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Das Königsmädchen

Das Königsmädchen

Titel: Das Königsmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Fussel
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Vorfalls mit Jole wütend auf mich? Kinthos sah rüber zu Hanna und schaute dann betreten auf seinen Teller.
    »Hanna, wenn du möchtest, dann dürft ihr gerne beide eure Talente unter Beweis stellen.«
    Sofort erhellte sich Hannas Blick und sie strahlte übers ganze Gesicht. Kinthos riskierte einen Blick zu ihr und lächelte.
    »Ja das würde ich sehr gerne!«
    »Gut, dann also ihr beide.«
    Jole nickte befriedigt. Das war wohl der Dank für meinen Boxhieb. Ich nahm es hin. Sie wollte, dass ich mich vor Kinthos und dem Dorf blamierte. Sie wusste um meine schlechten Tanzkünste, aber sie hatte mich noch nicht mit den Fächern üben sehen und ich wusste, dass sie und viele andere Augen machen würden.
    Nach dem Essen ging ich direkt aufs Zimmer. Hanna kam kurze Zeit später nach, zog sich um und legte sich wortlos mit dem Rücken zu mir ins Bett. Sie löschte ihre Kerze und atmete tief aus.
    »Lilia, ich habe zu Jole gehalten, weil es nicht richtig war, was du heute getan hast. Auch wenn sie Briar beleidigt hat, kannst du sie nicht einfach schlagen!«
    »Es tut mir leid Hanna, ich habe mich ja auch entschuldigt. Es tut mir wirklich leid. Es macht mir nichts aus, dass du zu ihr gehalten hast. Ich hätte es schlimm gefunden, hätte man dir das Singen verweigert. Ich weiß, wie sehr du dir das wünschst.«
    »Gute Nacht Lilia, morgen früh habe ich dir verziehen.«
    Ich wusste, dass Hanna nicht nachtragend sein würde, und war froh, dass mich wenigstens das jetzt nicht mehr belasten musste. Es gab ohnehin schon genug, über das ich mir meinen Kopf zermarterte. Wo sollte ich nur anfangen?
    Meine Gedanken schweiften immer wieder zu Briar. Wir hatten uns heute den ganzen Tag nicht gesehen. Wie es ihm wohl ging? Ich legte meine Hände aufs Gesicht und versuchte einen klaren Kopf zu kriegen. Ich fühlte mich leer.
    Es war ein furchtbarer Tag gewesen und ich kannte nur einen Weg, diesem schrecklichen Gefühl zu entfliehen. Ich würde ohnehin keinen Schlaf finden können in dieser Nacht. Leise stand ich auf, denn ich wollte Hanna auf keinen Fall wecken.
    Ich legte mir eine wärmende Decke um die Schultern und schlich mich aus dem Zimmer. Leise ging ich durch die zahlreichen Korridore, vorbei an der Kaserne und geradewegs zur Kapelle. Die Wachen standen bereits angespannt vor der Tür, als sie mich sahen; wahrscheinlich hatten sie mich schon kommen gehört. Sie schauten mich verwundert an.
    »Ich weiß, ich weiß«, ich fuchtelte mit der Hand in der Luft herum und klopfte den Wachen aufmunternd auf die Schultern. »Es ist schon spät und so spät kommt eigentlich keiner beten, aber glaubt mir, das ist jetzt genau das, was ich brauche. Lasst mich ein bisschen beten.«
    Ich schaute sie flehend an und ohne einen Kommentar öffneten sie mir die Tür. Es hatte doch einige Vorteile, ein Königsmädchen zu sein.
    Zielstrebig nahm ich in der ersten Bank Platz, denn falls mir die Wachen hinterher sahen, so dachten sie nun tatsächlich, dass ich beten wollte. Ich schaute mir den Stein an. Obwohl es draußen schon tiefste Nacht war, leuchtete er, als würde er von der Sonne angestrahlt werden. Ich würde noch einen Moment warten, nur um sicherzugehen.
    Der Moment war kürzer als gedacht, ich konnte einfach nicht widerstehen und ging zum Stein. Es war, als würde er mich überreden, ihn zu berühren. Er strahlte so wunderschön. Nach einem kurzen Blick auf die Wachen streckte ich zaghaft meine Hand nach ihm aus. Schon bevor ich ihn berührte, spürte ich seine Wärme.
    Mein Herzschlag beschleunigte sich und dann legte ich meine Hand einfach auf ihm ab. Diesmal ging es schneller, die Wärme durchströmte mich und ich hatte sofort das Gefühl zu schweben. Innerhalb von kürzester Zeit war ich auf der Lichtung, wo Briar und ich uns das erste Mal getroffen hatten. Die Blütenpollen flogen durch die Luft und wirbelten um mich herum. Ich folgte den Geräuschen durch den Wald zum Fluss und erfreute mich an dem Anblick, der sich mir bot. Das Wasser floss gleichmäßig stromabwärts und die Sonne spiegelte sich darin wie leuchtende Kristalle.
    Zaghaft trat ich in den Fluss und schaute immer wieder ans andere Ufer. Ich hatte Angst, den Nebulos dort zu sehen. Das kühle Wasser trug mich auf sich und ich schwebte auf die andere Seite. Es war uns verboten, auf die andere Seite des Flusses zu gehen. Bisher hatte ich auch nie den Wunsch gehabt, zu wissen was sich auf der anderen Seite befand, doch jetzt siegte die Neugier.
    Am Ufer war es sehr sandig und

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