Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
Vom Netzwerk:
zum Zaun und merkte nicht einmal, dass alles in ihm nach Flucht schrie. »Die Zweite Brigade wird ihre Bergkundschafter aus den Kasernen holen und die ganze Provinz bis Ende des Tages abgeritten haben. An jedem
Pass von hier bis zum Meer wird ein Grenzposten stehen. Wenn Sie nicht zufällig einen Aerostaten besitzen, der uns über den Fluchwall bringt …«
    Feueratem-Nick näherte sich der ausgemergelten Gestalt. »Den habe ich nicht.«
    »Wie im Namen des Sonnenkindes wollen Sie uns dann aus Quatérshift hinausbringen?«
    Der Arm seines Retters bewegte sich ruckartig nach oben. Robur hörte den zahnradbetriebenen Mechanismus unter einem zerrissenen Fetzen falscher Haut knirschen. Also hatte die Kugel eines Soldaten eines der Rädchen durchschlagen, als sie geflohen waren. Robur wusste, dass er den Arm des Dämonen hätte reparieren können, aber bevor er ihm ein solches Angebot machen und sich somit das Wunderwerk genauer betrachten konnte, drang ein Luftschwall aus einer Ader an Feueratem-Nicks künstlichem Handgelenk. Robur konnte den winzigen, gefiederten Pfeil gerade noch aus seiner Brust ziehen, bevor er ins Gras sank und seine Glieder sich versteiften, als wäre er selbst mit Räderwerk betrieben. Auf die Lähmung folgte Bewusstlosigkeit.
    »Das ist mein Problem«, sagte Feueratem-Nick und hob den Körper des Adligen aus dem Gras.
     
    Amelia Harsh keuchte, als sie den Tankschlauch aus dem Rumpf der Sprite Of The Lake zog. Der Geruch des Motorengases, das aus der Guttapercha-Leitung geströmt war, die von Quests Luftschiff herabhing, lag noch in der Luft. Es war das letzte Mal, dass sie
Gas nachtankten, denn inzwischen waren die Moore und Täler von Jackals dem endlosen Ostwald gewichen, der den Übergang zu Liongelis wildem, dichtem Dschungel bildete.
    Quests Soldatinnen traten zurück, als die Gasleitung wieder in den schachbrettartig gemusterten Rumpf des Aerostats gezogen wurde.
    »Klar?«, rief Gabriel McCabe von einem der Geschütztürme des Tauchboots zu ihnen hinunter.
    Amelia reckte bestätigend ihren Daumen empor und sah dann zu Veryann hinüber, Abraham Quests persönlichem Todesengel auf dieser Expedition. Sie hatte etwas seltsam Beunruhigendes an sich, und das lag nicht nur daran, dass sie wie die ganze Gefolgschaft freier Kämpferinnen darauf bestand, die ganze Zeit über ihre catosischen Kriegsjacken zu tragen. Die gesteppte Schutzkleidung war so geschnitten, dass sie die unnatürlich angeschwollenen Muskeln zur Schau stellte, wie man sie durch das Kauen der Droge Schimmer aufbauen konnte, und über jeder Brust war ein doppeltes Pistolenhalfter angebracht. Veryann war ein Messer auf Beinen. Ruhig, höflich, aber mit einer Klinge, die von einem Atemzug zum nächsten zur tödlichen Bedrohung werden konnte.
    »Haben Sie einen Nachnamen, Veryann?«, fragte Amelia.
    »Quest«, antwortete die Kämpferin.
    »Sie sind verheirat… ?«
    Veryann schüttelte den Kopf und deutete auf ihre Soldatinnen,
die mit ihren nackten Armen die Klappen der Brennstofftanks schlossen. »Wir heißen jetzt alle Quest. So ist es unsere Art. Sie haben die Städte des Catosischen Bundes nie bereist?«
    Amelia runzelte die Stirn. Die Stadtstaaten gehörten zu den wenigen Ländern, die in ihrer industriellen Entwicklung, aber auch hinsichtlich der herrschenden Moralphilosophie mit Jackals auf einer Stufe standen; ihre pferdelosen Kutschen und mechanischen Dienstboten wurden von Händlern bis in die nördlichen Häfen wie Shiptown gebracht. Ihre selbst gewählte Isolation und ihre reine Form der Demokratie – oder Anarchie, je nach Sichtweise – bot den Karikaturisten von Jackals endlosen Stoff für ihre satirischen Bilder.
    »Unsere Stadt war Sathens, ein bedeutender Handelspartner für das Haus Quest, aber der Rat wurde in einer Auseinandersetzung mit der Stadt Unarta gestürzt. Keine andere Stadt wollte eine entehrte freie Gefolgschaft aufnehmen, nur Abraham Quest stand zu uns. Er war an unserem Krieg kaum beteiligt gewesen, aber dennoch nahm er sich unser an.«
    Nun verstand Amelia, weshalb Veryanns Streiterinnen Quest so treu ergeben waren. Nachdem sie einen der rituellen Kriege verloren hatten, den die Städte außerhalb ihrer Mauern auf der großen Ebene austrugen, wären Veryanns Soldatinnen Geister in ihrem eigenen Land gewesen, die man von den Toren jedes zivilisierten Staates des Bundes abgewiesen hätte.
    Ein Matrose drückte den Griff des Tauchhorns, und
jene, die sich noch auf Deck befanden, eilten nun zu den

Weitere Kostenlose Bücher