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Das Königsmädchen

Das Königsmädchen

Titel: Das Königsmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Fussel
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mir etwas dazu zu sagen. Er schaute zwischen uns hin und her.
    »Ich verstehe nicht, warum denn lange Haare?«, fragte ich.
    »Ach, ich weiß!«, platzte Karthane plötzlich hervor. »Ich weiß, warum der eitle Herr sie nicht geschnitten haben will. Er gedenkt sich die Haare übers Gesicht und seine Narben zu legen. Hanna hat ihm von irgendeinem dummen Vorfall zwischen dir und Jole erzählt und das hat ihn getroffen. Wahrscheinlich deshalb«, sagte sie.
    Kinthos schaute mich wütend an. »Also kein Reitunfall und kein Zusammenprall.«
    Jetzt sah Karthane verwirrt aus.
    »Lilia, sag mir die Wahrheit«, drängte Kinthos.
    »Ich möchte darüber nicht reden. Fertig.«
    Er war zwar beleidigt, fragte aber nicht weiter nach. »Woher weißt du von der Geschichte?«, fragte ich Karthane.
    »Hanna war gestern hier und ich habe sie gefragt, was es Neues bei euch gibt. Da hat sie mir davon erzählt, aber ich habe nicht wirklich durchgeblickt. Nur, dass du meinen Briar natürlich in Schutz genommen hast und ihr gehörig eins auf den Mund gegeben hast.«
    Sie lachte laut und nun musste auch Kinthos lachen.
    »Typisch Weiber!«
    Ein fester Tritt unter dem Tisch ließ ihn aufjaulen, doch er lachte weiter.
    »Und Hanna hat es Briar erzählt?«, fragte ich vorsichtig.
    »Er hat sie wohl gefragt, warum Jole so ein blaues Kinn hat und da hat sie es ihm gesagt. Muss ihn ja wirklich getroffen haben, wenn er sich dafür die Haare lang wachsen lässt.«
    Und das wiederum traf mich. Er schämte sich für seine Narben, die er mir zu verdanken hatte. Karthane wusste, dass ich mir die Schuld gab, und legte ihre Hand auf meine. »Mach dir keine Gedanken, es ist alles in Ordnung. Was wäre denn ein Krieger ohne eine Kriegsverletzung.«
    Sie lachte, doch ich musste auf einmal an den bevorstehenden Angriff denken, und schluckte schwer. Ihr Sohn würde in den Krieg ziehen, denn wenn wir nicht zuerst angriffen, würde er getötet werden. Ich musste alles daran setzen, dass unsere Krieger in den Kampf ziehen würden. Wenn ich nur wüsste, wie. Damit Kinthos komplett auf mich hörte, müsste ich ihn erst mal heiraten. Und ich hatte mich entschieden: Ich würde Kinthos heiraten und zu einem Krieg überreden, damit Briar leben konnte.
    Der Tag bei Karthane war schön und Kinthos und ich fühlten uns sehr wohl außerhalb des Plateaus. Mit Wehmut ließen wir sie auf dem Hügel allein und ritten zurück zum Tempel. Kinthos verabschiedete sich mit einer Umarmung von mir. Er hielt mich fest in seinem Arm. Ich bekam kurz Panik, weil ich befürchtete, er wollte mich küssen.
    »Lilia?«
    »Ja?«
    »Sag mir bitte, was Jole gesagt hat.«
    »Das kann ich dir nicht sagen, Kinthos. Es wäre nicht nett ihr gegenüber.«
    »Sie hat Briar beleidigt, nicht wahr?«
    Ich nickte leicht.
    »In Ordnung, das reicht mir als Antwort. Mehr muss ich nicht wissen.«
    Er ließ mich los und verschwand mit den Pferden Richtung Stall.
    Schon zum Abendessen war Jole nicht mehr anwesend und wir wussten alle, was das bedeutete. Hanna sah mich fragend an, doch ich stocherte nervös in meinem Essen herum, meine Gedanken waren woanders. Ich wollte endlich in die Kapelle gehen, wo Atira bestimmt schon auf mich wartete.
    Als ich Hanna für einen Spaziergang im Park vertrösten musste, schmollte sie.
    »Sei mir nicht böse, aber ich möchte noch mal den Tanz üben, ich bin so nervös wegen morgen, weißt du?«
    Sie lächelte und nickte dann.
    »Ich freue mich auf deinen Tanz, das wird schon!«
    Sie machte eine Drehung und verschwand dann in einem Korridor. Ich hatte es eilig, zur Kapelle zu gelangen. Die Wachen öffneten mir sofort die Tür, als sie mich sahen, und schauten mir nicht einmal hinterher.
    »Da bist du ja endlich, ich warte schon so lange«, begrüßte Atira mich.
    Ich postierte mich vor dem Stein und atmete ein paar Mal tief ein und wieder aus. Ich hob meine Hand, um sie auf den Stein zu legen, doch Atira hielt sie in der Luft fest umschlossen. »Versuch zu erfahren, wie viele es sind, wo genau am Fluss sie angreifen und vielleicht sogar, wann. Vielleicht können wir noch mehr Hinweise bekommen.«
    Ich nickte, wenn ich auch nicht wusste, wie wir so etwas beeinflussen wollten.
    Nach nur kurzer Zeit war ich auf der Lichtung und lief zum Fluss. Hier herrschte absolute Stille und so sehr ich mich auch anstrengte, ich konnte nichts Verdächtiges hören. Ich musste über den Hang auf der anderen Seite des Flusses klettern und schauen, ob sie dort waren, die Krieger der Amaren. Ich war

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