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Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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kürzlich eine Feuerwaffe abgeschossen, Damson?«
    »Für Sie immer noch Professorin Harsh. Es mag schon sein, dass ich im letzten Monat von ein wenig Sprengkapselsaft versengt wurde. Wem gehört dieser Büroturm?«
    »Einem Mann von großem Reichtum, Frau Professor«, antwortete der Türsteher, »und ebenso gutem Geschmack.« Er zog eine Lochkarte aus Guttapercha an einer Kette hervor, durchquerte das Atrium und schob die Karte in die an der Wand angebrachte Berechnungsmaschine.
Walzen klackten und rotierten in der dampfbetriebenen Vorrichtung. Eine schimmernde Kupfertür schwang zurück und gab den Blick in eine Aufzugkabine frei, die größer war als der Aufenthaltsraum von Amelias Unterkunft in der Crisparkle Street.
    Der große Türsteher deutete auf die Kabine. »Wenn ich bitten darf, Frau Professorin.«
    Amelia betrat den Aufzug und deutete zu der Bulldogge hinunter. »Könnte Ihr Hündchen auch die Klinge eines Dolches aufspüren?«
    »Natürlich nicht, Frau Professor.« Er deutete auf eine der anderen Bulldoggen. »Das ist seine Aufgabe.«
    Amelia sah sich in den Spiegeln der Aufzugskabine an. Das gelbliche Gaslicht ließ ihr Gesicht blass erscheinen; sie hatte sich von dem Wasserentzug auf ihrer Flucht aus Cassarabien noch immer nicht erholt. Sie sah einfach elend aus, das war nicht zu übersehen, und sie konnte sich niemanden in Jackals vorstellen, der ihr in diesem Zustand eine Stelle anbieten würde. Bei den Zähnen des Zirkels, sie selbst hätte sich nicht eingestellt, wenn sie so in ihrem alten Arbeitszimmer im College aufgetaucht wäre!
    Die Aufzugskabine hatte sich nur leicht spürbar in die Höhe bewegt, da öffneten sich die Türen auch schon wieder. Amelia stand vor drei Frauen, die Schwestern jener Dame hätten sein können, die sie auf dem Universitätsgelände getroffen hatte. Harte, schöne Gesichter begutachteten sie, schätzten sie ein. Überlegten, wie schwer es sein würde, sie zu überwinden.

    »Guten Morgen, meine Damen«, sagte Amelia. »Möchten Sie vielleicht auch gern an meinen Beinen schnuppern?«
    »Es gibt nur wenige Gelehrte, die Waffen tragen, wenn sie durch Middlesteels Straßen gehen«, sagte eine der Wächterinnen, und die Narbe, die sich über ihre Wange zog, bewegte sich, als sie sprach. Wieder dieser seltsame Akzent. Diese Peitschen lebten aber schon lange genug in Jackals, dass er sich nur noch in einem sanft gerollten R niederschlug.
    Amelia bemerkte, dass eine der Frauen ihr die Tür offen hielt, während die anderen beiden sich recht plump hinter ihr einreihten, gerade so, dass sie sich außerhalb ihres Sichtfelds befanden. »Waffen? Heute trage ich nichts außer meinem scharfen Verstand. Ist das alles wirklich nötig?«
    »Ich denke wohl«, sagte die Narbengesichtige. »Sie haben immerhin damit gedroht, unseren Auftraggeber umzubringen.«
    Amelias Augen verengten sich, als sie sah, wer da auf sie im Zimmer wartete. Er.
    »Tatsächlich, das habe ich.«
    »Sie haben diese Drohung bei der Beerdigung Ihres Vaters ausgesprochen, wenn ich mich recht erinnere«, bemerkte Abraham Quest.
    »Es war eine Vierzehnjährige, die diese Worte sprach. Ich vermute, Sie haben die Todesanzeigen seitdem sehr genau studiert«, erwiderte Amelia. »Für wie viele Selbstmorde sind Sie in diesem Jahr verantwortlich?«

    »Für keinen einzigen, Professorin. Selbstmord entsteht dadurch, dass man sich in einem fehlgeleiteten Versuch, die Familienehre wiederherzustellen, eine Waffe an die Schläfe hält und den Abzug drückt. Die Pistole ist nicht der Grund, und der Verlauf Ihres Lebens ist keine Entschuldigung für eine solche Tat. Wenn Sie im Goldhair-Park spazieren gehen, dann müssen Sie damit rechnen, dass es manchmal Regen und manchmal Sonnenschein geben wird. Es nützt nichts, wenn man über schlechtes Wetter jammert. Sie können das Wetter nun einmal nicht kontrollieren; Sie können nur beeinflussen, wie nass Sie bei einem Guss werden. Wenn Sie nicht nass werden wollen, dann sollten Sie am besten gar nicht erst vor die Tür treten.«
    »Es war kein Regenschauer, der zum Bankrott meines Vaters geführt hat.« Amelia zeigte mit dem Finger auf Quest. »Das waren Sie!«
    »Jeder, der sein Geld an der Handelsbörse von Sun Gate anlegt, weiß, dass er sein Kapital aufs Spiel setzt. Darum geht es bei Spekulationsgeschäften. Es besteht die Möglichkeit zu gewinnen oder zu verlieren. Ich habe nichts Ungesetzliches getan. Ich habe lediglich meinen Verstand eingesetzt, um das Spiel besser zu

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