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Das Königsmädchen

Das Königsmädchen

Titel: Das Königsmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Fussel
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Schlacht wohl ausgehen? Ich musste den Gedanken fürs erste verdrängen.
    Briar trat aus dem Tempel und kam langsam auf uns zu. Ein Blick zu Karthane zeigte mir, wie stolz sie auf ihren einzigen Sohn war, sie rang mit den Tränen.
    Briar ging zu meinem Vater, ohne mir auch nur einen Blick zu schenken, und kniete sich nieder. Es war klar, dass mein Vater Briar das Brandmal geben würde. Mein Vater würde aus Briar einen Krieger machen, weil er ihn in den Tempel geholt hatte. Er hatte es meinetwegen gemacht, weil ich ihn dazu überredet hatte. Warum hatte ich es mir damals gewünscht? Wollte ich nicht ohne ihn im Tempel sein? Nun war er ein Krieger und weil ich so egoistisch war, würde er bald gegen die Amaren kämpfen müssen, genau wie in der Vision. Es war alles meine Schuld, genau wie damals, als ich noch mal den Fluss sehen wollte. Auch da führte mein Egoismus dazu, dass Briar beinahe zu Tode gekommen war.
    Vorsichtig wagte ich einen Blick zu ihm, wie er so nah vor mir kniete und traurig zu Boden schaute. Seine Schultern waren noch breiter geworden während der letzten Wochen.
    »Zieht die Schwerter!«, rief Kinthos laut.
    Mein Herz begann zu rasen, als ich das lange Schwert meines Vaters sah. Ich hatte es immer gerne angeschaut, aber heute wirkte es zum ersten Mal bedrohlich. Mir war klar, dass er Briar nun absichtlich Schmerzen zufügen würde, ihm weitere Narben verursachte, damit Briar demonstrierte, wie tapfer und stark er war. Am liebsten hätte ich mir die Hände vor die Augen gehalten, doch das durften wir nicht. Wir mussten demonstrieren, wie stark wir für unsere Männer waren, das hatte uns Atira so erklärt.
    Atira ging mit einem Kessel in der Hand, aus dem es qualmte, von Krieger zu Krieger. Darin war heiße Glut und die Altkrieger steckten den Stumpf ihres Schwertes hinein. »Ehrt unsere Krieger!«, rief Kinthos und das Volk jubelte, applaudierte und mir schnürte sich der Hals zu. Mein Magen verkrampfte sich und die Hände fingen an zu zittern. Ich wollte schreien, doch die Jungkrieger bissen sich auf die Zähne. Sie schrien nicht, verzogen zum Teil leicht das Gesicht, doch nicht Briar.
    Ich konnte nicht von ihm wegsehen. Es war, als wäre er mit seinen Gedanken woanders. Er sah noch immer genauso traurig aus wie damals im Park. Es hatte sich nichts verändert.
    Atira kam zu mir und holte mich aus meinen Gedanken. Ich hielt ihr das Tuch hin, das ich aus Versehen in meinen Händen gewrungen hatte, als könnte ich damit Briars Schmerz ersticken.
    Sie blickte mich an und erkannte den Schmerz, den ich gefühlt hatte. Für einen ganz kleinen Moment zog sie die Stirn in Falten. Dann sagte sie: »Hier. Verreib das im Tuch und drück es dann direkt auf die Wunde.«
    Sie schmierte eine grüne Paste auf das weiße Tuch. Ich nickte ihr zu und schluckte erneut, weil sich der Kloß im Hals nicht löste.
    »Erhebt euch als Krieger!«, hörte ich Kinthos rufen. Das Volk tobte und schrie vor Freude. Die neuen Krieger erhoben sich und die alten Krieger traten zur Seite. Briar stand nun vor mir, doch er hob seinen Kopf nicht.
    Noch immer blickte er zu Boden, am Arm eine Wunde, die ich versorgen sollte. Zögerlich ging ich zu ihm, die kurze Distanz zwischen uns kam mir vor wie die Weite nach Hadassah. Starr hielt er seinen Blick gesenkt und ich konnte keine Regung in seinem Gesicht ausmachen. Ich trat an ihn heran, gab meinem Verlangen nach und legte meine Hand flüchtig auf seine Brust.
    »Briar.«
    »Lilia.« Es war nur ein Flüstern, doch seine leise Stimme löste schlagartig die Krämpfe in meinem Magen und den Knoten in meinem Hals. Seine Stimme beruhigte mich und ich hörte auf zu zittern. Die anderen redeten munter miteinander, doch zwischen uns war Stille. Ich nahm meine Hand von seiner Brust und legte ihm das Tuch mit der Salbe um den Oberarm. Vorsichtig wickelte ich es darum. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, doch die Stille brannte sich wie ein Feuer durch meinen Körper.
    Ich knotete die Enden zusammen und ließ einen Moment meine Hand auf dem Knoten verweilen.
    »Verzeih mir bitte«, hauchte ich.
    Er nickte.

A cht
    Als die Sonne untergegangen war, stellte sich Atira vor die Dorfbewohner und zählte auf, welche Königsmädchen den Tempel bereits verlassen hatten. Danach zählte sie auf, wer sich noch im Tempel befand und weiterhin um die Gunst des Obersten kämpfte.
    »Zwei von unseren wundervollen Königsmädchen möchten euch, aber vor allem Kinthos, heute etwas vorführen und so ihre

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