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Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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eine sauber gefaltete Ausgabe der Middlesteel Illustrated News zur Hand. »Das ist es, womit sich die Marine derzeit herumschlägt.« Er tippte auf einen Bericht über ein Luftschiff der Handelsmarine, das von einem Skrayper übel zugerichtet worden war, von einem jener riesigen, ballonartigen Wesen der oberen Atmosphäre, die gelegentlich nach unten sanken, um jackalianische Schiffe zu zerstören. »Wenn Sie in einem Kristallbuch einen Text darüber finden, wie man Skrayper von Luftschiffen verjagt, dann wäre der Erste Himmelslord sicherlich mehr als bereit, Ihnen eine Audienz in der Admiralität zu gewähren. Aber die Suche nach Camlantis? Was würde die KAM Ihrer Meinung nach zu diesem Ansinnen sagen?«
    »Die Stadt ist dort oben«, beharrte Amelia.
    »Wenn die Ruinen von Camlantis wirklich auf einer Höhe schwebten, die wir erreichen könnten, hätten wir sie längst entdeckt. Beim Zirkel, die Wolkenmaate sind ebenso schlimm wie ihre Kollegen auf See, was ihren Aberglauben, ihre Rituale und ihre komische Fachsprache betrifft. Bei den geringsten Hinweisen
hätte es längst eine Geschichte über ein geisterhaftes Land gegeben, das bei einem Schwebbeben entwurzelt wurde, neben den hanebüchenen Erzählungen von Engeln, die zwischen den Luftschiffen dahingleiten, und irgendwelchen dunklen, runden Aerostaten unbekannter Herkunft, die an den Matrosen vorbeigezischt sein wollen. Und falls Ihre sagenumwobene Stadt auf einer Höhe schwebt, die sich jenseits unserer Sicht und Reichweite befindet, nun … Ich bin sicher, Sie verstehen, welches Problem ich damit andeuten will.«
    »Die Laschliten glauben, dass die Stadt dort oben ist«, sagte Amelia. »Ich habe Ihnen doch von meiner Fahrt zu ihren Nestern in den Bergen erzählt. In ihren Liedern erzählen sie von einer Stadt, die durchaus Camlantis sein könnte, und die neben einer Gruppe Krieger aufstieg, die gerade eine Schule Skrayper jagten.«
    »Die Laschliten sind ein sehr fantasievolles Volk«, wandte der Gelehrte ein. »Ich vermute, wenn man ihre Sagen auf die richtige Weise interpretierte, dann könnte man mit den Elementen ihrer mündlichen Überlieferung sämtliche Ideen untermauern, die in der Himmelsfiktion der Groschenblättchen abgedruckt werden.«
    »Sie hören sich an wie die Langweiler von der Hohen Tafel.«
    »Ja«, seufzte der Gelehrte. »Ich fürchte, das tue ich.« Er erhob sich und nahm einen dicken Wälzer aus einem der Bücherregale. »Uriah Harthouse. Laschlitische Schamanensagen, aufgezeichnet während einer zweijährigen Expedition in die Berge rund um Hundred
Locks vor fünfundfünfzig Jahren. Mir gefällt vor allem die Geschichte vom Gott Sturmleck, der zwölf Eisdämonen zu einem Flötenwettbewerb verlockt, um die Kaltzeit zu beenden, und der schlau die Oberhand behält, indem er ein senfartiges Gewürz in ihre Weinkelche gibt, als sie gerade nicht hinsehen. Versuchen Sie der Abteilung für Geographische Studien doch zu vermitteln, dass dieses Juwel eine Erklärung für den Rückzug der Eismassen von unserem Kontinent bietet.«
    »Wir sprechen hier nicht von Mythen, wir sprechen von Geschichte.«
    »Geschichte ist in diesen Hallen aus der Mode gekommen«, erklärte Quirke. »Wir haben zu viel davon, wir ertrinken darin.« Er zog eine Schublade seines Schreibtisches auf und nahm eine Münze aus einem gläsernen Kästchen. Das Gesicht auf dem Silber war so verblasst, dass man den geprägten Frauenkopf kaum noch erkennen konnte. »Wie alt ist Camlantis Ihren wilden Unterlagen und wenig vertrauenerweckenden Zeitschriften nach? Siebentausend Jahre? Achttausend Jahre? Diese Münze habe ich in den Archiven ein Stockwerk tiefer gefunden, als ich einen Artikel über die Herrschaft von König Hull schrieb. Aus reiner Neugier ließ ich Pumblechook in der Metallurgie seine neue Methode zur Altersbestimmung darauf anwenden – wissen Sie, wie alt diese Münze nach seinen neusten Erkenntnissen ist?«
    »Stammt sie aus der Zeit der chimecanischen Sklavennation?«
    Quirke hob eine Augenbraue. »Von wegen. Sie ist
angeblich zweihundertundsiebzigtausend Jahre alt. Das würde doch für die Entstehung einer hübschen Irrlehre reichen, nicht wahr?«
    Amelia verschüttete beinahe den Inhalt ihrer Tasse. »Das ist unmöglich! Pumblechook muss einen Fehler gemacht haben.«
    »Wenn Sie die Felder von Jackals umgraben, stoßen Sie auf Geschichte, und wenn Sie ein Netz in der Tintensee auswerfen, stoßen Sie auf Geschichte. Wir haben genug von der Geschichte, und die

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