Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman
Rächer von Quatérshift galt.
Der Mensch hatte ohne die Maske gewonnen.
»Du hast heute Nacht Glück gehabt.« Die Worte trieben von der Dolorous-Insel über den Fluss.
»Ich habe zugelassen, dass man mich gefangennimmt, um mehr über ihre Pläne zu erfahren.«
»Das rede dir nur schön selbst ein.«
Jeden Tag, da die Spirit Of The Lake dem Shedarkshe nach Südosten folgte, wurde es heißer. Der Bug des Tauchboots schien Tränen von Kühlflüssigkeit auszuschwitzen, und das Knirschen und Krachen der Wärmetauscher war zum stetigen Begleiter der Expedition
geworden. Die Nerven aller waren bis zum Zerreißen gespannt, Kämpfe und Rangeleien an der Tagesordnung, während sie einen Teil des Flusses bereisten, den noch kein Entdecker je auf einer Karte eingetragen hatte. Der Kommodore hielt ihren Kurs mittels eines Kompasses und eines Kartografiestifts fest, und die große Leere auf der sauber linierten Papierrolle rief ihnen immer wieder ins Gedächtnis, wie tief ins Unbekannte sie sich vorwagten.
»Kein Zeichen irgendwelcher Saatschiffe«, stellte Kommodore Black fest. »Wir werden bald an die Grenzen des Daggischten-Reichs gelangen. Ich hoffe, unser kreuzverdammter Dampfmann weiß, was er tut.«
Amelia stand hinter den beiden Ruderplätzen und biss die Zähne zusammen. Wenn der quecksilbersüchtige Eisenflanke nicht wusste, wohin sie fuhren, dann war die gesamte Expedition gefährdet.
»Die Daggischten sind da draußen«, sagte Bull Kammerlan. »Wenn sie so weit im Westen keine Patrouillen aussenden, dann ist es ein Zeichen ihrer Stärke, nicht ihrer Schwäche.«
»Ich dachte, nur Eisenflanke sei je bis hierher gekommen«, bemerkte Amelia. »Was wissen Sie über diese Gegend?«
Bull grinste. »Die Craynarbier hier am Rand des Grünnetzes beten die Daggischten an. Wenn man glaubt, dass die Götter einen beschützen, dann wird man schnell leichtsinnig. Leichte Beute.«
»Sie sind wirklich ekelhaft«, sagte Amelia. »Wie viele
Tausend Leben haben Ihre Sklavenjäger in Liongeli ruiniert?«
»Ich sehe es vielmehr so, dass wir ihnen ein besseres Leben beschert haben. Sie haben nur einen kleinen Vorgeschmack darauf bekommen, was es heißt, im Dschungel zu überleben, Süße. Wenn man diese Hölle ein paar Jahre überstanden hat, dann hat das Leben als cassarabischer Sklave im Vergleich äußerst angenehme Seiten.«
»Deswegen mussten Sie ihre Dörfer ja auch mit Gas bombardieren«, bemerkte Amelia, »anstatt den Eingeborenen lediglich eine Fahrkarte zur Flussmündung zu verkaufen.«
»Sie können von mir aus gern hochnäsig auf uns heruntergucken, Süße, aber es ist das Wissen meiner Crew über den Shedarkshe, welches dafür sorgt, dass Ihr Schädel auf Ihrem Hals bleibt und nicht auf Apfelgröße eingeschrumpelt am Hals eines Kriegerhäuptlings baumelt.«
»Das reicht, Bull«, unterbrach ihn der Kommodore. »Wegen eurer Kenntnisse über den Fluss haben wir dich und deine Leute aus dem Wasserknast im Bonegate rausgeholt, also sei ein wenig dankbar dafür, ja?«
»Aye-aye, Sir«, sagte Bull. »Wir beide gehören schließlich aufs Wasser, auf die eine oder andere Weise, nicht wahr?«
»Du solltest die Erinnerung an gemeinsame Zeiten nicht überstrapazieren«, warnte der Kommodore.
»Ja, ich glaube, ich erinnere mich, dass du so etwas
Ähnliches bei meinem Prozess vor dem Kriegsgericht gesagt hast.«
»Fahrwasser teilt sich voraus, Skipper«, rief Billy von seinem Horchposten. »Drei Fahrrinnen.«
»Fahrt stoppen«, befahl der Kommodore. Er zog ein Sprachrohr aus der Wand und wählte die Nummer, die zu Eisenflankes Kajüte gehörte. »Kommen Sie auf die Brücke, alter Dampfer. Sie haben bisher nichts davon gesagt, dass hier weitere Flüsse in den Hauptstrom münden.«
Ein überraschter Ausdruck zeigte sich auf dem Gesicht des Kommodore. Es kam keine Antwort aus den Lautsprechern.
»Ich gehe ihn suchen«, erklärte Amelia und verließ die Zentrale.
Und tatsächlich fand sie ihn. Er lag in einer Lache aus dunklem Öl, das er aus den Schweißnähten seines Kessels erbrochen hatte, und in der Luft hing ein deutlicher Magnesiumgeruch, während seine Beine zuckten und zappelten und er sich dem tiefen Quecksilberwahn hingab. Es sah nicht so aus, als ob seine Reise in das Land der Träume besonders angenehm ausfiel. Amelia wusste zunächst nicht, ob sie Mitleid oder Ekel für das Metallgeschöpf empfinden sollte. Über das Sprachrohr seiner Kajüte rief sie die Waffenmeisterin, und Veryann erschien wenig
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