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Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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bewerben, sobald Sie eine neue Fabrik eröffnen, stellt Ihnen ganz offensichtlich ein sehr gutes Zeugnis aus. Es geht mir vielmehr um die Dinge, die Sie herstellen lassen – und zwar im Besonderen in Ihrer Luftschiffswerft in Ruxley Waters.«
    »Die Admiralität hat sich doch wohl nicht über die Qualität der Aerostaten beklagt, die von mir geliefert werden, oder, Erster Hüter?«
    »Wohl kaum«, antwortete Carl. »Ihre Luftschiffbauer zählen zu den fähigsten in ganz Jackals, und die Modelle, die Sie entwickeln lassen, sind ihrer Zeit voraus  – aber das wissen Sie angesichts Ihres Auftragsbuchs vermutlich selbst.« Der Politiker deutete mit dem Finger auf die Leibwächterin, die diskret an der Tür zum Speisesaal des Clubs stehen geblieben war. »Sie ist eine Kämpferin einer freien Gefolgschaft? Aus den catosischen Stadtstaaten?«
    »Veryann? Ja.«
    »Unsere Nation blickt auf eine lange, unglückliche Tradition zurück, in der es stets hingenommen wurde, dass sich die Reichen und Mächtigen Privatarmeen hielten, weil man sich einredete, es seien nur für den heimischen Einsatz gedungene Streiter, die als Reservisten
im Kriegseinsatz dienen konnten. Ich habe nicht die Absicht, das erste Parlamentsoberhaupt zu sein, das nun auch den Aufbau einer privaten Luftwaffe toleriert.«
    »Es wäre etwas schwierig, die neuen Modelle gründlich zu testen, wenn wir kein Celgas verwenden dürften, um die Luftschiffe aus unseren Werften aufsteigen zu lassen«, wandte Quest ein.
    »Das jackalianische Monopol auf Celgas hat unseren Staat seit Hunderten von Jahren gesichert«, erwiderte der Erste Hüter. »Ihre Testflüge finden mit etwas zu großer Regelmäßigkeit statt, und die Differenz zwischen den Gasfässern, die bei Ihnen angeliefert werden, und dem Brennstoff, der auf diesen Flügen verbraucht wird, wächst allmählich ein wenig zu sehr.«
    »Ich werde diesbezüglich mit den Aufsehern in den Werften sprechen«, versicherte Quest.
    »Bitte tun Sie das.« Carl nickte zustimmend. »Wir haben die Handelsmarine für alle kaufmännischen Flüge, und wir haben die Königlich-Aerostatische Marine, um für unsere Verteidigung zu sorgen. Ihre Testflüge sind eine Sache, aber lassen Sie mich das in aller Deutlichkeit sagen: Es gibt keinen Platz für eine dritte Kraft im Luftraum über Jackals.«
    Quest schnaubte. »Ich bin kein Patentpirat, Ben. Mir ist klar, dass es intelligentere Möglichkeiten gibt, Reformen für das Volk durchzusetzen, als ein Luftschiff über dem Haus der Hüter in Position zu bringen und den Parlamentariern so lange Flossenbomben auf die Köpfe zu werfen, bis sie Gesetze beschließen, die Frieden
unter den Völkern und Wohlstand für die Bedürftigen gewährleisten.«
    »Dann ist es ja gut. Unsere Nation ist von neiderfüllten Diktaturen umzingelt, die den Reichtum unseres Volkes begehren und die Freiheiten zerstören wollen, derer wir uns erfreuen; auf den Hinterbänken des Parlaments tummeln sich zahlreiche Herzländer, Puristen, Brüller und Mittelzirklisten, die den ersten Gleichmacher-Hüter seit hundert Jahren nur zu gern scheitern sehen würden, und was Sie selbst betrifft …«
    »Die Kaufmannszunft war stets ein Geschäft mit großem Wettbewerb, Erster Hüter. Die Zahl meiner Feinde da draußen ist für mich eine der wenigen verbliebenen Möglichkeiten, meine Leistung zu messen.«
    Ein emsiger Bediensteter des Clubs trat zu den beiden Männern und bot ihnen ein Glas Jinn. So war es Tradition im Strandswitch Club: Brandy war immer noch aus der Mode, seit Jackals’ Nachbarland Quatérshift vor ein paar Jahren versucht hatte, die Republik zu überrennen. Benjamin Carl ergriff das Glas und schwenkte den Alkohol darin, als wolle er in den rosafarbenen Schlieren die Zukunft lesen.
    »Wir alle sind in unserer Arbeit gewissen Grenzen unterworfen, Abraham. Ich dachte, ich könnte in dieser Position so viel erreichen – aber dank der Bürokraten von Greenhall, der anderen Parteien und der Grabenkämpfe meiner eigenen Gleichmacherfraktion erscheint es mir, als könne ich immer nur ein Zehntel dessen umsetzen, was ich mir vorgenommen habe.«
    »Nun, das verstehe ich sehr gut«, sagte Quest. »Halten Sie sich doch nur einmal vor Augen, wie diese Mistkerle mit mir umspringen.«
    »Nun ja, Ihnen scheint es dennoch sehr gut zu gehen. Ganz gleich, wie sehr man versucht, Ihnen die Flügel zu stutzen.«
    Quest sog das Bukett des Jinns ein. »Mir meine Flügel stutzen oder sie mir wegzunehmen? Ich sehe die Dinge

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