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Das Koenigreich des Sommers

Das Koenigreich des Sommers

Titel: Das Koenigreich des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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in die Augen, denn ich wußte, ich verschlimmerte meine Situation noch, wenn ich es nicht tat. Die Schande ging tiefer als eine Speerspitze. Ich hatte meinen Herrn in
    Ebrauc entehrt, denn ich war ja sein Botschafter gewesen, ausgesandt in seinem Namen. Ich hatte sein Vertrauen enttäuscht. >Ja<, sagte ich.
    >Warum hast du es mir nicht gesagt?< fragte mein Herr, und sein Gesicht war sehr ruhig.
    Ich zuckte die Achseln, ich wußte nicht, was ich sagen sollte. >Du hast mich beschäftigt gehalten. Das Thema ist nicht aufgekommen. Aber wenn du willst, dann gehe ich als dein Botschafter zu Bran.< >Ich will nicht, daß man dich umbringt<, schnappte Artus. >Ich schicke Rhuawn.<
    >Es ist nicht nötig, einen anderen zu schicken. Bran hatte, als ich wegritt, keine Ahnung von der Sache, und so sollte es auch jetzt sein. Das Mädchen ist nicht so dumm, ihm alles zu sagen.<
    Artus studierte mich. Sein Gesicht war noch immer so ruhig. Ich habe ihn so gesehen, wenn sie ihm nach der Schlacht sagen, wer von seinen Männern tot ist. Ich konnte ihn nicht länger anschauen und tat deshalb, als ob ich die Karte studierte. Ich war wütend und schämte mich, weil er enttäuscht war. >War sie sehr schön?< fragte er endlich, und ich blickte auf und sah, daß sein Gesichtsausdruck weicher geworden war. Ich machte den Mund auf, um nein zu sagen, und statt dessen sagte ich: >Schön wie eine Birke, wenn der Westwind weht - schön wie eine singende Lerche.< Und als ich das sagte, da sehnte ich mich danach, sie wiederzusehen. Ich hätte die ganze strahlende Welt dafür gegeben, ich hätte alles gegeben, und der Handel wäre noch nicht einmal ehrlich gewesen.
    Artus lächelte, >tatsächlich?< Er faltete die Karte langsam zusammen und dachte an etwas anderes - an Gwynhwyfar? >Dann bist du ein glücklicher Mensch. Glaubst du, daß Bran es wirklich nicht weiß?<
    >Herr, ich bin dessen ganz sicher. Selbst in der Familie glauben es die meisten nicht, und ich möchte bezweifeln, daß Bran überhaupt etwas davon gehört hat.<
    >Dann werde ich dich schicken<, sagte Artus und erzählte mir, welche Bedingungen er Bran für den Frieden anbieten wollte. Ich verließ danach den Raum, sattelte Ceincaled und wandte ihn nach Süden. Elidan füllte mein ganzes Herz.
    Aber als ich nach Caer Ebrauc kam, sah ich nichts von ihr. Bran ließ mich an den Toren seiner Festung warten, und ich wartete meinerseits, bis er aus seinem Palast herauskam, um mit mir zu reden. Er hörte sich mit kaltem Desinteresse die Bedingungen an, die
    Artus vorschlug, und als ich fertig war, sagte er nur: >Du bist aus diesem Land verbannt worden. Ich könnte dich töten lassen, weil du zurückgekommen bist.< Ich griff nach meinem Schwert, aber er fuhr fort: >Du bist sehr schnell aus dem Norden gekommen. Sieh zu, ob du nicht schneller zurückkommst. Sag Artus ap Uther, dem Bastard, der Anspruch erhebt auf das Imperium von Britannien, daß Ebrauc einen eigenen König hat. Bran ap Caw hat mehr Anspruch auf die Stellung des Pendragon als Artus, und er wird seinen Kopf keinem Joch beugen, am wenigsten aber Artus’ Joch. Geh, und sag ihm das!< Er schrie es mir mit einer Art Entzücken entgegen, und dann zog er sein Schwert und schlug mein Roß mit der flachen Seite der Klinge. Ceincaled stieg, aber ich beruhigte ihn wieder, zog mein eigenes Schwert und grüßte Bran damit. Das Licht, das in der Klinge wohnt, flammte auf, und es brannte wie ein Blitz - dies ist kein gewöhnliches Schwert. Brans Männer wichen zurück. >Ich will all diese Dinge meinem Herrn, dem Hohen König, erzählen<, sagte ich, >und der Ausgang geht zu deinen Lasten, Bran von Llys Ebrauc.< Dann wendete ich Ceincaled und setzte ihm die Fersen in die Flanken, und wir flogen die Straße hinab wie ein Falke, der zustößt. Ich war wütend genug, um zu weinen, und all meine Gedanken waren bei Elidan.
    Ich ritt nach Norden, bis ich der Familie begegnete, die auf dem Weg nach Süden war, und ich erzählte Artus, daß Bran mich mit Beleidigungen und Prahlereien von den Toren seiner Stadt zurückgewiesen hatte. Mein Herr war nicht überrascht, er seufzte nur und schüttelte den Kopf. Er sagte mir, ich solle beim Troß mitreiten. Schweigend zogen wir dahin. Niemand mochte den Gedanken, die Kampagne im Norden wegen dieser Rebellion fallenzulassen. Die Kämpfe eines ganzen Sommers hatten uns ermüdet, und wir waren nicht wild auf eine regelrechte Schlacht.
    Etwa drei Tage, nachdem ich Caer Ebrauc verlassen hatte, kamen wir dort wieder an.

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