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Das Koenigreich des Sommers

Das Koenigreich des Sommers

Titel: Das Koenigreich des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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Bran war erst wenige Stunden vor unserer Ankunft gewarnt worden. Aber in der Stadt hatte er Platz genug, um größere Armeen unterzubringen, und ihm blieb auch Zeit, die Tore zu schließen und eine Wache auf den Mauern aufzustellen. Wir verbrachten die Nacht im Lager vor den Mauern und fragten uns, was wir tun sollten. Wir konnten keine Belagerung durchführen, ohne die Kampagne im Norden zu verlieren, aber bei uns wußte auch keiner, wie man die Stadt nehmen konnte. Was immer die Römer auch getan haben mögen, niemand bekämpft heutzutage noch eine
    Stadt.
    Am Morgen kam Artus in der grauen Dämmerung aus seinem Zelt, ging an den Mauern umher und schaute sie an. Dann, während wir im Lager frühstückten, kehrte er zurück und gab den Befehl, daß wir, sobald wir gegessen hatten, abziehen und das westliche Ebrauc brandschatzen und plündern sollten. Damals stand das Korn hoch und reif zur Ernte auf den Feldern, und alle Männer waren bei Bran, da der ja seine Armee aufgerufen hatte. Niemand konnte uns aufhalten.
    Es dauerte knapp zwei Tage, ehe Bran mit seiner Truppe aus dreihundert Reitern und zweihundert Kriegern zu Fuß und einer Armee von fünfzehnhundert Mann die Stadt verließ. Wie Artus gedacht hatte, konnte er es sich nicht leisten, die Ernte zu verlieren. Damals zählte die Familie unter sechshundert. Einige von uns führten Raubzüge in abgelegenen Gebieten durch, als Artus die Truppe versammelte, und viele waren in der Kampagne des Sommers getötet oder verwundet worden. Fast die Hälfte von uns waren Reiter, die Chancen standen nicht schlecht.
    Wir hielten auf einem Feld, das wir verbrannt hatten, und um uns herum lagen unberührte Felder und Weiden, die im Wind schimmerten und Bran an die Kosten eines Krieges erinnerten. Wir saßen nicht ab, und Bran schaute mit heißen, blauen Augen ins Nichts, während Artus redete. Artus’ Bedingungen waren großzügig: Er bot Bran an, die Beute zurückzugeben, die wir genommen hatten, und dafür zu sorgen, daß Korn aus anderen Teilen von Ebrauc in die Gegend gefahren wurde, die wir geplündert hatten. Bran sollte ihm dafür Gefolgschaft schwören und den Tribut zahlen. Aber Bran wartete noch nicht einmal, bis Artus fertig war, sondern sagte: >Du willst mir also die Güter zurückgeben, die du mir gestohlen hast. Wirst du mir auch meine Schwester wiedergeben?<
    Artus schaute mich überhaupt nicht an. >Sprich deutlich<.
    >Meine Schwester, sage ich, meine Schwester Elidan, die strahlendste, reinste Frau in ganz Britannien, bis dein Hurenbock von einem Zauberer sie verdorben hat. Kannst du dieses Unrecht wiedergutmachen, Imperator Britanniae? Ich will mich mit dir verständigen, wenn du mir den Mann gibst, den du damals geschickt hast, so daß ich ihn.<
    >Genug!< sagte Artus. >Wie früher, als du deine Männer schicktest, damit sie sich mit meinen streiten, suchst du auch jetzt wieder Ausreden und versteifst dich auf einen privaten Ärger als
    Vorwand für deine Rebellion.<
    >Einen privaten Ärger - einen Vorwand? Wo dein Sendbote aus der Schwester seines Gastgebers eine Hure macht? Ich weiß, daß man dir nicht trauen kann oder irgendeinem aus deiner Truppe. Wahrhaftig! Ich werde meine Frauen schützen müssen, wenn ich mit dir Frieden schließe!<
    >Genug!< sagte Artus noch einmal, und Bran hörte auf. >Du hast diese Rebellion im Sinn, König Bran, seit du an der Macht bist. Und als du meinen Boten vor einer Woche mit Beleidigungen von deinen Toren gewiesen hast, da sagtest du solche Dinge nicht.<
    >Hätte ich es damals gewußt!< schrie Bran. >Dann hätte ich ihn die Spitze meines Schwertes spüren lassen und keine Beleidigungen<. Zum erstenmal schaute er mich direkt an. >Du Bastard einer Hexe, um dich kümmere ich mich, noch ehe der Tag vorüber ist. Merk dir gut, wo ich in der Schlacht reite.<
    Endlich konnte ich ihm antworten. Aber ich gab ihm keine Antwort. Ich fragte nur: >Wo ist deine Schwester?<
    Er starrte mich an und sagte: >Ich habe sie eingeschlossen, an einem Ort, wo du sie nicht noch einmal beschmutzen kannst. Trotz all deiner Zauberkünste wirst du heute sterben, wenn meine Schwerthand auch nur ein wenig Kraft hat.<
    >Es sei, wenn meine Schwerthand keine hat<, sagte ich. Ich fühlte mich völlig ruhig, und ich wußte, ich würde ihn noch an diesem Tag töten. Ich musterte ihn sorgfältig: das braune Haar, der Bart, der von einer alten Narbe gespalten wurde, Augen von der gleichen Farbe wie Elidans Augen. Er ritt einen grauen Hengst, und sein Umhang

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