Das Königsmädchen
danke dir so sehr!«
»Wofür?«
»Na, dafür, dass du sie gerettet hast.«
Ich spürte die Blicke von den beiden auf mir und versuchte ganz still zu sein, obwohl es mich am ganzen Körper juckte und ich mich gerne gekratzt hätte.
»Sie ist ein ganz besonderer Mensch«, sagte Briar.
»Ja, das ist sie allerdings. Es wird Zeit, dass sie endlich in den Tempel kommt, damit ich die Ersten nach Hause schicken kann.«
»Wieso?«
»Ach, es gibt eine Abmachung mit Atira, dass ich erst dann welche nach Hause schicke, wenn Lilia auch da ist. Damit die Leute im Dorf nicht wütend werden.«
»Und gibt es schon ein paar, die du nach Hause schicken möchtest?«
»Briar, ich sag dir, mit so vielen Frauen unter einem Dach zu leben, ist alles andere als schön. Da braucht keiner neidisch sein! Ich bin froh, wenn die Deligo vorbei ist.«
»Hast du deine Wahl denn schon getroffen?«
»Ich denke schon. Briar, du kennst mich, ich weiß immer, was ich will!« Kinthos lachte und bevor er noch was sagen konnte, tat ich so, als würde ich aufwachen.
Ich drehte mich zu ihnen und rieb mir die Augen.
»Guten Morgen.«
»Guten Morgen, Lilia.«
»Kinthos! Beim Stein der Erde, was machst du denn hier?«
Ich riss die Decke hoch und spielte die Überraschte. Briar verdrehte hinter Kinthos die Augen.
»Ich wollte nur mal nach euch beiden sehen.«
»Dann melde dich doch vorher an, dann hätte ich mich entsprechend gekleidet!«, meckerte ich und brachte Kinthos damit zum Lachen.
»Hey, Briar hat dich auch im Nachthemd gesehen, dann darf ich das erst recht!«
Beide Jungs brachen in schallendes Gelächter aus, nur ich fand das wirklich nicht komisch. »Ach komm, sei nicht böse.«
Kinthos verbrachte den ganzen Vormittag bei uns und wir drei lachten viel. Auch ihm tat es gut, mal aus dem Tempel heraus zu kommen und einfach unter Freunden zu sein.
Als Karthane seine Hilfe brauchte, verabschiedete sich Kinthos. Als er verschwunden war, schaute Briar an die Decke und hing seinen Gedanken nach.
»Briar?«
»Hmm.«
»Alles in Ordnung?«
»Hmm.«
Jetzt war es mir unangenehm in seiner Nähe. Ich war regelrecht aus seinem Bett gesprungen und nachdem ich in der Nacht den ersten Schritt gemacht hatte, war er sicher enttäuscht.
Als dann am Nachmittag noch meine Mutter verkündete, dass ich morgen schon in den Tempel umziehen sollte, war der Tag gelaufen. Meine Mutter glaubte, dass es nicht gut war, mich noch länger bei Karthane und Briar zu lassen. Auch wenn sie uns nicht Arm in Arm im Bett hatte liegen gesehen, spürte sie sicher, dass zwischen uns etwas war.
Ich beteuerte ihr, dass wir bloß Albträume hatten, doch sie war trotzdem misstrauisch. Daher beharrte sie auf den Umzug und leider gab ihr auch der Medikus recht. Und so näherte sich unsere letzte Nacht.
Karthane kam herein, nahm die Teller mit, auf denen sie am Abend Brote gebracht hatte, und pustete ein paar Kerzen aus. Nur noch wenige erleuchteten schwach den Stall, in dem ich mich so wohl fühlte.
Sie schloss die Tür und ich lauschte ihren Schritten, bis sie im Haus verschwunden war. Die Stille machte mich wahnsinnig. Warum sagte Briar nichts? Irgendwann drehte ich ihm den Rücken zu und versuchte zu schlafen. Würde er unsere letzte Nacht einfach so verstreichen lassen? Als ich schon nicht mehr damit gerechnet hatte, unterbrach er endlich die Stille.
»Lilia?«, flüsterte er leise.
Ich freute mich, mein Name aus seinem Mund klang so zärtlich. Ich gab nicht zu erkennen, dass ich wach war. Langsam kam er zu mir rüber und streichelte meine Schulter. Ich drehte mich um und landete direkt in seinen Armen. Wieder schauten wir uns tief in die Augen. Ich konnte es sehen, wir waren beide unheimlich traurig. »Das war es nun also«, flüsterte er.
»Ja. Nun ist die Zeit vorbei«, sagte ich betreten und vergrub mein Gesicht an seiner Brust. Er streichelte mir den Kopf, während ich seinen Geruch nach Heu in mir aufnahm.
»Hey, Lilia. Sei nicht traurig.«
Er presste mich an sich und ich legte meine Arme um ihn. Immer wieder war ich überrascht, wie breit sein Oberkörper war. Er ist so stark.
Ich konnte ihm nicht in die Augen schauen und so krallte ich mich an ihm fest. Das Wichtigste war, dass wir uns kennengelernt hatten und so sollte ich nicht traurig sein. Wie schnell diese Nähe zwischen uns entstanden war – ich war noch immer überrascht über die starken Gefühle, die ich nach einer so kurzen Zeit für Briar hatte. »Ich fand die Zeit mit dir sehr schön,
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