Das Königsmädchen
so schnell es ging durch die große Eingangshalle. Als er mich sah, hellte sich sein Gesicht auf und er wirkte gleich entspannter.
»Lilia, gut dass du hier bist. Ist alles in Ordnung mit dir?«
»Ja, aber ich muss los.«
Kinthos winkte ab. »Du musst Hanna und dich in Sicherheit bringen. Bitte Lilia!«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein Kinthos, ich kann nicht, ich suche meine Mutter.«
»Deine Mutter ist sicher auf dem Weg in die Katakomben.« Er drückte mir Hannas Hand gegen den Bauch. »Los, bringt euch in Sicherheit, das ist ein Befehl!«
Noch nie hatte ich ihn so entschlossen gesehen, doch seine Stimme klang auch verängstigt. Hanna war ruhig, blickte zu Boden und wirkte fast apathisch, in ihrem Gesicht spiegelte sich Angst. Wahrscheinlich hatte sie furchtbare Panik, doch ich konnte mich jetzt nicht darum kümmern. Ich wusste aber auch, dass ich mich hier gegen Kinthos nicht behaupten konnte.
»Gut, ich bringe sie in Sicherheit.«
Kinthos kam näher und nahm uns beide gleichzeitig in den Arm. Er strich mir über den Rücken und küsste erst mich und dann Hanna auf den Kopf.
»Alles wird gut, macht euch keine Sorgen!«
Er warf einen letzten Blick auf Hanna und drehte sich mit besorgter Miene weg.
Ich riss Hanna an der Hand und sie ließ sich ziehen. Ihr Blick blieb so lange auf Kinthos gerichtet, bis er außer Sichtweite war. Kurz bevor wir den Abstieg in die Katakomben begannen, hielt sie mich zurück.
»Lilia, ich habe Angst!«
»Er ist ein sehr guter Krieger, mach dir keine Sorgen. Die anderen werden alles daran setzen, ihn zu beschützen. Er ist unser Oberster.«
»Lilia, ich muss dir etwas sagen.«
»Dafür ist jetzt keine Zeit.«
»Aber es ist wichtig.«
Wieder zerrte ich an ihr, doch sie blieb stur. »Ich muss es dir sagen!«
»Hanna, was es auch ist, ich muss dich jetzt da runterbringen!«
Sie schüttelte den Kopf. »Bitte, hör mir kurz zu.«
»Hör du mir zu! Du läufst jetzt die Treppe runter, danach gehst du rechts in den Gang, bis du Fackeln siehst und diesen Gang läufst du so lange, bis du auf die anderen triffst. Misaki ist auch da.«
»Lilia, ich liebe Kinthos!« Einen Moment herrschte Stille und keiner von uns beiden sagte etwas. Dann musste ich lächeln. »Ja ich weiß, das war doch von Anfang an so. Aber ich muss jetzt wirklich zurück – Treppe runter, dann rechts, verstanden?«
»Warum kommst du nicht mit, deine Mutter ist bestimmt in Sicherheit!«
»Ich muss Briar finden, ich muss wissen, dass er im Tempel ist. Ansonsten suche ich ihn. Briar hat mein Leben gerettet, ich rette nun seins.«
Sie sah mich kurz fragend an und dann hellte sich ihr Gesicht auf, als würde ihr gerade etwas einfallen. »Gut, aber ich muss dir gleich was Wichtiges sagen.«
Sie sprang hoch und küsste mich auf die Wange, dann verschwand sie die Treppe hinunter.
Einen Augenblick sah ich ihr nach, doch dann lief ich los, zu den Stallungen. Die Krieger würden von dort aus den Angreifern entgegenreiten.
Völlig außer Puste kam ich beim Stall an. Zweimal musste ich Diener abhalten, mich in die Gewölbe zu bringen, um nun hier zu sehen, dass fast alle Pferde weg waren. Das Pferd, das ich auf unserem Ausritt geritten hatte, stand noch immer vor Schweiß triefend zum Absatteln in der Ecke.
Tantor war nicht hier. Wäre Briar zurückgekommen, hätte er sich sicher ein neues, frisches Pferd genommen. Also war davon auszugehen, dass er direkt vom Dorf aus in den Wald geritten war. Er hatte gesagt, er würde nachkommen! Das hatte er nicht getan, also brauchte ich nun auch nicht auf ihn zu warten.
»Ich brauche leider noch mal deine Hilfe«, flüsterte ich dem Pferd ins Ohr und streichelte sanft seinen glänzenden Hals. Es war keine Zeit, um ein anderes zu satteln.
Im Vorbeireiten schnappte ich noch ein Schwert von der Wand und im vollen Galopp trieb ich das Pferd am Tempel vorbei, Richtung Dorf.
»Lilia, bleib hier!«, hörte ich Kinthos bei den Wachen rufen.
Ich drehte das Pferd und schaute zu den Kriegern, die sich vor dem Tempel postiert hatten. Ich suchte die Reihen nach Briar ab, doch er wäre längst vorgetreten, um mich aufzuhalten, wenn er bei ihnen gewesen wäre.
Mein Pferd weigerte sich, sich von den anderen Pferden zu entfernen, aber ich trieb es hart Richtung Dorf. Klatschte die Zügel links und rechts um mich und ließ es den Weg zum Dorf hinuntergaloppieren. Aus seinem Maul schäumte es schon nach kurzer Zeit und ich hatte Mitleid mit dem Tier.
Kurz vor dem Dorf kamen mir Bürger
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