Das Königsmädchen
es mir überlegen«, sagte er schließlich und aß danach stumm den Rest seines Brotes.
Bevor ich ging, verabschiedete ich mich bei Karthane im Stall.
»Dein Vater möchte ihn in der Kaserne sehen, nicht wahr?«, fragte sie, ohne sich von der Arbeit abzuwenden.
»Ja das möchte er.«
»Wahrscheinlich könnte er ein guter Krieger werden, mein Briar.«
»Nein Karthane. Dein Briar, kann kein guter Krieger werden, er ist bereits ein guter Krieger. Und das weißt du.«
Sie drehte sich zu mir und ich war mir durchaus bewusst, dass ich nicht in der Position war, so mit ihr zu reden. Auch wenn ich mal die Oberste werden würde, so sprach ich hier mit einer Mutter über ihren einzigen Sohn. Über alles, was diese Frau noch hatte. Tränen standen in ihren Augen.
»Du weißt, was er mir bedeutet, Lilia.«
»Karthane, wenn ein Krieg ausbrechen würde, meinst du, er könnte sich wirklich raushalten?«
Sie lächelte mich an und drehte sich wieder zurück, um weiter den Stall auszumisten. Ich wusste, dass sie jetzt nachdenken musste.
Zurück im Haus wartete Briar. Meinem Vater deutete ich, dass er draußen auf mich warten sollte und er verschwand, ohne sich etwas dabei zu denken. Briar räumte den Tisch ab und ich stand in der Tür.
»Ich muss jetzt los.«
Er nickte. Gut, er hatte also verstanden, was ich gesagt hatte und nun konnte ich gehen.
»Dann bis bald, Briar.«
Ich trat langsam auf ihn zu, bis ich hinter ihm stand. Zögerlich legte ich meine Hand von hinten auf seine Schulter. »Briar?«
»Ja?«
»Wir sehen uns!«
Er ließ den Kopf hängen, ließ die Arme sinken und drehte sich um. Traurig standen wir uns gegenüber. Dann nahm er mich in den Arm und drückte mich so fest, als wollte er mich nie wieder loslassen. Ich erwiderte die Umarmung und musste schwer schlucken. Er hob mich hoch, als wäre ich eine Feder und presste mich an sich.
»Du wirst mir so fehlen!«
Ich hörte meinen Vater draußen nach mir rufen.
»Ich muss jetzt wirklich los.«
Ich legte meine Hand auf seine Brust und er seine auf meinen Hals.
»Meine Lilia …«
Als ich von ihm ging, berührten seine Fingerspitzen die meinen und es schmerzte mich im Herz, ihn zu verlassen. Ich würde ihm auf ewig dankbar sein.
Am Abend saßen meine Mutter und ich zusammen und packten die Sachen, die ich mit in den Tempel nehmen sollte. Mein Vater kam nach Hause und begrüßte meine Mutter mit einem Kuss auf den Mund und mich mit einem Kuss auf die Stirn.
Ich musste sofort an den Kuss zwischen Briar und mir denken. Wenn das meine Mutter herauskriegen würde, wäre es um mich geschehen.
»Ich war eben noch mal bei Karthane«, sagte mein Vater beiläufig. Sofort hatte er meine volle Aufmerksamkeit.
»Und? Was sagt sie zu dem Angebot?«, fragte meine Mutter.
»Angebot? Was für ein Angebot hast du ihr gemacht?«, fragte ich erstaunt und beide schauten mich argwöhnisch an.
Mein Vater setzte sich neben mich aufs Bett und streichelte mir über den Kopf.
»Dass Briar dich vor einem Nebulos gerettet hat, erfordert ein hohes Maß an Mut und Kampfeswillen. Darüber hinaus habe ich wirklich noch keinen Jungen in seinem Alter mit solch einer Muskelpracht gesehen.«
Er machte eine kurze Pause und schaute mich an. Ich wüsste zu gerne, was in seinem Kopf vorging, aber noch mehr wollte ich, dass er endlich weitersprach. »Ich bin also noch mal zu Karthane gegangen, um sie zu überreden, dass ich Briar zu einem Krieger ausbilde.«
Nervös kaute ich auf meinen Fingernägeln und wurde daraufhin von meiner Mutter auf die Finger gehauen.
»Ja, aber was hat sie dazu gesagt?«, fragte ich ungeduldig.
»Sie war nicht gerade begeistert. Aber sie weiß auch, wie angenehm das Leben als Krieger sein kann. Immerhin dürfen die besten Krieger auf dem Plateau leben, so wie wir. Außerdem werden die Krieger gut verköstigt, sie müssen schließlich bei Kräften sein.«
Mein Vater zwinkerte mir zu und ich nickte verständnisvoll. »Sie braucht natürlich Hilfe bei der Pferdehaltung, während er ausgebildet wird.«
Ich presste die Lippen zusammen und ließ den Kopf hängen. »Aber die bekommt sie natürlich, ich will schließlich sehen, was in dem Jungen steckt. Sie wird einen Stallburschen bekommen, damit Briars Hilfe ihr nicht so fehlt.«
Ich fiel meinem Vater um den Hals. »Das heißt, Briar wird zum Krieger ausgebildet?«
Er nickte. »Dann sehe ich ihn ja regelmäßig im Tempel«, rief ich vor lauter Freude und erntete einen bösen Blick von meiner Mutter.
»Lilia,
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