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Das Königsmädchen

Das Königsmädchen

Titel: Das Königsmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Fussel
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ihr offenbaren.
    »Ich habe Jole geschlagen«, sagte ich kleinlaut.
    Sie überlegte, um die richtigen Worte zu finden. »Hatte sie es verdient?«
    Ich sah Atira überrascht ins Gesicht und wir mussten beide lachen.
    »Irgendwie schon, aber es war nicht richtig.«
    Ich wollte gerade an meinen Fingernägeln kauen, als Atira mir auf die Finger schlug, wie es meine Mutter getan hätte. »Sie hat Briar beleidigt und das konnte ich einfach nicht ertragen.«
    »Briar, unser neuer Jungkrieger? Ich verstehe.«
    Ich hätte gerne wiederholt, was Jole gesagt hatte, aber ich wollte nicht mehr an diese Worte denken.
    »Mein Verhalten war wirklich übertrieben!«, sagte ich.
    »Wieso glaubst du, dass du übertrieben gehandelt hast, Lilia?«
    Was wollte Atira von mir hören? Was war die Wahrheit?
    »Weil man nicht schlägt?«, sagte ich unsicher.
    »Aber hatte sie es verdient? Was hat dich so wütend werden lassen?« Wieder sah ich sie fragend an. Sie überlegte kurz. »Lilia. Wenn ich dir sagen würde, dass die Wachen vor der Kapelle die schlechtesten Krieger sind, die dieser Tempel je gesehen hat, und du weißt, dass wir zum Schutze des Steines nur die besten zur Wache einteilen«, sie sah mich eindringlich an. »Würde dich das auch wütend werden lassen?«
    Ich schüttelte langsam mit dem Kopf.
    »Genau, weil es dir egal ist, was ich über diese Wachen denke.«
    »Eher, weil ich weiß, dass sie hervorragende Krieger sind und du unrecht hast.«
    »Und warum bringt Jole dich dann aus dem Gleichgewicht, obwohl du weißt, dass sie im Unrecht ist?«
    Ich dachte über ihre Worte nach. Es war nicht Jole, die mich aus dem Gleichgewicht gebracht hatte, es war Briar. Doch das würde ich Atira niemals sagen.
    Irgendwas las sie in meinem Gesicht und ich hatte Angst, dass sie meine ganzen unausgesprochenen Gedanken sehen konnte. »Lilia, ich möchte dir etwas zeigen.«
    Sie stand auf und nahm meine Hand. Sie zog mich entschlossen hinter sich her zu dem heiligen Stein, wobei ihr Kleid in der Luft wehte. Ich war mir sicher, dass ich noch nie so nah an dem Stein der Erde gewesen war. Ich war überrascht, wie schön er strahlte.
    Er leuchtete in einem wunderschönen Braun, es wirkte als würden die Sonnenstrahlen darin brechen und ihn zum Scheinen bringen. Atira nahm meine Hand und wollte sie auf den Stein legen. Sofort zog ich sie zurück.
    »Los, mach schon, ich gestatte es dir.«
    Zögernd legte ich meine Hand auf den Stein und spürte seine Kraft. »Jetzt schließ deine Augen.«
    Erst zuckte es nur durch meinen Körper und dann war es, als würde mein Inneres strahlen. Ich schloss die Augen und spürte die angenehme Wärme, die durch mich hindurch lief. Es kam mir vor, als wären alle Sorgen weit weg. Ich fühlte mich frei, als würde ich schweben. Die Energie ging von meiner Hand in meinen Arm, ich kam mir mächtiger vor als je zuvor.
    Und dann erschien vor meinem inneren Auge eine Wiese. Nein, es war eine Lichtung, denn rundherum standen Bäume und auf dieser Lichtung blühte eine Vielzahl von Blumen. Ich war schon mal an diesem Ort gewesen. Ich kannte diesen Platz, hier war ich ihm zum ersten Mal begegnet. Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus, während der Wind durch meine Haare wehte.
    Ich roch den Wald, der mich an jemanden erinnerte. Ich hörte einen Fluss, der leise plätscherte. Obwohl ich den Fluss nicht sehen konnte, wusste ich, welche Farbe er hatte. Er hatte die Farbe von Briars Augen.
    Ich ging über die Lichtung und dort war eine Höhle, die ich auch nur zu gut kannte. Jemand fasste nach meiner Hand und ich hoffte, dass es Briar war. Wie gerne hätte ich ihn jetzt bei mir. Ich würde ihm erklären, warum ich so gehandelt hatte, und dass meine Eltern mit ihm nicht einverstanden waren. Dass es meine Bestimmung war, Kinthos zu heiraten.
    Die Sonne verdunkelten sich und das Rauschen verschwand, die Wärme wurde weniger und mit einem Mal kam es mir auch nicht mehr so vor, als würde ich schweben. Erschrocken öffnete ich die Augen.
    Ich war wieder in der Kapelle. Atira lächelte mich an, während sie meine Hand hielt. »Wundervoll, nicht wahr?«
    »Atira, ich wusste nicht, dass der Stein solch eine Macht besitzt.«
    Sie lachte. »Wenn du wüsstest!«
    »Es war wie in einem schönen Traum und ich wollte nicht mehr zurück.«
    »So geht es mir manchmal auch.«
    »Siehst du auch die Lichtung?«
    Ihr Blick wurde fragend. Nein, sie sieht die Lichtung nicht. »Ich sehe den Tempel und die Dinge, die hier geschehen oder

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