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Das Königsmädchen

Das Königsmädchen

Titel: Das Königsmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Fussel
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Lächeln.
    »Du siehst wunderschön aus, Lilia.«
    »Danke Kinthos, du auch!«
    Er trug wieder seine Rüstung und sah wahrlich aus wie ein Oberster.
    »Möge das Fest beginnen«, rief Kinthos laut in die Menge. Mein Vater und Gideon, ein ebenfalls sehr guter Krieger unseres Volkes, kamen kämpfend aus dem Tempel gelaufen und duellierten sich vor den Zuschauern. Alle applaudierten und bewunderten, wie wendig und schnell die beiden Krieger die Klingen kreuzten. Immer wieder drehten sie sich, schlugen auf den anderen ein oder parierten den Schlag des Gegners. Den Kindern in der ersten Reihe standen die Münder offen und sie waren schier begeistert.
    Nachdem die beiden Krieger kämpfend am Baum des Lebens angekommen waren, sprangen sie beide einmal in die Luft, landeten auf einem Knie, eine Hand auf das Schwert gestützt, und verneigten sich vor Kinthos. Die Menge war außer sich, pfiff und jubelte, so laut sie konnte.
    Den ganzen Tag zeigten die Jungkrieger und Krieger ihre Fähigkeiten und als langsam die Sonne unterging, wurde es Zeit für die Ehrung. Ich war Briar den ganzen Tag erfolgreich aus dem Weg gegangen und auch er hatte es geschafft, meinem Blick aus der Ferne auszuweichen. Doch jetzt war der Zeitpunkt gekommen, an dem wir uns nach so vielen Tagen wieder gegenüberstehen würden.
    »Es wird Zeit«, sagte Atira und die Krieger verschwanden mit den Jungkriegern im Tempel. Wir Königsmädchen und die Jungfern postierten uns nebeneinander vor dem Baum des Lebens und drehten uns mit dem Gesicht zum Tempel. Atira kam zu mir und legte mir ein weißes Tuch in die Hände. Es war aus demselben Material wie die Gewänder der Jungfern.
    Kinthos hatte bereits drei Mädchen nach Hause geschickt und so waren wir nur noch zu viert. Die hochnäsige Alana, die sich auch heute wieder an meine linke Seite stellte, und dann waren da noch Misaki, Hanna und ich. Nach dem Ausritt vor einigen Tagen hatte Kinthos keinen Ausflug mehr mit Hanna unternommen – und doch hatte er sie bei sich behalten. Hanna weinte abends manchmal, wenn sie vom Essen kam, denn Kinthos behandelte alle ganz normal, nur mit Hanna redete er kaum, und wenn, war es oberflächlich und belanglos. Noch immer vermied er es, ihr ins Gesicht zu sehen, während er mit mir viel lachte und wir die gemeinsame Zeit genossen. Nie redete er in meiner Gegenwart von meiner Freundin und wenn ich begann von Hanna zu sprechen, wechselte er nach ein paar Sätzen dezent das Thema. Ich konnte mir sein Verhalten nicht erklären. Wahrscheinlich hatte er Mitleid mit ihr, weil sie aus dem Dorf kam und die Leute aus dem Dorf nicht so schön wohnten wie die Menschen auf dem Plateau.
    »Lilia, du wirst dem Jungkrieger den Arm verbinden, der von deinem Vater zum Krieger gemacht wird.«
    Sie ging weiter zu den anderen und erklärte ihnen ebenfalls, was sie zu tun hatten. Ich blickte wieder in die Menge und entdeckte Karthane ganz in der Nähe. Sie freute sich sehr, mich zu sehen, und strahlte über das ganze Gesicht, als ich ihr leicht zunickte.
    Nach einer Weile erklang ein Läuten und die Altkrieger kamen aus dem Tempel. Sie genossen das Bad in der Menge und man jubelte ihnen zu. Mit ausreichend Abstand blieben sie vor uns stehen, so dass das Volk sie gut sehen konnte. Mein Vater stand nun direkt vor mir und ich hätte ihn zu gerne umarmt. Kinthos hielt eine Ansprache. Er berichtete von den mutigen jungen Männern, die sich der Aufgabe gestellt hatten, zu Kriegern der Waldläufer ausgebildet zu werden. Von der Stärke, die sie in den heiligen Hallen des Tempels erlernt hatten, und der Loyalität, unser Volk, unseren Tempel und den Stein der Erde so lange zu beschützen, wie sie die Erde unter ihren Füßen spürten. Er hob die Hände und es wurde still.
    »Volk von Jeer-Ee, heißt unsere Jungkrieger willkommen!«
    Er rief es laut in die Menge, so stolz hatte ich ihn noch nie erlebt.
    Das Volk jubelte ihm zu und kreischte; Kinder versuchten in die erste Reihe zu gelangen, um alles sehen zu können. Ein lautes Läuten ertönte und die Jungkrieger kamen aus dem Tempel. Es waren viele, nicht zu vergleichen mit den Jungen, die damals in den Tempel hineingegangen waren. Man hatte Männer aus ihnen gemacht. Sie waren zu Kriegern geworden, die für unser Volk in den Kampf ziehen würden.
    Ich wusste, dass dieser schon bald beginnen würde, auch wenn sie es noch nicht ahnten. Diese jungen Männer waren zwar bereit für einen Krieg, aber noch lange nicht bereit zu sterben. Wie würde diese nahende

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