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Das Königsmädchen

Das Königsmädchen

Titel: Das Königsmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Fussel
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wurde, waren meine Augen unheimlich schwer. Mit Mühe konnte ich sie öffnen und fand mich im Lichtschein auf dem Boden vor dem Tempel wieder.
    Briar beugte sich über mich und ich erschrak vor seinem verängstigten Gesicht. Noch nie hatte ich so viel Angst in seinen Augen stehen sehen, wie in diesem Moment.
    »Oh Lilia, ich dachte schon es wäre zu spät.« Er atmete tief aus und küsste mich auf die Stirn. »Ich bringe dich in die Kapelle.«
    »Lass das … Sie werden dich töten. Ich versuche es … allein.« Doch eigentlich wusste ich nicht, wie ich das bewerkstelligen sollte. Ich konnte mich kaum rühren, so schwach war ich.
    Er schüttelte nur den Kopf und hob mich hoch. Dann stieß er die Tür zum Tempel auf. Er rannte nach rechts, den langen Korridor entlang, und ich sah die vielen Wachen vor der Pforte zur Kapelle. Das war es wohl.
    Als sie uns entdeckten, zogen sie fast gleichzeitig ihre Waffen und schrien laut nach weiteren Wachleuten.
    »Lasst mich durch, ich brauche die Macht des Steins«, rief Briar atemlos.
    Sie lachten mit finsterer Miene. »Den hast du gestohlen, du Verräter!« , sagte Gideon.
    »Nein, er ist wieder da, ihr könnt euch vergewissern oder sie wird sterben, wenn sie die Hilfe nicht bekommt.«
    Briar lief mit mir im Arm an ihnen vorbei und stieß die Tür zur Kapelle auf. Das Ablenkungsmanöver hatte funktioniert.
    Mein Blick fiel sofort auf das Bett meiner Mutter, das man für sie gebaut hatte – genau an der Stelle, wo vorher der Stein der Erde aufgebahrt war. Vielleicht dachte man, dass die Kraft sie heilen könnte.
    Atira war bei ihr und ich konnte Briars Erleichterung spüren, als er sie sah. »Atira, Ihr müsst Lilia retten! Bitte!«
    Sofort kamen von allen Seiten Wachen und stellten sich schützend vor Atira.
    »Beruhigt euch doch«, sagte sie zu den Männern gewandt und kam durch sie hindurch auf uns zu. Briar legte mich auf dem Boden ab und kniete mit geneigtem Kopf vor Atira.
    »Bitte, Ihr könnt mit mir machen, was Ihr wollt. Aber bitte versucht sie zu retten!«
    »Du hast Mut Junge, erst stiehlst du den Stein der Erde und dann besitzt du noch die Frechheit um etwas zu bitten?«
    Atira kniete sich zu mir und untersuchte meine Verletzungen. »Da hast du ja die ganze Familie auf dem Gewissen. Erst Nodosa, dann Nana und nun Lilia.«
    »Ich kann das alles erklären.«
    »Ist meine Mutter … tot?«, fragte ich keuchend.
    »Nein, Kind. Aber sie liegt in den letzten Zügen. Bring sie zu ihr!«, befahl Atira Briar und zeigte in Richtung von Nana.
    Meine Mutter sah furchtbar aus, auf ihrer Stirn stand der Schweiß und sie stöhnte vor Schmerzen. Briar trug mich vorsichtig zu ihr und blieb in meiner Nähe, als ich mich an ihr Bett kauerte.
    »Oh, Mutter, es ist so furchtbar!«
    »Lilia. Es geht dir gut.« Sie lächelte ihr schönstes Lächeln und ich war froh, noch rechtzeitig bei ihr zu sein. »Mach dir keine Sorgen um mich Liebes, ich werde bald bei deinem Vater sein.«
    Ich nickte schwach.
    »Was ist das?«, fragte sie und schaute an mir vorbei an die Decke. Dort schwebte eine braune Kugel leuchtend hell über uns.
    »Sie sieht aus wie die in der Höhle«, sagte Briar und legte seine Hände auf meine Schultern.
    »Erzähl mir von dieser Kugel«, sagte Atira zu Briar und ließ die Leuchtkugel nicht aus den Augen.
    Während ich meiner Mutter gut zuredete und ihr den Schweiß von der Stirn tupfte, berichtete Briar in Kürze über meine Entführung und die Abmachung mit Akash, ihm den Stein im Austausch für meine Freiheit zu bringen. Er erzählte ihr auch, wie sich Akash verändert hatte, nachdem er gestorben war.
    »Ich liebe dich, mein Kind. Ich habe immer nur das Beste für dich gewollt.« Meine Mutter schien keine Angst vor dem Tod zu haben, doch mich überkam die Furcht.
    »Du hast alles richtig gemacht, Mutter.«
    »Ich will, dass du glücklich bist.«
    »Ich habe die Liebe gefunden. So wie zwischen dir und Vater,« sagte ich schnell, damit sie wusste, dass ich in der Zukunft nicht allein sein würde.
    Meine Mutter lächelte selig.
    »Das ist mehr, als ich mir erhofft habe.« Ein letztes Mal sah sie mich lächelnd an, dann schloss sie ihre Augen. Als sie den Namen meines Vaters flüsterte, wusste ich, dass ihre Zeit gekommen war.
    »Mutter!«
    Ich riss an ihrer Schulter, doch sie öffnete die Augen nicht mehr. Stattdessen merkte ich, wie über mir die Kugel zu einem hellen Lichtstrahl wurde, aus dem sich plötzlich mehrere Schlingpflanzen schlängelten, die meine Mutter von

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