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Das Koenigreich des Sommers

Das Koenigreich des Sommers

Titel: Das Koenigreich des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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Küchentrampel. Aber jetzt ist meine Herrin fertig - sie ist ausgegangen, auf die Falkenjagd, mit Maelgwyn Gwynedd. Ich bin froh, daß du mir hilfst, Rhys.«
    »Dann laß das Dach warten. Ich muß mit meinem Herrn eine Angelegenheit besprechen.«
    »Eine wichtige Angelegenheit?« begann sie ganz locker, und ich schnitt ihr das Wort ab.
    »Ja, eine sehr dringende Angelegenheit.«
    Sie stand da und starrte mich einen Augenblick an. Dann plötzlich setzte sie sich neben mich und nahm meinen Kopf in die Hände. »Ach, du hast aber einen harten Schlag erhalten«, sagte sie, während sie meinen Hinterkopf sehr sanft berührte. Sie schaute sich um, sah den Kessel mit dem abgekochten Wasser und nahm ihn auf. Dann holte sie ein Taschentuch aus ihrer Rocktasche und weichte es ein. »Laß mich die Beule verbinden.«
    Ich grunzte, aber ich ließ sie gewähren. Sie machte es energisch, aber sanft. »Also ich frag’ mich, mit wem er sich wohl gestritten hat«, sagte sie. »Mit Saidi ap Sugyon?«
    Darüber mußte ich lächeln. »Traurigerweise nicht. Was noch trauriger ist, es war gar kein Streit. Ich habe nur fast eine Tracht Prügel bekommen.«
    Sie zischte zwischen den Zähnen durch. »Doch nicht von deinem Herrn? Mußt du deshalb mit ihm reden?«
    »Nein, es war nicht mein Herr. Es war natürlich nicht Gawain. Es war ein anderer Krieger.«
    »Mögen Sie alle verdammt sein, die ganze Bande, mit ihren Schwertern und schweren Händen«, sagte Eivlin bitter und ohne eine Spur von Spott. Ich schaute sie scharf an.
    »Geh nicht so leicht mit deinen Flüchen um. Die Hölle, das ist ein schrecklicher Ort. Dorthin schickt man keinen Menschen, wenn man nicht genau weiß warum. Und manche verdienen es auch nicht.«
    »Mögen sie trotzdem alle verdammt sein.« Eivlin ließ ihre Hände in den Schoß sinken und schaute mich kalt an. »Sie denken an nichts anderes als an sich selbst und an das, was ihnen Spaß macht.«
    »Mein Herr ist anders«, sagte ich. »Und ich kenne weitere Männer, die gut sind.«
    Sie zuckte die Achseln und seufzte. »Dann habe ich nie welche kennengelernt.«
    Ich packte sie am Handgelenk, damit sie mir zuhörte, und fragte: »Was ist mit Medraut, dem Bruder meines Herrn?«
    »Dem!« sagte sie und hielt dann abrupt inne. Ihr Gesicht war plötzlich verschlossen. »Na, wie du schon sagst, er ist der Bruder deines Herrn.« Sie stand auf, machte sich von mir los, und ich ließ ihre Hand fahren. »Du wartest also hier auf deinen Herrn«, sagte sie, während sie mir noch immer den Rücken zukehrte.
    Ich nickte, dann begriff ich, daß sie mich nicht sehen konnte, und sagte: »Ja.«
    »Na, und erwartest du ihn bald?«
    Das war das Problem: Es dauerte wahrscheinlich noch lange. »Noch vor der Nacht wird er zurück sein, wenn nicht schon bei Sonnenuntergang.«
    »Und es wäre dir gleich, daß er jetzt bei Medraut ist?«
    »Ist er das? Was tut er denn dort?« Ich sprang auf die Füße, und ein kleiner Schmerz durchschoß meinen Kopf. Eivlin drehte sich um und packte meinen Arm, während ich zusammenzuckte.
    »Faß das nicht an! Der Herr Gawain redet gerade mit dem Herrn Ronan MacSuibhne, einem von Lots Kriegern. Es geht um eine politische Angelegenheit. Ronan ist ein Mitglied des königlichen Clans, und deshalb wohnt er bei Medraut. Es sieht so aus, als ob dein Herr ihn schon gekannt hätte, ehe er nach Britannien kam, und er hofft wohl, jetzt etwas von ihm zu erfahren, weil Medraut nicht da ist.«
    »Ach«, sagte ich, »ist das alles? Na, dann gehe ich hin und suche ihn dort auf. - Vielleicht will ich auch mal nachsehen, wieviel Dachreparatur anschließend notwendig ist.«
    »Mit dem Kopf kannst du keine Dachreparatur machen«, riet Eivlin. »Du hast eine herrliche Beule auf dem Hinterkopf, und das Dachdecken macht dich nur schwindelig.«
    Wir machten uns auf den Weg durch die Festung. Eivlin ging neben mir und plauderte über die Küche und die Narren, die dort arbeiteten. Sie brachte mich zum Lachen, und das brachte meinen Kopf zum Schmerzen, aber ich mußte einfach lachen, auch wenn es weh tat. Als wir endlich das Haus erreichten, das niedrig und breit an der Mauer der Festung stand und ein faules Dach hatte, machte Eivlin einen kleinen Knicks und öffnete die Tür. »Du gehst zuerst hinein, denn du hast ja Kopfschmerzen«, sagte sie.
    Ich lächelte sie an. Ich mochte sie sehr. Dann trat ich ein.
    Ich hörte nur eine sanfte Bewegung hinter der Tür, und dann, ehe ich Zeit hatte, den Kopf umzudrehen, zersplitterte die Welt

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