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Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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später mit zwei Kämpferinnen im Schlepptau.
    »Beim Blute Forman Thawnights«, fluchte Veryann, als sie den halb bewusstlosen Dampfmann auf dem Boden
erblickte. »Ich dachte, wir hätten seinen Quecksilbervorrat entdeckt und ausgehoben.«
    »Er hatte wohl noch etwas versteckt«, sagte Amelia. Ihre Finger fuhren über die verräterische Spur weiß geäderten Kohlenstaubs auf dem Klapptisch in der Kajütenecke. Ein schrecklicher Gedanke ging ihr durch den Kopf. »Das Quecksilber, das Sie kurz nach unserer Einschiffung bei Eisenflanke konfiszierten, was haben Sie damit gemacht?«
    »Ich habe es ins Quartier des Waffenmeisters gebracht«, erklärte Veryann, »und in einem der Flintenschränke verwahrt. Die Waffenkammer wird von meinen Leuten bewacht, Tag und Nacht.«
    »Schauen wir nach.«
    Veryann führte Amelia an einem Posten vorbei in den engen Raum, der den Waffenübungen vorbehalten war. Eine zweite Wache stand vor dem kleinen Waffenlager an Bord des Tauchboots, aber trotz der catosischen Wachsamkeit musste Amelia mit Schrecken feststellen, dass der Schrank, den man ihr nun öffnete, leer war.
    »Das ist doch nicht möglich!«, entfuhr es Veryann. »Die Wachen wechseln ständig. Es gibt keine Schicht, bei der dieser Raum nicht abgeschlossen und bewacht ist.«
    »Vielleicht hat es ein Geist gestohlen«, sagte Amelia. Verdammter Verräter. Aus ihrer Mitte hatte er schon wieder zugeschlagen und ihre Chancen auf eine Weiterfahrt ebenso gründlich ruiniert wie zuvor, als er die Gasreiniger angezündet hatte. »Ach Eisenflanke, warum
mussten Sie sich ausgerechnet diesen Augenblick aussuchen, um Ihrer Schwäche nachzugeben?«
    »Ich hätte die Droge über Bord werfen sollen«, knurrte Veryann. »Aber ich dachte, es könnte noch ein nützliches Druckmittel sein, falls unser Dampfmann-Kundschafter irgendwann unkooperativ werden sollte.«
    Amelia untersuchte das Gitter vor der Lüftung, die in die Decke eingelassen worden war. Es saß locker. Wenn jemand sich auf der Sprite gut genug auskannte … »Ja, Sie hätten das Zeug den Abort hinunterspülen sollen.«
    »Der Dampfmann hat vielleicht gar nicht gewusst, dass sein Koks mit Quecksilber versetzt war«, sagte Veryann. »Der Verräter hat möglicherweise seinen Kohlenvorrat vergiftet.«
    Amelia schüttelte den Kopf. »Nein, Eisenflanke wusste, was er tut. Ich weiß nicht, wovor er zu fliehen versucht, aber was auch immer es sein mag, er muss nicht mit Tricks dazu gebracht werden, Quecksilber zu sich zu nehmen. Es wird gereicht haben, ihm das Zeug auf den Tisch zu legen.«
    Veryann wandte sich an die beiden Soldatinnen. »Legt den Dampfmann in seine Koje. Sein Rausch kann tagelang anhalten.«
    »Stellen Sie doppelte Wachen an seiner Tür auf«, forderte Amelia. »Immer zwei Leute gleichzeitig. Niemand darf je mit ihm allein sein.«
    »Sie eingeschlossen, Professorin?«
    »Ich, Kommodore Black, jeder Maat dieser Crew.«
    »Ich habe nicht annähernd genug freie Kämpferinnen
für diese Fahrt mit an Bord gebracht«, seufzte Veryann. »Es gibt inzwischen keine Kabine und keine Bordverkleidung in diesem uralten Unterwasserschiff, die wir nicht bewachen.«
    »Und ich hatte gedacht, Quest leide ein wenig an Verfolgungswahn, als er Ihre Elitetruppe an Bord befahl«, sagte Amelia.
    »Der klügste Mann von Jackals?«, erwiderte Veryann. »Nein, ich denke, er war gerade vorsichtig genug. In den Stadtstaaten gibt es ein Sprichwort: Nur weil du an Verfolgungswahn leidest, heißt das nicht, dass du nicht verfolgt wirst.«
    Amelia betrachtete den armen Eisenflanke, dessen Sprechvorrichtung in einer niederen Sprache vor sich hinschnarrte, die wie das statische Rauschen der Tauchboot-Lautsprecher klang. »Verdammt nochmal, Sie närrischer alter Dampfer.«
    Sein Quecksilber-Alptraum ging weiter. Ihrer fing gerade erst an.
     
    Der Schweiß von Kommodore Black tropfte auf den Kartentisch in der Zentrale. Die Kartographen wussten nur eines mit Sicherheit über den Shedarkshe – dass der Fluss nach Südosten führte und schließlich in jenem meergroßen See endete, der sich vor den Toren der Daggischten-Hauptstadt ausbreitete. »Nun, Bull, du bist unser Flusskenner, was weißt du über diese drei Fahrwasser?«
    »Der rechte Arm führt nicht bis zu den Quellen des
Flusses. Der in der Mitte soll die kürzeste Route darstellen, und er ist auch am breitesten, aber dort wird es eher früher als später Ärger mit den Saatschiffpatrouillen geben. Der linke Arm führt nach Nordost; er soll einen

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