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Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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Gesicht.«
    Sonnenverzehrer.
    Meisterkönig der Dämonen. Mit einem grinsenden Mund, der einen Glutofen und das verrottende Herz des Teufels verbarg. Er leckte an den Knochensplittern auf dem Feld. Leckte sich die Lippen, als der Saft gequälter Seelen seine brennende Kehle hinabrann. Feueratem-Nick.
    Das Licht wurde heller, blendete ihn, verzehrte die Sonne.
    Cornelius fuhr im Bett hoch, keuchte, und das Licht verdüsterte sich, bis es zum bloßen Schein einer Laterne geworden war, die in Septimoths Hand hin und her schwang. Mit der anderen hielt der Diener einen zappelnden Jungen gepackt, der kopfüber baumelte, da ihn eine der Krallen des Laschliten am Fußknöchel hochhielt.
    »Ich habe dir schon mal gesagt, du sollst nicht spätnachts unten am Fluss angeln gehen«, sagte Cornelius.
    »Dieser Fisch ist ganz von selbst hier auf unserer Insel an Land gesprungen«, erklärte Septimoth. »Ich hörte ihn, als er versuchte, das Schloss der Tür zum Ostflügel zu knacken.«
    »Ich hab nicht versucht, bei Ihnen einzubrechen, Mister!« , verteidigte sich der Junge. »Ich heiße Smike, und man hat mich mit einer Botschaft zu Ihnen gesandt. Was sind Sie überhaupt für ein Spinner, dass Sie solche Viecher wie diesen Laschliten einstellen, um Ihr Haus zu bewachen? So was sollte verboten sein!«

    »So, wie ich das Haus der Hüter kenne, ist es das vermutlich auch.« Cornelius sah den Jungen an; er bekam allmählich einen steifen Hals, da er versuchte, den Kopf so weit zu drehen, dass ihre Gesichter dieselbe Position einnahmen. Auf seinen Wink hin stellte Septimoth den Jungen mit einem Ruck wieder auf seine Füße. Smike schwankte kurz, und Wasser tropfte auf die Dielenbretter. Cornelius wartete, bis sein Schweigen den Jungen offensichtlich nervös genug gemacht hatte. »Du bist hierher geschwommen?«
    »Glauben Sie vielleicht, dass es einen Bootsbesitzer gäbe, der seine Lizenz aufs Spiel setzt, indem er jemanden wie mich um diese Zeit mitten in der Nacht an Ihrem Anleger an Land setzt?«
    »Du hast von einer Nachricht gesprochen«, erinnerte Cornelius ihn. »Verzeih mir, wenn ich dir nicht recht Glauben schenken mag, aber soweit ich weiß, befinden sich die einzigen Leute, die wüssten, dass man unter dieser Adresse jemand anderen als einen reichen, zurückgezogenen Einsiedler findet, bereits innerhalb der Mauern dieses Hauses. Und ich fürchte, du zählst nicht dazu.«
    »Tja, wie ich hierherkam, das ist wirklich ’ne dolle Geschichte«, sagte Smike. »Einen Namen hab ich nicht mitbekommen, aber der Kerl, der mich bezahlt hat, war ein alter Ziegenbock, angezogen wie ein zirklistischer Mönch. Lief rum und tat so, als sei er blind, aber das war er nicht, der konnte so gut sehen, dass es für uns beide gereicht hätte.«

    »Ein blinder Mönch? Das klingt nicht nach jemandem, den ich kenne«, sagte Cornelius. »Erzähle weiter.«
    »Dieser alte Ziegenbock hat sich darum gesorgt, dass in letzter Zeit in Middlesteel öfter mal die Gräber von Dampfleuten geschändet worden sind, weil die Verbrecherbanden sie ausplündern. Sie sind nicht scharf auf die neuen Dampfer, die gerade erst aus dem Freistaat angekommen sind, sondern auf alte Modelle, je älter, desto besser. Ein bisschen was davon habe ich selbst mitbekommen und gesehen, wie die Schlagetots der Gibbonkatz mit ihren Schaufeln zu Werke gingen.«
    »Ist das alles?«, fragte Cornelius. »Es gibt immer wieder Mechomaniker, die versuchen, Körperteile aus dem Freistaat der Dampfmänner in ihren Besitz zu bekommen und ihre eigenen Fähigkeiten damit aufzupolieren, indem sie die Geheimnisse zu erforschen suchen, nach denen König Dampf sein Volk zusammenbaut. Grabräuberei ist ein Verbrechen, dem die Presser auf die Spur kommen müssen, dann haben die Polizisten von Ham Yard wenigstens etwas zu tun.«
    »Tja, genau das hab ich dem alten Kerl auch erklärt«, erwiderte Smike. »Er hat mir prompt gesagt, dass Sie ganz ähnlich antworten würden, wie Sie’s gerade getan haben. Aber er hat mir Geld gegeben, damit ich Ihnen Folgendes sage: Einer der Mechomaniker, der auf der Jagd nach den Dampfmannteilen war, soll ein alter Freund von Ihnen aus Quatérshift sein. Einen, den Sie – ich zitiere – ›besser in dem Gefangenenlager des
Gemeinwesens hätten lassen sollen‹. Können Sie damit etwas anfangen, Mister?«
    Cornelius erhob sich von seinem Himmelbett. »Wann war das?«
    »Vor ungefähr einer Woche. Ich wäre eher gekommen, aber die Presser haben mich geschnappt, um mit

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