Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Königsmädchen

Das Königsmädchen

Titel: Das Königsmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Fussel
Vom Netzwerk:
so hatte ich Mühe einen steilen Hang hinaufzukommen. Ich zog mich an ein paar Gräsern hoch und war gespannt, was sich hinter dem Hügel befinden würde. Ein paar Mal rutschte ich ab und meine Füße verschwanden komplett im Sand.
    Mit einem Mal hörte ich Stimmen, oder bildete ich mir das nur ein? Nein, da waren Stimmen. Ich legte meine ganze Kraft in die Arme und zog mich an den Gräsern auf die Kuppe. Ich rutschte wieder ab und landete mit dem Gesicht im Sand, sodass ich spucken musste. Schnell wischte ich den Sand aus meinem Gesicht und schaute hoch.
    Niemals hatte ich einen traumhafteren Ort gesehen als dieses Tal, das sich unter mir erstreckte. So rein, farbenfroh und mit so viel Schönheit hatte ich hinter dem Fluss gar nicht gerechnet. Hier war kein Wald mehr. Eine wunderschöne Wiese mit zahlreichen Blumen und Büschen erschien vor mir. Überall flogen bunte Vögel und in einer gewissen Entfernung dahinter, sah ich das Meer!
    Es war schöner, als ich es je vermutet hatte. Hinter den Steinfeldern konnte man manchmal das Meer vermuten, aber dort erschien nur ein blauer Streifen, der genauso gut der Himmel sein könnte. Doch hier lief die Wiese in einem sandigen Streifen aus. Links begannen die Steinfelder und rechts der Pass von Kwarr Marrh, doch unten an diesem kleinen Strand lagen Schiffe – die Besatzung kam direkt auf mich zu.
    Mir blieb vor Schreck das Herz stehen. Wie viele waren es? Hunderte? Die Wasserkrieger marschierten auf mich zu, sie waren bis an die Zähne bewaffnet. Atiras Worte kamen mir in den Sinn: Es wird nie Frieden geben, solange du etwas hast, das jemand anderes gerne hätte! Einem Angriff der Leekaner oder der Amaren werden wir nicht standhalten können. Und da waren sie!
    Ich hatte schon oft einen Amaren oder eine Amari gesehen, aber so viele von ihnen, und dann auch noch in Rüstungen und mit Schwertern an ihren Gürteln, machten mir unheimliche Angst. Ich wollte wegrennen, doch ich konnte mich kaum bewegen. Ich hatte Panik!
    Ich kniff die Augen zusammen und wünschte mir, dass Briar bei mir wäre, um mich zu beschützen. Eine Hand legte sich auf meine Schulter und ich schreckte auf.
    Briar!
    Es war nicht möglich, aber er stand neben mir. Seine blauen Augen strahlten mich an.
    »Komm Lilia, wir müssen hier weg!«
    Er hielt mir seine große Hand hin und ich legte meine hinein. Sofort ging es mir besser und ich konnte lächeln. Er zog mich so schnell es ging den Hang hinunter. Unten angekommen liefen wir nebeneinander zum Fluss.
    Noch immer hielten wir uns an der Hand, erst am Wasser ließ er mich los. »Los Lilia, schwimm!«
    Ich schüttelte den Kopf, denn ich konnte nicht sprechen. Ich wollte nicht ohne ihn fliehen, warum kam er nicht mit mir? »Nun mach schon Lilia!«, schrie er und so sprang ich in den Fluss.
    Mit langen Schritten versuchte ich die Mitte zu überqueren und nahm meine Arme zur Hilfe, doch ein treibender, weitverzweigter Ast, um den die Strömung raste, hielt mich gefangen. Ich steckte in der Mitte des Gewässers und kam nicht voran. Ich zitterte vor Angst und Kälte. Hilfesuchend drehte ich mich zu Briar um.
    Er zog sein Panzerschwert, das ungefähr so breit war wie ich, und schwang es mühelos durch die Luft. Er schaute zum Hügel, wo die Stimmen und die Geräusche der Schritte und der Rüstungen mein Herz zum Rasen brachten. Die ersten Amaren überquerten die Kuppe und Briar brachte sich in Kampfstellung.
    Nein, das durfte nicht sein, nicht schon wieder!
    Er durfte sich den Kriegern nicht allein stellen. Nicht, um mich zu retten!
    Ich wollte schreien, doch ich bekam keinen Ton raus. Dann ging alles ganz schnell, die ersten Amaren kamen über die Kuppe und blickten uns kampfwütig an. Sofort griffen sie zu ihren Schwertern und liefen den Hang hinunter. Der Ast löste sich plötzlich und ich trieb ans andere Ufer, weg von Briar. Ich ruderte so kräftig mit den Armen, wie ich konnte, doch ich kam ihm kein bisschen näher.
    Ich stemmte mich mit aller Macht gegen die Steine unter mir, doch sie waren so glitschig, dass ich keinen Halt fand. Briar war jetzt umgeben von Kriegern. Ein letztes Mal sah er mich an und ich schrie seinen Namen. Endlich kam ein Ton aus meinem Mund.
    Briar!
    Doch es war zu spät. Die ersten zehn überwältigte Briar und fügte ihnen Verletzungen zu, ihr Blut spritzte in alle Richtungen. Ein großer Krieger der Amaren näherte sich der Szene und schlug Briar das Schwert aus der Hand. Nun war er unbewaffnet! Er versuchte einem Schlag mit dem

Weitere Kostenlose Bücher