Das Königsmädchen
schmutzig, aber Atira hat verstanden, warum ihr es vom Arm genommen habt.«
Briar schaute mich fassungslos an. Wie gerne wäre ich jetzt mit ihm allein, um ihm alles zu erklären. »Atira hat mir natürlich ein neues gegeben.«
Mit offenem Mund starrte ich das grüne Band an, das sie mir sofort um den Arm legte. »Bisher hat Lilia die besten Chancen, daher sollte sie so schnell wie möglich gehen.«
»Das verstehe ich«, entgegnete Briar kühl. »Und ich möchte wirklich nicht, dass Sie sich erkenntlich zeigen.«
Er drehte sich zu mir und sah mir tief in die Augen.
»Ich hätte es für jeden getan und im Grunde war es andersrum. Sie hat mich gerettet.«
Karthane schaute zu mir und lächelte. »Ich danke dir so, Lilia.«
Ich widersprach sofort: »Nein, Briar hat mein Leben gerettet.«
»Ach Quatsch«, unterbrach er mich sarkastisch. »Nur ihretwegen hat der Medikus einen Bauernjungen wie mich geheilt. Er hätte sich nie die Mühe gemacht, nach mir zu sehen.«
Er sagte es in einem abfälligen und zornigen Ton. »Ich könnte den feinen Templern, wie wir sie gerne nennen, egal sein.«
»Sei still Briar, was erlaubst du dir?«
»Schon gut, ist bestimmt das Fieber«, presste ich hervor und klatschte ihm das nasse Tuch so auf die Stirn, dass sein Gesicht voll Wasser war. Karthane brach in schallendes Gelächter aus.
»Ihr zwei seid ja süß! Bei solch einer Pflege bist du schnell wieder fit.« Sie lachte und stand auf. Zärtlich drückte sie ihm noch einen Kuss auf die Nase und ging dann wieder. Meine Mutter hatte einen seltsamen Gesichtsausdruck und verabschiedete sich ebenfalls. Als sie die Stalltür hinter sich schloss, wartete ich noch einen Moment und drehte mich dann wütend zu Briar um. Er lag nun mit dem Rücken zu mir und tat so, als schliefe er.
»Du brauchst gar nicht so zu tun, ich weiß genau, dass du wach bist.«
Er zuckte nur mit den Achseln. Ich wollte wissen, was mit ihm los war und warum er mich nun ignorierte. Ich hatte mich tagelang um ihn gekümmert, da hätte er ruhig netter sein können. Ich zerrte an seiner Schulter, um ihn zu mir zu drehen. Ich hatte seine schlimme Verletzung auf der Brust wieder vergessen und im gleichen Moment stöhnte er bereits vor Schmerzen auf.
»Oh nein, ich habe es vergessen!« Ich riss die Decke von seiner Brust, um zu kontrollieren, dass die Wunde nicht aufgegangen war.
»Hey! Du gehst aber ran!«
Ich ärgerte mich und schämte mich für die Art, wie ich ihm den Stoff vom Leib gerissen hatte. Als wäre es selbstverständlich und als hätte ich das Recht dazu. Meine Wangen glühten, sicherlich waren sie knallrot angelaufen. Doch viel wichtiger war, dass der Verband keine Anzeichen aufwies, dass die Wunde aufgegangen war und so atmete ich erleichtert aus.
Erst jetzt fiel mir auf, dass ich beinahe auf seinem halb nackten Körper lag, selbst noch immer nur von einem Nachthemd umhüllt. Die Wunde war riesig. Größer als meine ausgespreizte Hand. Um sie herum färbte sich die Haut lila, blau und grün. Ich strich vorsichtig darum und fühlte, dass sein Herz schneller schlug. Zärtlich streichelte ich ihn und hob meinen Blick, schaute ihm tief in die Augen.
Keiner sagte einen Ton. Es war, als sähe er direkt in mich hinein. Die Hitze, die von seinem Körper ausging, ließ mich schwerer atmen. Langsam hob er die Hand und wanderte zu meinem Hals. Vorsichtig versuchte er, den Verband abzunehmen.
Für einen kurzen Moment legte ich meine Finger auf seine, um ihm Einhalt zu gebieten. Ich wollte nicht, dass er meine Narben sah.
»Bitte lass sie mich sehen«, hauchte er und ich spürte seinen warmen Atem in meinem Gesicht. Meine Hand glitt von seiner und ich legte sie wieder auf seiner gesunden Brust ab. Ich kniff die Augen zusammen, als sich der Verband löste. »Tut es noch weh?«, fragte er und presste die Lippen zusammen, als würde meine Wunde ihn schmerzen.
»Manchmal.«
Vorsichtig legte ich meine Hand auf den Verband auf seiner Brust. »Tut es dir weh?«, fragte ich.
»Es geht.«
Zärtlich streichelte er meinen Hals, dann legte er den Verband wieder darum. Durch die Heilpaste klebte die Binde sofort fest.
Wieder trafen sich unsere Blicke. »Wovon träumst du nachts, du Schöne?«, fragte er und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Mein Herzschlag beschleunigte sich.
»Wahrscheinlich dasselbe, wie du.«
Wir bemerkten nicht, dass die Stalltür aufging und jemand hereinkam, wir schauten uns tief in die Augen.
»Störe ich?«, hörte ich eine
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