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Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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wahrscheinlich wirklich verdammt! So, wie er selbst es vermutlich ist!«

3

    Q uirke öffnete die Tür, und die Traurigkeit, die in den normalerweise so leuchtenden Augen des Gelehrten lag, ließ bereits ein wenig auf das schließen, was nun bevorstand. »Amelia, bitte kommen Sie herein.«
    Professorin Harsh folgte dem Leiter des Archäologischen Instituts am Saint Vine’s College in sein gemütliches, altes Büro, und die bösen Vorahnungen in ihr wurden immer stärker. Auf einem Tisch am Fenster stand eine heiße Kanne mit Koffeel, und der aufsteigende Dampf verhüllte den Blick auf den Kreuzgang und Innenhof unter ihnen, wo die Grüppchen von Studenten in ihren braunen Talaren von den Dampfpfeifen entlang der Zinnen des uralten Universitätsgebäudes zum Unterricht gerufen wurden. Die Tatsache, dass ein Getränk bereitstand, machte die Sache klar. Quirke hätte genauso gut eine Scharfrichterkapuze auf seinen Schreibtisch legen können.
    »Setzen Sie sich bitte, meine Liebe.« Der ältliche Gelehrte zog einen polierten Edelstein aus der Tasche seiner karierten Wollweste und legte ihn vor sich auf die Tischplatte. Es war ebenjenes Juwel, das Mombiko aus
dem Grab in den cassarabischen Bergen hatte mitgehen lassen.
    »Ich dachte, die Universität hätte ihn längst unter Glas im Museum ausgestellt – oder in einem der Auktionshäuser von Cripplecross verkauft?«, fragte Amelia.
    »Die Hohe Tafel weiß noch nicht einmal, dass es ihn gibt, Amelia.«
    Sie sah Quirke verwundert an.
    »Dies hier ist für Sie gekommen, während Sie unterwegs waren.« Er reichte ihr einen cremefarbenen Umschlag aus Velinpapier. Amelia schlitzte ihn mit dem kupfernen Brieföffner auf, der auf dem Schreibtisch des Gelehrten lag, und entfaltete die Nachricht darin. Als sie die Worte las, fühlte sie, wie alles in ihr taub wurde.
    »Das können sie mit mir nicht machen!«
    »Sie haben keine feste Anstellung hier, Amelia. Natürlich können sie das tun.«
    Zornig zerknüllte sie das Papier mit ihrer gorillastarken Faust. »Saint Vine’s war das letzte College, das mich nehmen wollte. Was soll ich denn jetzt tun? Eine Stelle als Gouvernante annehmen und den überheblichen Bälgern der Hochwohlgeborenen von Sun Gate die Unterschiede zwischen dem Großen Bürgerkrieg und den Brotunruhen des letzten Winters erklären?«
    »Was haben Sie denn erwartet, was der Kanzler unternehmen würde? Sie sollten an einer Ausgrabungsstelle in der Nähe der Deichmauer arbeiten. Stattdessen finden einige Oberländer Sie halbtot in der Nähe der
Grenze zur Wüste! Ihre Besessenheit mit dieser Stadt zerstört allmählich Ihr Leben.«
    »Die Herren der Hohen Tafel sind Narren«, sagte Amelia. »Narren mit beschränktem Verstand, und so voller Vorurteile, dass sie einfach nicht begreifen wollen, dass diese Stadt kein Mythos ist. Sie hat existiert. Da draußen in der Wüste habe ich das Grab jenes Mannes gefunden, der sie vermutlich zerstört hat!«
    Quirke schüttelte den Kopf und gab dem Globus, der auf seinem Schreibtisch stand, einen kleinen Schubs. Seine Finger glitten über die große Fläche der Feuersee, während sich der Globus drehte. »Der akademische Rat weiß unkonventionelle Ideen zu schätzen, Amelia. Eine Legende ohne greifbare Beweise gibt in der Archäologie jedoch nur wenig her. Sie sollten dankbar sein, dass der cassarabische Gesandte im letzten Jahr des Landes verwiesen wurde. Ansonsten würden zweifelsohne die Beamten und Richter aus Greenhall im ganzen College herumwuseln und nach Ihnen suchen, mit einem großen Sack voller Beschwerden seitens der Botschaft im Gepäck.«
    »Geben Sie den Edelstein dem Kanzler«, schlug Amelia vor. »Das Geld, das er einbringen wird –«
    » – würde nichts an der Sache ändern«, erklärte Quirke. Er schob der Professorin das Juwel entgegen. »Dieses Mal nicht. Sie hätten mit einer echten Schriftrolle der zirklistischen Gebote hier erscheinen können, und er hätte Sie trotzdem hinausgeworfen. Selbst wenn Sie wie durch ein Wunder einen Beweis dafür finden sollten,
dass es die Stadt Camlantis je gegeben hat, dass sie noch immer besteht und als Schwebbeben zwischen den Wolken dahingleitet, wie wollten Sie je dorthin gelangen? Die Aerostaten, die uns zur Verfügung stehen, sind nur Miniaturluftschiffe – oder glauben Sie, Sie könnten die KAM für Ihre Phantomjagd gewinnen?«
    »Die Admiralität steht bekanntermaßen den Anfragen der Hohen Tafel sehr wohlmeinend gegenüber …«
    Der alte Gelehrte nahm

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