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Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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beherrschen als alle anderen am Tisch.«
    »Soweit ich weiß, sah man das an der Handelsbörse völlig anders«, sagte Amelia. »Das ist wohl auch der Grund, weshalb Sie und jeder Verwalter, der für Sie arbeitet, in diesem Gebäude lebenslänglich Hausverbot hat.«
    »Reine Launenhaftigkeit der Betreiber«, erwiderte
Quest. Er wandte sich um und ließ den Blick über die Hochhäuser und die spitzen Turmdächer von Middlesteel streifen. »Ich wurde nicht etwa deswegen ausgeschlossen, weil ich ein besserer Spieler war als die anderen Geschäftsleute an der Handelsbörse, sondern aufgrund ihrer Habgier  – weil ich mich weigerte, ihnen die Kalkulationsprogramme zu erklären, die auf meinen Berechnungsmaschinen liefen. Sie hatten bis dahin noch nicht einmal erkannt, dass es möglich war, diese Geräte für solche Voraussagen einzusetzen, und nun spielt es keine Rolle mehr, wie viele Maschinisten und Zinker sie einkaufen – es wird ihnen nie gelingen, meine Errungenschaften nachzubauen. Ich habe ihnen gezeigt, wie entsetzlich langweilig sie alle sind, und sie werden es mir nie verzeihen, dass ich sie in ihrer Unwissenheit vor der ganzen Nation vorgeführt habe.«
    Amelia fand die Arroganz dieses Mannes unglaublich. Abraham Quest, der einzige Mann in der Geschichte von Jackals, nach dem je ein Börsenzusammenbruch benannt worden war. Er war mit den gesamten Gewinnen vom Spieltisch aufgestanden und hatte beinahe die gesamte Spielergemeinde der Finanzwelt zu Fall gebracht.
    Sie knüllte das Papier zusammen, das sie hierher gelockt hatte, und schleuderte es auf seinen teuren cassarabischen Teppich. »Das ist es, was ich von Ihrem Stellenangebot halte, Quest. Ich bin auf dem Weg zu einer Ausgrabungsstätte am Mechanzischen Rücken.«
    »Gehen Sie nicht«, sagte Quest. »Zumindest nicht, bevor Sie nicht gesehen haben, was ich entdeckt habe. Offenbar
sind wir verschiedener Meinung, was die Verantwortung für unsere persönlichen Entscheidungen angeht, aber glauben Sie mir, es tat mir aufrichtig leid, als Ihr Vater seinen Sitz im Parlament verlor, nachdem er Bankrott gemacht hatte. Noch trauriger stimmt es mich, weil er dachte, es gäbe in seinem Leben so wenig Lebenswertes, dass er den sogenannten Weg der Ehre einschlug. Ich weiß, dass er zu Lebzeiten die camlantische Irrlehre unterstützte. Von daher ist es vielleicht nur passend, dass das Haus Quest Ihnen dabei helfen wird, der verlorenen Stadt ein paar Schritte näher zu kommen.«
    Camlantis. »Was wissen Sie über die Stadt, Quest?«
    »Einige Dinge, die Sie in den angestaubten Journalen, die im Saint Vine’s College kursieren, nicht finden werden«, antwortete Quest. »Zum Beispiel, wo sich die Stadt befindet – oder vielmehr, wo sie sich einst befand.«
    »Ich glaube nich –«
    »Bitte«, sagte Quest und öffnete eine Tür, die seitlich aus seinem Büro hinausführte. »Überzeugen Sie sich selbst.«
    Wer auch immer den Leser installiert hatte, er verstand sich auf sein Handwerk. Das sechseckige Kristallbuch klemmte zwischen Kabeln und Drähten, und blubbernde chemische Batterien versorgten es mit elektrischem Strom – der wilden Energie. Quest musste Kollegen engagiert haben, die einst mit Amelia zusammengearbeitet hatten, um diesen Apparat richtig aufzubauen. Mit Kristallbüchern umzugehen erforderte ein
seltenes Geschick; seine Mechomaniker hätten von allein nie herausgefunden, was man tun musste.
    »Sie haben eins«, hauchte Amelia. »Sie haben ein funktionsfähiges Kristallbuch.«
    »Nicht nur irgendein Buch«, sagte Quest. »Das hier ist kein Foliant mit zusammengestoppelter Kontorsführung oder eine zufällige Sammlung privater Gedichte. Dieses Buch gehörte einem der größten camlantischen Philosophen, einem der regierenden Bibliothekare – Pairdan. Er wusste, dass die Schwarzöl-Horde die Provinzen ihres Imperiums eine nach der anderen überrannte. Seine Geschichte wurde gegen Ende ihrer Zivilisation auf diesem Kristall aufgezeichnet.«
    »Das ist ja unbezahlbar«, wisperte Amelia. »Dieses Kristallbuch könnte alles umwerfen, was wir über die Camlantiker wissen.«
    »Oh, es hatte seinen Preis, Professorin«, sagte Quest. »Das können Sie mir glauben. Einen, der sogar mich zweimal darüber nachdenken ließ, ob ich ihn zahlen sollte.«
    »Was interessiert Sie überhaupt an Camlantis?«, fragte Amelia. »Für mich ist es mein Lebenswerk – aber für Sie? Was bedeutet es für Sie? Eine kleine Ablenkung zwischen Ihren Geschäften, die Ihnen mehr

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