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Das Königsmädchen

Das Königsmädchen

Titel: Das Königsmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Fussel
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Fliegen!«
    »Wir haben sehr gute Krieger, Atira, du unterschätzt sie doch nicht etwa?«
    »Woher willst du wissen, dass sie ausreichen? Sieh dir doch nur mal die Leekaner an. Bist du schon mal auf einen von ihnen getroffen?«
    Sie zeigte zur Steilwand, hinter der wir das Feuervolk vermuteten. Ich dachte an die merkwürdige Gestalt in Hadassah. Er musste Leekaner gewesen sein. »Sie vermehren sich so schnell. Allesamt Krieger. Da gibt es keine Bauern, wie bei uns. Sie sind alle Krieger. Ihre Frauen müssen hart arbeiten, damit sie die ganzen Mäuler gestopft bekommen und in Hadassah bieten sie ihre Körper an, damit man ihnen Nahrung gibt. Ein widerwertiges Volk, aber nicht zu unterschätzen. Sie könnten es schaffen, unser Volk zu zerstören. Dann hätten sie zwei Steine. Gnade sei mit uns, wenn sie auch die anderen in ihren Besitz brächten.«
    Atira machte mir Angst. Sie war wütend und so aufgebracht, wie ich sie noch nie erlebt hatte. »Lilia, was meinst du, wer Thymus und seine Männer getötet hat? Der Krieg hat längst begonnen und es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie uns angreifen!«
    Ich war verwirrt.
    »Was soll deiner Meinung nach passieren?«
    »Lilia, es darf nur ein Volk geben.«
    »Wie soll das gehen?«, fragte ich entgeistert.
    »Ganz einfach, in dem drei Völker verschwinden.«
    Sie will einen Krieg!
    Ich wollte sie fragen, wie eine bessere Welt entstehen könnte, wenn sie mit so viel Leid begann, aber ich sagte nichts.
    Atira merkte mir meine Sorgen an. »Lilia, ich will die Völker nicht zerstören, weil ich habgierig bin. Ich will die anderen drei Völker zerstören, damit sie uns nicht mehr zerstören können. Ich will, dass unser Volk lebt. Wir sollen das einzige Volk sein, in Frieden und ohne Furcht.«
    Ich verstand was sie meinte, machte mir jedoch Sorgen um den Preis, den dieses Vorhaben kostete. Unser Volk war doch viel zu schwach.
    »Warum erzählst du mir das?«, fragte ich ohne Umschweife.
    »Lilia, wir wissen beide, was du für eine Macht auf die Männer hast.« Wussten wir das?
    Mir war nur bewusst, wie ich Briar verletzen konnte und Kinthos würde ich hinters Licht führen, denn ich liebte ihn nicht. Zumindest noch nicht. »Kinthos vertraut dir, Lilia.«
    »Da bin ich mir nicht sicher.«
    »Zumindest traut er dir mehr als mir!«
    Das war nicht schwer, denn nicht mal ich wollte ihr im Moment vertrauen.
    »Du willst also, dass ich ihn in eine bestimmte Richtung lenke.«
    »Lilia, ich möchte dass er die Jungkrieger sofort zu Kriegern macht, sie können ohne Probleme bei den alten Kriegern mittrainieren. Ich habe ein paar von ihnen gesehen. Sie sind gut, für eine Schlacht dürfte das reichen.«
    Ich schluckte schwer. Sie wollte, dass ich die Jungkrieger in einen Krieg schickte! Das war es im Grunde.
    Ich würde sie opfern und es war nicht nur Briar, um den ich mich nun sorgte! »Er soll neue Krieger rekrutieren und wenn nicht genug da sind, sollen die jungen Mädchen, die keine Auserwählten werden, ebenfalls die Kampfkunst lernen.«
    »Dann haben wir nicht genug Helfer auf den Feldern!«
    Sie fasste sich an den Kopf und massierte ihre Schläfen.
    »Lilia, willst du es nicht verstehen? Wenn wir angegriffen werden, haben wir keine Felder mehr, um die wir uns kümmern brauchen. Wir brauchen ganz schnell viele Krieger. Einem Angriff der Leekaner oder der Amaren werden wir sonst nicht standhalten können.«
    »Ich werde sehen, was ich tun kann.« Mit diesen Worten ließ ich sie allein und ging zurück. Nach Tanzen stand mir jetzt wahrlich nicht mehr der Kopf.

S ieben
    Das Abendessen stand bevor. Ich hatte zwar keinen Hunger, aber ich musste mich bei Jole entschuldigen. Wie sollte ich das gebührend tun? Im Grunde hatte sie kein Recht, Briar so zu beleidigen. Selbst wenn ich sie hasste, hatte ich sie nicht richtig behandelt. Ich hatte mich von meinen Gefühlen leiten lassen und hatte mich wirklich unvernünftig verhalten.
    Ich musste das aus der Welt schaffen. Die mannshohe Holztür zum Festsaal öffnete sich und die Gespräche, die in diesem Moment noch im Gange waren, verstummten sofort. Der einzige freie Platz war neben Kinthos, genau gegenüber von Jole. Ich schluckte schwer, als ich mich langsamen Schrittes näherte und mich an der Seite des Obersten niederließ.
    Jole schaute vom Essen nicht auf, schob die Kartoffeln auf ihrem Teller hin und her und tat, als wäre alles normal. Ihr Kinn leuchtete lila und wäre es nicht meine Schuld gewesen, hätte ich darüber gelacht. Auf jeden

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