. Unsere Krieger zu Fuß griffen an, ehe Bran bereit war, und sie zwangen seine Kerntruppe, sich zurückzuziehen. Die Armee geriet in Verwirrung, manche seiner Männer versuchten, uns zu umzingeln, und die anderen, die sich vor einem Flankenangriff unserer Reiterei fürchteten, versuchten mit der Kerntruppe den Rückzug. Als Brans Truppe es schaffte, den Rückzug zu verlangsamen, geriet die Armee noch mehr in Verwirrung, und unsere Reiterei griff an. Brans Reiter, die versucht hatten, unsere Fußtruppe von der Flanke anzugreifen, wurden überrascht und auf den rechten Flügel hinübergetrieben.
    Ich werde in der Schlacht verrückt, und irgendwie ist das eine Gabe. Ich werde nicht wahnsinnig wie die Berserker. Alles sieht für mich dann so klar aus wie Frühlingswasser auf Sand, und die Menschen um mich her wirken, als ob sie sich langsam und ohne Kraft unter Wasser bewegten. Wenn ich verwundet werde, spüre ich es nicht, denn ich fühle nichts außer einer herrlichen, wilden Freude. Niemals kann ich mich daran erinnern, getötet zu haben, obwohl ich weiß, daß ich getötet haben muß. Meine Erinnerungen sind nur Bruchstücke, wenn der Angriff erst einmal begonnen hat, und so kann ich mich auch jetzt nur an den ersten Teil dieser Schlacht erinnern. Von dem Augenblick, an dem ich meinen ersten Speer geworfen habe, ist alles wie die Erinnerung an einen Traum. Dennoch, manche dieser Fragmente wiederholen sich.
    Ich erinnere mich daran, daß ich einen braunhaarigen Mann auf einem grauen Pferd gesehen habe, der sich zu mir durchkämpfte, aber in dem Wahnsinn bedeutete mir das nichts, obwohl irgend etwas in mir sich an ihn zu erinnern schien. Und dann stand ich ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüber und kämpfte, noch immer wie in einem Traum. Ich weiß, daß ich auf seine Hand einschlug und daß er aufschrie und sein Schwert fallen ließ, und dann wendete er sein Pferd und ritt im Galopp davon, während er die Hand an die Brust preßte.
    Ein Teil des Wahnsinns hatte mich verlassen, und obwohl ich immer noch kaum wußte, was ich tat, trieb ich Ceincaled hinter Bran her. Andere kreuzten meinen Pfad, und ich hieb sie nieder, aber jedesmal schaute ich wieder nach Bran aus.
    Es war Spätnachmittag. Nachher stellte ich fest, daß der Angriff der Reiterei Brans Reiterei und seine Armee zerstreut hatte und daß die Truppe kapitulierte, nachdem ihr König vom Schlachtfeld geflüchtet war. Aber vorher, da sah ich nur den Umhang mit dem Purpurstreifen, der hinter einem Hügel verschwand, und ein finsterer Durst war in mir, diesen Umhang blutdurchtränkt zu sehen. Er hatte einen guten Vorsprung, aber es gibt kein zweites Pferd wie meinen Ceincaled, und ich holte ihn schnell ein.
    Die Nachmittagssonne lag üppig über den Herbstbäumen, und die Geräusche der Schlacht verschwammen hinter uns, als wir sie hinter dem Hügel zurückließen. Das lauteste Geräusch kam vom Stampfen der Hufe unserer Pferde und vom Klingeln des Geschirrs und vom Keuchen unseres Atems. Er hatte ein gutes Pferd. Es lief weiter, nachdem die meisten Tiere zusammengebrochen wären, aber es konnte nicht ewig weiterrennen. Es stolperte, stolperte noch einmal, und Bran zügelte es, ehe ich ihn erreichte, und

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