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Das Königsmädchen

Das Königsmädchen

Titel: Das Königsmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Fussel
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Mark fuhr.
    Armer Wolf, das war es wohl.
    Ich sagte nichts, denn auch der Junge hatte es gehört, und blickte mit tränengefüllten Augen in die Richtung der Schreie. »Nein«, stieß er dann verzweifelt aus und sein Gesicht verzog sich vor Schmerzen. »Ich bring dich da hoch«, sagte er, doch meine Wunde pochte und die Felsen begannen sich zu drehen.
    »Ja«, brachte ich mit letzter Mühe über die Lippen und dann wurde es mir schwarz vor Augen.
    Als ich die Augen öffnete, trug mich der Junge bereits in die Höhle, obwohl er selbst schlimme Verletzungen erlitten hatte. Er legte mich behutsam auf dem Höhlenboden ab und entfachte in Windeseile ein Feuer. Es war mir unbegreiflich, wie er das geschafft hatte. Doch notwendig war es allemal, denn ich fror entsetzlich.
    »Ich komme gleich wieder.« Er sah mich traurig an und verschwand.
    Ich lauschte aufmerksam den Geräuschen um mich herum, doch ich konnte weder den Nebulos noch die Wölfe hören. Nun machte ich mir Sorgen um den Jungen. Wo war er hingegangen? Was war mit dem Nebulos geschehen?
    Ich sah an mir herunter, betrachtete das Blut an meinen Armen, das schon fast getrocknet war und sich klebrig anfühlte. Obwohl ich lag, verschwamm mein Blick und mir wurde wieder schwarz vor Augen.
    Erst als jemand an meinen Schultern rüttelte, erwachte ich.
    »Hey!« Es war die Stimme des Jungen.
    Unter großer Anstrengung öffnete ich die Augen und ich sah, wie der Junge tief einatmete und wieder ausatmete. »Ich weiß nicht, wer du bist, aber bitte vertrau mir. Wir müssen uns eng aneinanderlegen, sonst erfrieren wir.«
    Ich nickte. Irgendetwas an seiner Stimme klang verbittert, irgendwie wütend. Er blickte auf einen Punkt irgendwo hinter mir und ich drehte mich um. Ich sah ein weißes Fellknäuel und ahnte, wo der Junge hingegangen war.
    »Ist das dein Wolf?«
    Er nickte.
    »Ist er tot?«
    Wieder nickte er und musste tief schlucken. Ich empfand so viel Schuld wie noch nie zuvor. Wäre ich doch nicht ausgeritten … Zögernd schaute ich ihn an. Er wand sich kurz ab und fasste sich ins Haar.
    Wie gerne hätte ich ihn umarmt, ihm Trost gespendet. Er tat mir so leid. Ich legte ihm meine Hand auf die Schulter.
    »Es tut mir wirklich leid.«
    Langsam drehte er sich zu mir und sah mich an, ohne etwas zu sagen. Unsere Blicke trafen sich und es begann überall in mir zu kribbeln.
    Sein Ausdruck war nicht wütend, er schaute mich liebevoll an, als wäre er froh, dass ich hier bei ihm war. Am liebsten hätte ich mich in seine Arme geschmissen und an seiner starken Brust geweint, doch ich verlor mich in seinen blauen Augen.
    Irgendetwas geschah, der Ausdruck in seinen Augen veränderte sich, wurde weicher. Das Kribbeln in mir wurde stärker. Das Schicksal hatte mir diesen Krieger geschickt, mit diesen zarten Gesichtszügen und diesen wunderschönen Augen, aus denen doch so viel Leid sprach.
    Viel zu schnell senkte er den Blick und kam zu mir, drehte mich mit dem Rücken zum Feuer. Wärme war jetzt genau das Richtige, denn die Höhle war eiskalt.
    Ich versuchte, nicht in sein Gesicht zu sehen. Die Wunden waren gefährlich tief, seine rechte Gesichtshälfte war über und über mit Blut beschmiert und vier klaffende Striemen würden in Zukunft sein Gesicht zieren.
    Er nahm neben mir Platz und riss Stücke seiner Hose kaputt, um damit mein Bein zu verbinden. Er wusste nicht, wie er es verknoten sollte, also zog ich mir Kinthos‘ Band aus dem Haar und reichte es ihm. Kurz schaute er auf den edlen Stoff, band ihn dann jedoch um mein Bein.
    Als er sich vorbeugte, konnte ich einen Blick in sein Hemd werfen und sah die Wunde. Vorsichtig schob ich den Stoff zur Seite. Die Wunde, die der Nebulos ihm zugefügt hatte, hatte wieder begonnen zu bluten. Mir wurde übel. Jeder Herzschlag pumpte einen weiteren Schwall Blut aus ihm heraus.
    »Deine Brust! Was soll ich …?«
    Er schüttelte nur den Kopf und knüllte einen weiteren Stofffetzen zusammen und schob ihn sich unter das Hemd. Die Wunde war sehr tief und binnen kürzester Zeit verfärbte sich auch der braune Stoff dunkelrot. »Du musst zum Medikus! Das hältst du nicht durch.«
    »Später.«
    Vorsichtig schob er seinen gesunden rechten Arm unter meinen Kopf, und ich bemerkte seine enormen Muskeln. Niemand in unserem Alter hatte solche Muskeln! Wieder schaute ich flüchtig zu ihm hoch, sein Gesicht war jetzt sehr nahe.
    »Und dein Gesicht«, presste ich hervor und schüttelte den Kopf. »Es tut mir so …«
    Sofort legte er einen Finger auf

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