Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman
Wollen wir doch mal sehen, ob Prinz Doppelmetall so schlau ist, wie er glaubt, dieser Fürst der Verrückten, der seine Nieten wie wandelnde Rasierklingen zuspitzt und die Knochen ehrlicher Reisender zerquetscht, die in seine Klauen fallen.«
»Kommen Sie, ich helfe Ihnen«, schlug Billy Snow vor.
»Ich kenne mich mit Maschinen aus«, sagte T’ricola. »Ich löse Sie ab, wenn Sie müde werden.«
Der Kommodore beugte sich vor, um das Schloss zu untersuchen, und der Horcher und die Obermaschinistin der Sprite traten neben ihn. Nur ein paar Stunden blieben noch, bis der heraufziehende Morgen die sternfunkelnde Nacht aufbrechen und ihre Verabredung mit den Donnerechsen in der Grube nebenan einläuten würde.
»Oh, das ist schlau gemacht«, erkannte der Kommodore. »Dieses Schloss ist ein Kunstwerk. Die Kodierung dieses gnadenlosen Geräts stellt sich alle paar Minuten neu ein – noch dazu in stets wechselnden Intervallen, soweit ich das erkennen kann. Sobald man sich ein System zurechtgelegt hat, um das Schloss zu knacken, setzt das verdammte Ding auf halbem Weg neue Spielregeln.«
»Was nützt es überhaupt, die Tür zu sprengen?«, fragte Eisenflanke und deutete auf das dampfende Öl unter ihnen.
»Wir könnten an der Aufhängung des Käfigs hochklettern«, sagte Veryann, »oder von einem Käfig zum anderen springen bis zum Rand der Grube.«
»Lass mich sehen, lass mich sehen«, murmelte der
Kommodore vor sich hin und gab jammernde und knurrende Geräusche von sich, während er seine Geschicklichkeit mit der des Schlosses maß. T’ricola sah ihm dabei zu, und Billy Snow lauschte dem Rattern des Mechanismus, lernte das Klick und Klack zu erkennen, das einer Neueinstellung vorausging.
Der Kommodore wurde immer angespannter, denn jeder noch so kleine Sieg wurde stets wieder zunichte gemacht, sobald das Schloss seinen Code änderte. »Oh, du verdammtes Mistding. Du finsteres Konstrukt, du spielst mit meinen Fähigkeiten und zerstörst meine Hoffnungen mit den scharfen Klippen deiner gemeinen Erfindung.« Das ferne Heulen aus der Arena neben ihrer Grube lenkte ihn ab – eine grimmige Erinnerung an das Schicksal, das auf sie wartete, falls sie das Schloss nicht überwanden. »Was ist das jetzt schon wieder? Kreuzverdammte Wölfe, die den Mond anheulen, oder Donnerechsen? Können sie nicht mal ruhig bleiben? Muss ich auch noch ihrem Gesang lauschen, während ich dieses teuflische Ding überliste?«
»Ihre Ketten werden mit wilder Energie durchströmt«, erklärte Eisenflanke. »Um diese Geschöpfe zu quälen und sie vor einem Kampf zu größerer Mordlust anzustacheln. Ich sah, wie viele meines Ordens auf diese Weise geopfert wurden, als ich hier das letzte Mal festgehalten wurde.«
»Sind die Voraussetzungen nicht schon ungleich genug?« , stöhnte der Kommodore. »Die tapferen Beine des armen alten Blacky sind über die Jahre durch die
mageren Annehmlichkeiten, die ich mir abzwacken konnte, als ich mit meinen Freunden in Tock House lebte, langsam geworden. Man muss die Donnerechsen nicht noch anstacheln, damit sie sich auf meine müden Knochen stürzen … Jedes lebende Geschöpf, dem wir in Liongeli begegnet sind, hat in wilder Vorfreude mit den Kiefern geknackt, wenn es die zweibeinige Mahlzeit sah, die in der Uniform eines Skippers der Sprite an ihnen vorüberkam.«
Die Zeit lief ihnen davon, aus einer Stunde wurden zwei, dann drei. Als die Hände des Kommodore schließlich zitterten und sich verkrampften, übernahm T’ricola und versuchte, das System zu überwinden. Während der Kommodore das Schloss gekitzelt hatte wie ein Musiker, der über sein Instrument streicht, packte sie mit ihren knochigen, craynarbischen Manipulatorarmen zu und drehte den Mechanismus mit schnellen, entschiedenen Bewegungen. Sie kämpfte immer noch mit dem Schloss, als der Käfig sich bewegte und aus der Ölgrube gehievt wurde.
»Nein!«, fluchte T’ricola. »Wir sind so kurz davor. Es ist noch immer Nacht, die Sonne hat den Horizont noch nicht einmal erreicht.«
»Man hätte doch eigentlich annehmen sollen, dieser krötenköpfige Prinz wäre ein Spätaufsteher«, jammerte der Kommodore. »Dass er sich noch in dem Öl seiner eigenen Leute aalt und seine fiesen Stahlknochen mit einem netten Bad verwöhnt, bevor er beschließt, uns in seine Todesarena werfen zu lassen.«
Dennoch, ihr Gefängnis hob sich. Es schwang vorbei an den Käfigen mit den verrottenden Leichnamen und den Knochen der craynarbischen Stammeskrieger, die
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