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Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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Bulls sarkastische Bemerkungen  – er prallte von Eisenflanke ab, als der Dampfmann so gelassen aus dem eilig hinter ihm geschlossenen Stadttor marschierte, als unternähme er einen Spaziergang im Goldhair-Park von Middlesteel. Pfeilspitzen glitten an seinem Eisenkörper ab; eine durchbohrte seinen breitkrempigen Jägerhut. Der Dampfmann schlenderte zum Leichnam eines gefallenen Oberländers, der vor ihrer kleinen Ziegelmauer lag, und dort begann er, dem Soldaten die hohen, ledernen Armeestiefel auszuziehen, wobei diese Aufgabe durch das viele Blut, das die durchlöcherte Uniform durchweichte, deutlich erschwert wurde.
    Er sah zu Amelia hoch, die sich auf der anderen Seite der Mauer duckte. »Man soll doch nichts verschwenden,
oder? Ist ein gutes Paar Stiefel, die besten, die ich je gesehen habe.« Er zog eine Machete hervor und hackte auf die Beine des Toten ein.
    »Eisenflanke!«
    »Keine Sorge«, sagte Eisenflanke, der den Ausruf der Professorin nicht dem Ekel über seine Tat zuschrieb, sondern ihrer bedenklichen Lage. Mit einem Sprung setzte er auf ihre Seite der Mauer hinüber. »Diese Säugetierpanzer greifen alle naselang an. Sie lassen sich aufhetzen, wenn sie den Rufen ihrer Götter nach mehr Opfern lauschen, und irgendwann haben sie keine Lust mehr, die eigenen Tapferen im Dschungel aufzufressen. Dieses Jahr sind sie allerdings unangenehm früh dran, muss ich sagen.«
    Unten am Ufer stießen nun die ersten Flöße gegen die Anleger, und craynarbische Krieger, die sicherlich zweimal so groß waren wie die größten Verteidiger der Stadt, sprangen an Land – manche mit Haken bewaffnet, um die Mauern zu erklimmen, andere mit schweren Säcken, zusammengebunden mit Seilen, die man aus Ranken geflochten hatte. Die Craynarbier ließen diese Säcke an den Seilen kreisen und dann über die Befestigungsmauer fliegen. Wenn sich die Seile strafften, zogen sie ein Ventil im Inneren des Sacks auf, zwei Kammern mit Sprengkapselsaft vermischten sich und explodierten an den Mauern von Rapalaw, von denen ein Hagel aus Ziegelbruchstücken herunterprasselte.
    »Zum Tauchboot«, schrie Eisenflanke, der sich die
blutigen Stiefel unter den Gürtel klemmte. »Ich werde mal meinen Kessel anwerfen.«
    Amelia feuerte einen Pistolenschuss ab und duckte sich schnell wieder, als ihr ein Schwarm aus Pfeilen antwortete. »Das ist Selbstmord. Es kommen zu viele Geschosse direkt über den Bug der Sprite.«
    Bull Kammerlan deutete zu den Befestigungsmauern, auf denen nun vierschrötige, krötenartige Mörser nach vorn geschoben wurden. »Dreckgas, Süße. Sobald die wilden Panzer dieses Ufer erobert haben, wird unsere Garnison den ganzen Fluss mit Dreckgas bombardieren. Falls Sie nicht zufällig eine Gasmaske unter Ihrer Bluse tragen, werden Sie lieber den letzten Furz aus dem Arsch des Kommodore im Innern der Sprite riechen wollen, denn selbst das wird viel besser sein als die Luft hier draußen.«
    Auf der freien Fläche zwischen den Seeleuten und der Position der catosischen Kämpferinnen tanzte Eisenflanke einen wilden Reigen, und seine Zwillingsschlote glühten weiß, als er seinen uralten Kessel unter Dampf setzte. »Jetzt glühe ich, jetzt brenne ich!«
    Zwei Craynarbier sprangen aus dem Bug ihres Kanus, und Eisenflanke setzte über die provisorische Mauer, hinter der sich die Expeditionsteilnehmer verschanzt hatten, und eilte den Kriegern entgegen. Jeder seiner vier Arme hielt plötzlich eine Waffe. Macheten und lange Messer zuckten blitzschnell, als er dem Craynarbier, der ihm am nächsten stand, den Kopf abhieb, einen knochigen Schwertarm abwehrte und mit einer Keule
das Kniegelenk des anderen Kämpfers zertrümmerte. Beide Craynarbier fielen, während der Dampfmann die zwei Macheten zurück in ihre Scheiden schob und seine Donnerechsenbüchse von der Schulter nahm, um das Kanu mit einer Salve zu bedenken. Selbst in seinen Manipulatorhänden hatte die Waffe einen enormen Rückstoß, der den Dampfmann immer wieder ein paar Schritte zurückstolpern ließ. Er hatte einen Baumhäcksler geladen – eine Besonderheit des Dschungels –, und ein halbes Pfund Schrot flog den Angreifern auf ganzer Linie wie ein Hornissennest um die Ohren. Schreiende Craynarbier stürzten ins Wasser, die Panzer durch Hunderte von Bleikugeln zerfetzt und aufgebrochen.
    Amelia hatte früher schon einmal Dampfritter kämpfen sehen; sie glichen einer beeindruckenden, mächtigen Naturgewalt. Aber das hier war etwas anderes. Selbst im wilden Zorn eines

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