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Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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anders, Ben. Deswegen betrachten mich einige als Genie, andere hingegen als Verrückten oder Narren. Mein geschäftlicher Erfolg ist für mich nur ein Spiel.«
    »Aber das spielen Sie sehr gut«, bemerkte der Politiker. »So gut, dass es Ihnen gelungen ist, die Regeln nach Ihren Wünschen zu gestalten.«
    »Ist es demnach Zeit für ein neues Spiel, Ben?«
    »Ich will Ihnen etwas sagen.« Der Erste Hüter beugte sich vor. »Das Establishment lehnt uns beide gleichermaßen ab, aber bei mir wissen die Leute zumindest, was sie zu erwarten haben. Jeder, der genug Grips hat, um Gemeinwohl und das gemeine Volk zu lesen, der weiß, wofür ich einstehe. Aber bei Ihnen hat man keinerlei Anhaltspunkte. Sie werden zum reichsten Mann Middlesteels, und dann verschenken Sie jedes Jahr Ihr Geld an die Armen. Man versucht, Sie immer wieder zu zerstören, aber letztlich sind es jedes Mal Sie, der die bankrotten Unternehmen Ihrer Widersacher übernimmt. Sie verfahren mit der größten Nation der Welt, als sei sie ein Blatt bei einem Kartenspiel, allein dazu geschaffen, Ihnen etwas Vergnügen zu bereiten. Sie machen den Leuten Angst.«
    »Ich mache hin und wieder gern ein wenig Unfug«, gab Quest zu, »um meinen Verstand frisch und um den schwarzen Hund auf Abstand zu halten. Ohne meine wenigen, armseligen Ablenkungen erscheint alles so grau und leer.«
    »Das verstehe ich«, sagte Ben Carl. »Aber dennoch sollten Sie Ihren Luftschiffbauern unmissverständlich klarmachen, dass Sie Ihr Spiel auf den freien Markt beschränken wollen.«
    »Hat irgendjemand über mich geplaudert, Erster Hüter?«
    Carl deutete zur Decke. »Die Information stammt aus einer nicht näher bestimmten Quelle. Man ließ eine Notiz auf mein Fenstersims im Parlamentsgebäude flattern. Sie müssen vorsichtig sein, Abraham.«
    Abraham Quest tippte sich seitlich gegen die Nase. »Das verstehe ich. Lassen wir es damit bewenden.«
    Carl sah seinem reichen Freund nach, der nun den Club verließ. Er hoffte für den Industriebaron, dass er sich an sein Wort gebunden fühlen würde. Denn falls nicht, dann würde die statuenhafte Söldnerin, die ihn bewachte, nicht annähernd ausreichen, um sein Leben zu schützen. Nicht, falls der Wolkenrat über ihn richten wollte.
    Der Butler trat erneut zu ihm, um das Jinnglas aufzufüllen. Seine schwarze Clublivree konnte kaum verbergen, dass der Bedienstete eigentlich ein Agent der Politpolizei war. Ein Spitzel. Ben Carl hatte sich noch immer nicht an die Tatsache gewöhnt, dass diese Leute
nun seine Schergen waren und keine Verfolger mehr, die ihn in die Enge treiben wollten.
    »Glauben Sie, er wird auf Sie hören, Sir?«
    »Der klügste Gentleman von ganz Middlesteel«, seufzte der Erste Hüter. »Woher soll ich das wissen?«
    »Wir wissen immer noch nicht, was er in der Luftschiffswerft von Ruxley Waters wirklich plant.«
    »Luftschiffe sind für ihn nur Spielzeug, wie alles andere«, sagte Carl. »Spielzeuge, deren Reichweite, Schnelligkeit und Höhentauglichkeit man ständig verbessern kann.«
    »Es handelt sich um die Spielzeuge der Königlich-Aerostatischen Marine, Sir. Er darf sie lediglich bauen.«
    »Er ist ein guter Mann«, erklärte Carl. »Ein Menschenfreund. Die Hälfte der Fabrikarbeiter in unserem Land hat mehr zu essen und schuftet weniger Stunden, seit er mit den Modellwerken von Haus Quest neue Maßstäbe gesetzt hat. Er hat für die Menschen in Jackals mehr getan als ich mit meinen Fabrikgesetzen. Er ist ein Patriot.«
    Der Polizeiagent füllte dem Politiker das Glas erneut und verbeugte sich kurz. »Wie wir alle, Sir, wie wir alle.«
     
    Chivery gefiel es gar nicht, dass man ihm den neuen Jungen derart aufgedrückt hatte. Es war ohnehin schon gefährlich genug, sich als Schmuggler in Jackals durchzuschlagen und des Nachts darauf hoffen zu müssen, dass sich die Steuerbeamten von Greenhall nicht ausgerechnet seine Lieblingsbucht ausgesucht hatten, um
zu überprüfen, dass kein Tauchboot wie das ihre die Linien durchbrach. Gefährlich genug, auch ohne dass er noch einen grünen Burschen wie diesen Tom Gashford beaufsichtigen musste. Einen Jungen, der dann zu viel redete, wenn er besser still gewesen wäre, und der gar nichts sagte, wenn ein paar Worte angebracht gewesen wären. Aber es war verständlich, dass der Skipper der Pip Sissy den jungen Tom in die Obhut eines erfahrenen Schmugglers wie Chivery gab. Der Junge musste die versteckten Pfade durch die Wälder und die Lichtungen kennenlernen – jene Orte, an

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