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Das Königsmädchen

Das Königsmädchen

Titel: Das Königsmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Fussel
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humpelte erst zu dem Fellknäuel am Eingang der Höhle und schnupperte, stupste den Wolf mit der Schnauze an und humpelte dann zu Briar. Sie leckte ihm über das Gesicht.
    »Alles ist gut. Jetzt ist alles gut, braves Mädchen.«
    Der Nebulos hatte die Wölfin am Vorderlauf erwischt und auch sie blutete stark. Sie legte sich zu uns ans Feuer und leckte sich die Wunde. Briar streichelte sie kurz und fasste sich dann an den Kopf.
    »Briar«, sagte ich ängstlich und versuchte mich aufzurichten.
    Strauchelnd kam er zu mir zurück und nahm seinen Platz neben mir ein. Es gab kaum eine Stelle an ihm, die nicht mit Blut befleckt war. Seinem oder meinem, das war nicht zu erkennen. »Du brauchst dringend Hilfe«, sagte ich drängend.
    »Nein, es geht schon. Wenn, dann brauchst du Hilfe«, sagte er.
    Er schloss seine Augen und ich wusste, wenn ein so stark verletzter Krieger nach der Schlacht die Lider zufallen ließen, dann war es für immer.
    »Nein«, sagte ich und stützte mich auf den unverletzten Arm. »Nein, du darfst auf keinen Fall einschlafen. Wir brauchen Hilfe. Ich mache mich sofort auf den Weg.«
    Er griff mich am Arm und zog mich zu sich.
    »Schon gut. Wir warten.«
    Er zog mich so dicht an sich, dass ich halb auf seiner Brust lag. Ob er meinen Herzschlag spürte? Wir schauten uns tief in die Augen und ich wusste, dass ich diesem Jungen auf ewig dankbar sein würde. Egal, wie lange er oder ich noch zu leben hätten. Er hatte alles für mich aufs Spiel gesetzt. Dankbarkeit war das Mindeste, was ich im Moment aufbringen konnte.
    Eine Weile lagen wir wieder einfach da und schauten uns an. Es war nun fast gänzlich dunkel. Ich wunderte mich, warum niemand nach mir suchte. Längst hätte ich zu Hause sein müssen, gebadet, bereitgemacht für Kinthos. Vielleicht hätte ich ihm beim Essen gegenüber gesessen.
    Ob meine Mutter überhaupt nach mir suchen ließ? Oder dachte sie, ich sei abgehauen? Aus Boshaftigkeit nicht nach Hause zurückgekehrt. Die Blumen lagen an den Baumstämmen auf dem Weg und niemand würde sie ihr bringen.
    Briar strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und ich schob meine Gedanken beiseite. Seine Finger berührten zärtlich meine Wange und er wickelte eine Haarsträhne ein paar Mal um seinen Daumen. Doch ich sah, dass es ihm Schmerzen bereitete. Ich machte mir große Sorgen um ihn. Er musste gerettet werden.
    Ich hatte tausend Fragen an ihn und wollte ihm so viel sagen. Ich strich ihm einen Blutstropfen davon, der in seinen Mund zu laufen drohte. Wie unnütz, nachdem sein ganzes Gesicht rot gefärbt war.
    Seine glänzenden Augen hörten nicht auf mich anzuschauen. Von seinen starken Wangenknochen wurde sein Antlitz perfekt eingerahmt. Mein Blick wanderte zu seinen Lippen, schmal und mit getrocknetem Blut darauf, aber zärtlich irgendwie. Ich streichelte ihm durchs Haar und lächelte, als wenn ihn dieses Lächeln heilen könnte. Doch auch dies verhinderte nicht, dass seine Augen beim Lidschlag immer länger geschlossen blieben und so wurde meine Angst immer größer. Ich wusste, sobald er einschlief, wäre er nicht mehr zu wecken.
    »Bitte Briar, bleib doch bei mir«, flehte ich und meine Finger tasteten über sein Gesicht. Zärtlich fuhr mein Zeigefinger von seinen Lippen über seine Nase, bis hin zu seinen Schläfen. »Bitte, schlaf jetzt nicht ein. Bitte, verlass mich nicht.«
    Er lächelte. »Solange ich lebe, werde ich dich niemals verlassen, das schwöre ich«, flüsterte er und ich musste auch lächeln.
    Aus irgendeinem Grund begann ich ihm von dem blauen Kleid zu erzählen, das Hanna mir genäht hatte, und von der Deligo und dem Abend, als ich mit Kinthos im Dorf war.
    »Kinthos«, flüsterte er sanft.
    »Ja, er ist der Oberste.«
    Ich erzählte ihm alles über Kinthos, was mir einfiel.
    Ein Knacken aus dem Wald ließ mich aufhorchen. Sofort stützte ich mich auf den Ellbogen und erkannte eine Fackel in der Dunkelheit. Mein Herz machte einen Satz.
    »Wir sind gerettet«, schrie ich. Er lächelte, doch es sah aus, als würde er jeden Moment einschlafen. »Bitte Briar, bleib hier bei mir.« Ich schüttelte ihn.
    »Es tut mir so leid«, sagte er und schloss die Augen. »Lilia.«
    Es war das Letzte, was er sagte.
    »Nein!«, schrie ich. Ich sprang auf und sofort schoss mir das Blut in die Wunde. In die Richtung der Reiter schrie ich nach Hilfe. »Wir sind hier! Hierhin!«
    Sie hatten mich gehört und kamen im vollen Galopp auf uns zu. Das Feuer würde ihnen den Weg weisen. Lala setzte sich

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