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Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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werden sehen. Öffnen Sie. Ich habe mit Landsmann Robur einiges zu besprechen. Lassen Sie uns doch einmal sehen, wie gut dieser verwöhnte Adelsmann um sein elendes Leben betteln kann. Wenn Sie Schreie hören sollten …«
    »Mein Gehör ist durch die Feuchtigkeit in diesem elenden Flur recht geschädigt, Landsmann Oberst.«
    In der Zelle schwebte eine Hand über einem Tintenfass, und eine stählerne Feder zitterte in der kalten Luft über einem Blatt Papier. Das Zeichenbrett, auf dem es lag, hatte schon einmal bessere Tage gesehen.
    »Sie sind Robur?«

    Der Gefangene zog die fleckigen Decken, in die er sich gewickelt hatte, ein wenig fester an sich, als könnten sie ihn vor der Stimme des Obersten schützen. »Ich bin Robur, Landsmann.«
    Der Offizier nahm das billige Papier zur Hand, auf dem der Gefangene seine Zeichnungen angefertigt hatte. »Und als was, bitte schön, bezeichnen Sie das hier?«
    »Als das, was ich laut Befehl des Ersten Komitees konstruieren soll, Landsmann. Eine Kanone, deren Zündmechanismus von einer Berechnungsmaschine gesteuert wird. Die verbesserte Genauigkeit wird dazu führen …«
    »Solche Spielzeuge werden die Revolution nicht weiterbringen!« , brüllte der Oberst. »In allen Provinzen hungern die Menschen! Werden Ihre verdammten Kanonen unsere Städte mit Nahrung versorgen, werden sie Brot auf den Tisch bringen?«
    »Sie machen einen recht gut genährten Eindruck«, entfuhr es Robur, und er bedauerte die Worte schon in dem Augenblick, da er sie ausgesprochen hatte.
    Oberst Tarry versetzte ihm mit dem Handrücken einen Schlag ins Gesicht und schleuderte ihn zu Boden. »Sie Wurm! Sie aristokratischer, antirevolutionärer Abschaum. Sie haben unsere Kriegsbemühungen sabotiert, indem Sie hier herumgefummelt haben und wir Sie ernähren mussten, während Ihre Landsleute jenseits Ihrer gemütlichen vier Zellenwände hungern. Hungern, weil Ihre aristokratischen Freunde all unsere Landwirtschaftsbetriebe sabotiert haben! Jetzt werden Sie für Ihren Verrat bezahlen.«

    Der Gefreite, der gelauscht hatte, öffnete die Tür, und da er das Gefühl hatte, seine kalte Wache vor dieser Zellentür würde demnächst vorbei sein, lächelte er.
    »Nehmen Sie ihn«, befahl der Oberst, der voranschritt. »Ich werde mir nicht die Hände besudeln, indem ich einen derart ungemeinwohldienlichen Verbrecher berühre.«
    Die Stahltür am anderen Ende des Flurs öffnete sich, und ein kühler Wind blies vom Darksun Peak herab. Von all den Organisierten Gemeinschaften in Quatérshift, in denen man als Wachmann dienen konnte, war die Darksun-Festung zweifelsohne die übelste. Vor dem Sturz des Sonnenkönigs hatte man hier die gefährlichsten Carlisten eingekerkert. Nun saßen die Männer und Frauen, die einst in diesen Mauern eingeschlossen gewesen waren, in den Regierungskomitees, und die in den Berg gegrabenen Kerker hatte man mit der schwindenden Zahl von Widerständlern aus dem alten Regime gefüllt.
    Oberst Tarry deutete auf den Gideonskragen in der Mitte des Hofes. Die dampfbetriebene Mordmaschine bebte sanft auf ihren hölzernen Stützen, während der Kessel ein Klagelied summte. »Ein schneller und schmerzloser Tod für Sie, Robur. Obwohl Ihnen die Gemeinwohlvertretung, wenn es nach mir ginge, keine solche Gnade erweisen würde. Ich würde Sie den alten Folterknechten des Königs überlassen und Sie lebendig vierteilen lassen, nachdem man Ihnen die Namen all Ihrer verräterischen Freunde von den Lippen gerissen hätte.«

    Fröhlich summend schlang sich der Gefreite der Zweiten Brigade sein Gewehr über die Schulter, damit er nicht das Gleichgewicht verlor; die Stufen, die zum Hof der düsteren Festung hinabführten, waren selbst unter optimalen Umständen tückisch. Normalerweise pflegten die Aristokraten jetzt allmählich um ihr Leben zu betteln und den Wachposten Goldreserven und Juwelen anzubieten, die sie beim Ausbruch der Revolution versteckt hatten. Robur jedoch war anders. Die elende Vogelscheuche besaß keine Reichtümer, wie der Gefreite bereits wusste, denn seine Wache hatte schon mehrfach versucht, ein paar Münzen aus ihm herauszukitzeln.
    Auf dem Wehrgang unter ihnen war ein Grüppchen von Soldaten im Laufschritt unterwegs und brüllte etwas, das im ständigen, kalten Nebel, der die Festung umfing, verloren ging.
    »Verdammte Narren«, fluchte Oberst Tarry. »Ignorieren Sie die und bringen Sie den Verräter hier herüber.«
    »Abe –«
    Irgendetwas stimmte nicht. Der Gefreite sah über die

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