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Das Königsmädchen

Das Königsmädchen

Titel: Das Königsmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Fussel
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Es war nicht unverständlich, was Briar nachts murmelte. Er jammerte immer wieder meinen Namen. Lilia, nein. Er wälzte sich umher und ich ahnte, dass er im Traum mit dem Nebulos kämpfte. Meine Mutter nahm meine Hand und streichelte sie.
    »Aber dir Lilia geht es doch gut, oder?«
    Die Frage machte mich wütend. Wie konnte sie so etwas fragen? Sah sie nicht, dass mein Lebensretter noch immer in Gefahr schwebte? Ich musste einfach wissen, dass es ihm wieder gut ging, früher wollte ich hier nicht weg.
    »Ich denke, in ein paar Tagen darf sie in den Tempel. Ich kann genauso dort nach ihr sehen.«
    Und wenn ich mir alle Wunden aufriss, ich würde den Stall hier nicht verlassen, bevor es ihm gut ging!
    Der Tag zog sich in die Länge und ich freute mich, als am Nachmittag mein Vater vorbeikam.
    »So ein Abenteuer, was?«
    »Es war furchtbar! Hätte Briar mich nicht gerettet …«
    Beruhigend streichelte er mir über den Kopf.
    »Es ist ja alles gut gegangen. Hat er den Nebulos etwa ganz allein fertiggemacht?«, fragte er.
    »Das hättest du sehen müssen – er hatte einen Stock, mit dem er einfach auf das Viech losgegangen ist. Er hat immer wieder zugeschlagen. Rechts, links, rechts, links.«
    Ich zeigte ihm die Bewegungen. »Aber viel schneller. Er war so schnell. Und sieh dir mal seine Muskeln an.«
    Ich hob seine Decke an und ließ meinen Vater einen Blick auf Briars Brust und Arme werfen. »Das kommt sicher von der Stallarbeit.«
    »Nicht schlecht«, er war ehrlich beeindruckt.
    Dann sah er die Schnitte in Briars Gesicht. »Ganz schön übel zugerichtet, der Arme.«
    Mein Vater legte seine Hand auf Briars Unterarm. »Aber ich bin ihm über alle Maßen dankbar.«
    »Ich auch. Er war so mutig!«
    Mein Vater wusste genau, worauf ich hinauswollte. Briar war der geborene Krieger. Oft hatte ich im Tempel die Jungkrieger bei der Ausbildung beobachtet. Es war eine nette Abwechslung zum langweiligen Alltag auf dem Plateau. »Er könnte jetzt noch dazustoßen und würde trotzdem besser sein als die anderen, ich weiß es.«
    Mein Vater nickte.
    »Aber es hat einen Grund, weshalb er nicht dabei ist. Man kann niemanden dazu zwingen.«
    Das stimmte. Betreten schaute ich zu Boden.
    »Ich kann ja mal mit seiner Mutter sprechen«, flüsterte er und zwinkerte mir zu.
    Ich sprang auf, wobei mir der Schmerz ins Bein schoss, doch ich umarmte ihn glücklich. »Zuerst einmal müsst ihr beide gesund werden.« Ich nickte.
    Karthane kam häufig in den Stall, sah nach ihrem Sohn und mir und brachte etwas zu Essen. Sie erzählte mir von der Pferdezucht, doch überwiegend sprachen wir über Briar. Wenn sie mir Geschichten über ihn erzählte, war es fast so, als würde ich mich mit ihm unterhalten und so lernte ich ihn besser kennen. Alles was Karthane über ihren Sohn erzählte, machte mich mit ihm vertraut. Er war mein Retter, da lag es doch nahe, dass ich alles in Erfahrung bringen musste.
    Sie erzählte mir, dass sie oben auf dem Hang lebten, weil sich so die Pferde an den unebenen Untergrund gewöhnten und damit auch auf geradem Terrain schneller liefen als andere Pferde. Ich erfuhr, dass Briar gerne in den Wald ging und dass er die Seite vom Dorf an Kwarr Marrh vorbei zum Fluss sehr gut kannte. Wahrscheinlich hatten wir uns daher nie getroffen. Zwischen den Steinfeldern und den Felsen Kwarr Marrhs lag knapp ein halber Tagesritt.
    Fast den ganzen Tag verbrachte ich damit, Briar die Schweißperlen von der Stirn zu tupfen und dabei erzählte ich ihm irgendwelches unwichtige Zeug. Ich erklärte ihm, wie anstrengend das Leben auf dem Plateau war, worauf man zu achten hatte und vor wem man zu knicksen hatte. Ich schilderte ihm, wie ich immer mit Kinthos ins Dorf gelaufen war und wie anders sich die Leute benahmen, wenn sie uns sahen. Als es Lala besser ging, erzählte ich ihm davon und auch das Wetter bekam er von mir in allen Einzelheiten geschildert. Ich versuchte ihn neidisch auf das Hühnchen, die Suppe oder das Brot zu machen, das Karthane mir gebracht hatte. Die meiste Zeit über quasselte ich einfach munter daher, doch dann kamen zwischendurch Momente, in denen mich die Kraft verließ und ich ihn anflehte, endlich seine Augen zu öffnen.
    Jedes Mal, wenn ich ihm die Stirn tupfte, bat ich ihn mich anzusehen, doch seine Augen blieben stets geschlossen. Am Abend hatte der Regen noch immer nicht aufgehört und ich schlief durch das monotone Geräusch der Regentropfen ein.
    In der Nacht wurde ich wach, weil Briar schrie. Ich versuchte ihn zu

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