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Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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Hohe Tafel hat genug von Ihnen.«
    »Was werden Sie mit dieser Münze tun?«
    »Was ich damit tun werde?« Quirke öffnete die Schublade und legte das Metallstück wieder in das mit Filz ausgeschlagene Kästchen zurück. »Ich werde sie als Erinnerung daran behalten, dass es Dinge gibt, die älter sind als ich. Es wird von mir keine Artikel geben, in denen ich über das Alter dieser Münze spekuliere. Ich werde sie Ihnen in meinem Testament hinterlassen – zusammen mit meinem Büro, wenn die Hohe Tafel Ihren Namen und Ihre Unverschämtheiten der Universität gegenüber vergessen haben wird.«
    »Sie werden mich niemals in Betracht ziehen, wenn Ihr Posten neu vergeben wird«, sagte Amelia.
    »Sie werden es noch erleben«, sagte der Gelehrte. »Die Zeit wird kommen.«
    »Sie sind Narren, blinde, dämliche Narren.«
    »Lassen Sie mich Ihnen einen Rat geben, Amelia«, sagte Quirke und reichte der Professorin eine Tasse Koffeel.
»Als einer der ältesten Freunde Ihres Vaters. Veröffentlichen Sie keine Artikel mehr über die Stadt, halten Sie sich ein wenig zurück und lassen Sie der Natur Ihren Lauf. Die Zusammensetzung der Hohen Tafel wird sich ändern, und nach und nach werden frische Gesichter dazukommen, die noch nie von Ihnen gehört haben. Es gibt eine Ausgrabung am Vorgebirge von Mechanzia, Ruinen aus chimecanischer Zeit, die während der Kaltzeit von Gletschern zerstört wurden. Ich kann Sie auf dieser Expedition unterbringen – dort wären Sie nur eine anonyme Helferin. Für ein paar Jahre mieden sie so alle offiziellen Veröffentlichungen und blieben außer Reichweite Ihrer Feinde.«
    »Akademisches Exil.« Amelia setzte ihre Tasse ab, ohne davon getrunken zu haben.
    »Ich habe Ihnen doch mehr beigebracht als das, meine Liebe. Ein taktischer Rückzug. Entropie kann in unseren schläfrigen Hallen ein erstaunlich mächtiger Verbündeter sein. Spielen Sie auf einen langfristigen Sieg, meine Liebe.«
    Amelia stand auf. Sie beide wussten, dass sie seinem Rat nicht folgen würde, und der alte Mann hatte seine eigenen Karriereaussichten bereits genug geschädigt, indem er ihr im Saint Vine’s das letzte Schlupfloch der acht Universitäten aufgehalten hatte.
    »Sie haben meinem Vater beigestanden, als er alles verloren hatte«, sagte Amelia, »und Sie haben für mich dasselbe getan. Sie sind ein seltsamer Kauz, Sherlock Quirke.«

    Er zuckte die Achseln. Dem alten Akademiker war nicht einmal der Gedanke gekommen, dass es einen anderen Weg hätte geben können, die Dinge zu regeln. Er brachte einen einzigartigen Hauch von Menschlichkeit in die verstaubte und verknöcherte Zuflucht der vergessenen Dinge.
    Sie ging zur Tür und wollte sie öffnen.
    »Amelia, ist Ihnen je der Gedanke gekommen, dass manche Dinge vielleicht aus gutem Grund verlorengingen?«
    Es war seltsam, ihn so etwas sagen zu hören. War es der Magister der Archäologie, der da sprach, oder ihr toter Vater?
    Amelia schloss die Tür hinter sich und verabschiedete sich damit von Quirke und ihrem alten Leben.
     
    Sie hatte das College kaum verlassen, da merkte Amelia bereits, dass mit der Frau im Kreuzgang etwas nicht stimmte – sie gehörte irgendwie nicht hierher. Zwar hatte sie das richtige Alter für eine Studentin, aber ihre Haltung passte nicht dazu; sie wirkte wie ein Panther, der geduldig auf dem Rasen wartete und genau das Gewusel der Untergraduierten beobachtete. War sie vielleicht eine Meuchlerin, die ihr der Kalif hinterhergeschickt hatte? Beim Zirkel, in Middlesteel gab es stets professionelle Assassinen im Überfluss, die bereit waren, die Drecksarbeit in der Stadt zu erledigen, solange genug Münzen über den Tisch einer der zwielichtigeren Schänken gerollt wurden.

    Die Frau sah Amelia kommen und ging gleich auf sie zu; die Schatten fielen hinter sie. Sie näherte sich gegen die Sonne, die ihr in die Augen schien. Amelia entspannte sich. Offensichtlich wollte sie ihr nicht als Nächstes einen Dolch in die Rippen stoßen.
    »Damson Harsh?«, fragte die junge Frau mit leichtem Akzent. Woher stammte er? Ein paar Jahre in Jackals hatten ihn bereits gründlich abgeschliffen.
    »Professorin Harsh«, korrigierte Amelia.
    Die Frau zog ein gefaltetes Stück Papier aus ihrer Jacke. »Sie sind, wenn ich recht informiert bin, gegenwärtig auf der Suche nach einer Anstellung. Ich vertrete eine Person, die möglicherweise daran interessiert ist, Ihnen eine passende Stelle anzubieten.«
    Amelia hob eine Augenbraue. »Sie sind beunruhigend gut

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