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Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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dem Gebiet der Siltempter zu nahe gekommen waren. Dieses Schicksal stand den Expeditionsteilnehmern nicht bevor. Für sie war ein wesentlich aktiveres Ende geplant als das langsame Verhungern im Öldunst.
     
    Das Päckchen war kaum durch die Essensklappe in der Zellentür geschoben worden, als wieder eine Stimme aus den Schalltrichtern erschallte – diesmal jedoch nicht Roburs. »Öffnen Sie die Kiste.«
    Cornelius zog den Riegel des Deckels zurück. Was blieb ihnen anderes übrig? Ein Sichtschlitz öffnete sich in der Zellentür; offenbar überwachte jemand, ob er und Septimoth den Anweisungen folgten. In der Kiste befand sich ein Durcheinander von Lederriemen und Schnallen, aber auch zwei übergroße und dick gefütterte Handschuhe.
    »Zuerst ziehen Sie dem Laschliten die Handschuhe über. Dann befestigen Sie das Geschirr über seinen Flügeln.«
    Cornelius zögerte, und eine Frauenstimme drang aus dem Sichtschlitz: »Tun Sie, was man Ihnen sagt, andernfalls riskieren Sie eine Gewehrkugel in den Kopf.«
    Septimoth breitete die Arme aus, und Cornelius umhüllte die Krallen seines Freundes mit den dicken Handschuhen, bevor er ihm das Geschirr umlegte.
    »Sie beleidigen mich«, sagte Cornelius. »Bin ich so unbedeutend,
dass Sie nicht auch ein paar Handschellen für mich mit beigelegt haben?«
    »Sie sind nur ein Mensch«, erklärte die Stimme vor der Zellentür. »Eine einarmige Missgeburt, deren künstlicher Arm deaktiviert wurde. Ihr großer Freund ist eine andere Sache. Wir wollen vermeiden, dass er wegzufliegen versucht oder uns mit seinen beeindruckend aussehenden Klauen in Stücke reißt.«
    »Sie haben dich offenbar richtig eingeschätzt«, sagte Septimoth, und sein Schnabel verzog sich zu einer Art Lächeln, während Cornelius den Harnisch mit den Schnallen um seinen Körper legte.
    »Den soll ich wohl besonders eng festziehen, oder?«
    Als Septimoths Flügel und Klauen dergestalt gesichert waren, öffnete sich die Zellentür, und eine Offizierin mit einer Pistole winkte sie in einen Flur, in dem weitere Soldatinnen mit Gewehren warteten. Sie trugen die kirschroten Uniformen des Fechterregiments des Hauses Quest, und ihre Kommandantin war Roburs so genannte »Tochter«.
    »Ah, dann sind Sie nun doch in das Familienunternehmen eingestiegen«, sagte Cornelius.
    »Wir hätten Robur auch selbst retten können«, erwiderte die Catosierin, »wenn wir die Darksun-Festung aus der Luft angegriffen hätten. Aber eine solche Vorgehensweise hätte Aufmerksamkeit erregt, außerdem waren Sie ohnehin schon mit großer Effizienz jenseits der Grenze tätig. Sie dazu zu bringen, Robur aus Quatérshift zu retten, bot sich einfach an.«

    »Und Sie haben Ihre Rolle sehr gut gespielt«, sagte Cornelius. »Auch verstehe ich, wieso Sie mir einen Bären aufgebunden haben. Ich bin sicher, das Erste Komitee hätte sich gefragt, wieso einer der Stadtstaaten des Catosischen Bundes ihnen den Krieg erklärt, nur um einen einzigen Gefangenen zu entführen.«
    »Es war nicht die Reaktion in Quatérshift, die uns Sorgen bereitete«, sagte die Offizierin. Eine weitere Zellentür schwang auf, und eine Gestalt, die von einem Fluchanzug niedergedrückt wurde, trat auf den Korridor. »Sondern vielmehr die Ihrer Leute …«
    »Damson Beeton!«
    Cornelius erkannte sie jetzt erst unter dem dicken, nachtschwarzen Panzer, dessen Metall Zoll um Zoll mit silbernen Beschwörungen überzogen war. Ganz gleich, welche Hexenkünste man ihr beim Wolkengericht beigebracht hatte, in dieser Hülle, die extra entworfen war, um solche Talente zu neutralisieren, würde sie keine davon ausführen können. »Du liebe Güte, geht es Ihnen gut?«
    Ihre Augen blitzten zornig aus dem Visier hervor. »Sie meinen, mal abgesehen davon, dass ich voll Schellfischgift gepumpt, entführt und gefangen gehalten worden bin und nun unter genug Rüstung herumstapfe, um einen Dampfmann ins Schwitzen zu bringen?«
    »Ja, davon abgesehen.«
    »Ganz prächtig«, fauchte sie.
    »Das ist gut, denn ich fürchte, ich werde Sie aus meinen Diensten entlassen müssen. Die Ausübung einer
Nebentätigkeit während Ihrer Arbeitszeit ist ein ernstes Vergehen.«
    »Das ist doch keine Art, eine ältere Dame zu behandeln«, keuchte Damson Beeton. Sie betrachtete Septimoth, der fest in seinem Harnisch steckte und die schweren Handschuhe herabbaumeln ließ, dann sah sie wieder zum ungefesselten Cornelius. »Da hat man Sie ja gleich richtig eingeschätzt.«
    »Oh, ich habe aus verlässlicher Quelle

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