Das Königsmädchen
Fähigkeiten unter Beweis stellen. Beginnen wird Lilia, Tochter der Nana und des Nodosa, mit einem Tanz.«
Die Menge applaudierte und nachdem ich mich vor sie gestellt und mir Atira meine Fächer gereicht hatte, kehrte eine wundervolle Stille ein.
Um die Menge herum brannten Fackeln, deren Lichtschein bis zu mir reichte. Ich wurde beleuchtet und mein lila Kleid kam schimmernd zur Geltung. Ich nickte den Musikern hinter mir zu und hockte mich hin, so wie es Atira mir gezeigt hatte.
Atme ein, atme aus. Stell dir vor, nur einer sieht dir zu. Ich fasste an die Kette und umschloss die Platte, die mir Briar geschenkt hatte. Dann hob ich noch einmal meinen Kopf und suchte nach ihm, dem einen, für den ich heute tanzen würde. Ich hatte ihn schnell gefunden. Briar stand neben seiner Mutter und beide hielten sich im Arm, während sie zu mir blickten. Er nickte mir leicht zu und das war alles, was ich in diesem Moment brauchte.
Ich hob die Arme, überkreuzte die geschlossenen Fächer und schloss die Augen. Mein Kinn legte ich auf die Brust, die Arme noch immer weit in die Höhe gestreckt. Eine leise Melodie begann. Ich bewegte mich nicht, versuchte die Atmung so ruhig zu halten, dass es aussah, als wäre ich eine Statue. Als die Melodie leise endete, kehrte für einen Moment absolute Stille ein.
Ein paar Zuschauer zuckten zusammen, als plötzlich die Klänge der Geigen über den Platz schmetterten. Ich achtete auf den Takt – eins, zwei, drei, vier, und schlug die Fächer beide auf der linken Seite auf den Boden. Dann drehte ich mich und schlug sie rechts von mir auf den Boden, danach in die Mitte und zum Schluss verschränkte ich sie wieder über meinem Kopf.
Wieder herrschte Stille und ich hielt die Luft an.
Zwei Atemschläge später donnerte wieder der Klang der Geigen zu mir – eins, zwei, drei, vier. Ich stellte das linke Bein auf den Boden auf, zog dann das rechte hinterher und wiederholte es noch einmal, während ich mich auf die Menschenmasse zubewegte, Briar fest im Blick.
Die Musik verstummte erneut und ich ließ meinen Kopf hängen. Wieder hielt ich den Atem an. Es vergingen keine vier Herzschläge, als die Geigen erneut zu mir schallten. Doch diesmal würden sie weiterspielen und so machte ich drei Drehungen, um mich vom Boden zu erheben, und rannte zu der Menge, an allen Zuschauern vorbei. Mein Kleid flatterte im Wind und die Bänder zogen sich hinter mir durch die Luft.
Erst jetzt konnte man erkennen, wie lang das Kleid eigentlich war, und die Bänder sahen aus, als würden sie mich verfolgen. Immer wieder schaute ich mich erschrocken nach ihnen um, machte Drehungen und zog Schneisen, doch ich konnte die Bänder, die mich verfolgten nicht abschütteln.
Als ich an allen vorbeigerannt war, rannte ich wieder von hinten in die Mitte, wo mein Tanz begonnen hatte. Wieder schaute ich angstvoll auf die Bänder hinter mir und fiel dann theatralisch zu Boden, meine Arme weit ausgestreckt, ein Bein angezogen. Immer wieder hob sich mein Oberkörper passend zur Musik und senkte sich dann.
Ich fiel nach hinten, versuchte dem Monster, das mich in meiner Fantasie verfolgte, zu entkommen. Eine helle Melodie erklang und ich erhob mich, drehte mich immer wieder um mich selbst, bis ich am Baum des Lebens ankam. Im Blick der Zuschauer drehte ich mich ein paar Mal um mich selbst und legte meine Hand auf den Baum. Zaghaft streichelte ich ihn als wäre er ebenfalls verletzt worden. Er würde mich vor dem Monster schützen!
Die Musik wurde kurz ruhiger und als sie wieder laut und schnell wurde und bedrohlich klang, öffnete ich die Fächer und machte ein paar Schwingungen mit ihnen. Die großen Fächer sahen aus wie Flügel und ich stand auf, rannte mit diesen Flügeln wieder in die Mitte, wo mein Tanz begonnen hatte und hier ließ ich die Fächer in der waagerechten wie Wellen hoch und runter gleiten.
Ich drehte mich und immer wieder schwangen sie nach oben und unten. Jetzt wurden die Klänge wieder aggressiv und ich schloss die Fächer, nahm sie fest in die Hand und machte große Schritte auf etwas zu, das nur ich sehen konnte. In meiner Erinnerung kämpfte Briar gerade mit seinem Stock gegen den Nebulos und so machte ich es nun auch.
Ich schlug die Fächer fest von links oben nach rechts unten und von rechts oben nach links unten, immer wieder. Die Musik wurde schneller und nun lief ich wieder zurück und schlug schnell zu.
Meine fließenden Bewegungen waren so schnell, dass sie mit der Musik verschmolzen. Als wieder
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