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Das Königsmädchen

Das Königsmädchen

Titel: Das Königsmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Fussel
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entgegen, die ihre Habseligkeiten auf dem Rücken trugen und zum Tempel rannten. Ich fragte, ob sie Briar gesehen hatten, doch sie konnten mir nicht helfen. Dann kam mir ein Gedanke. Ich musste zu Karthane, vielleicht hatte sie ihn gesehen.
    Vor lauter Panik und weil der Wind so in mein Gesicht schlug, liefen die Tränen nur so über meine Wangen und mein Blick verschwamm. Ich ritt den Hang zu Karthanes Haus hinauf und erst als ich Tantor vor dem Haus festgebunden sah, beruhigte ich mich ein wenig.
    Noch bevor ich vom Pferd springen konnte, kam Lala auf mich zugerannt und sprang an der Seite des Pferdes hoch. Ich schwang mich vom Sattel, tätschelte kurz ihren Kopf und lief zu der offenstehenden Tür. Briar kam mit angsterfülltem Blick auf mich zu gestürmt, ohne dass ich nach ihm rufen musste.
    »Was machst du hier, bist du des Wahnsinns?« Er schüttelte mich an den Schultern und wurde wütend. »Was hast du dir dabei gedacht?«
    »Du warst nicht im Tempel, da habe ich mir Sorgen gemacht.«
    Er schob mich zu seinem Pferd, das ebenfalls voller Schweiß war. »Los. Reite zurück, so schnell du kannst.«
    »Ohne dich gehe ich nirgends hin!«, sagte ich trotzig und klammerte mich an ihn.
    Karthane erschien in der Tür. »Was ist mit ihr?«, fragte ich.
    »Sie ist genauso stur wie du, Lilia. Sie verlässt ihr Haus nicht, deswegen wollte ich bei ihr bleiben. Ich dachte ja, du wärst im Tempel und in Sicherheit!«
    »Da war ich doch auch und habe auf dich gewartet.«
    Plötzlich riss er die Augen auf. Irgendetwas war hinter mir, unten im Dorf. Ich drehte mich um. Da sind sie. Und es sind so viele! Nun hatte man uns den Weg zum Tempel abgeschnitten.
    »Nein. Nein, reite hier weg! Bitte, Lilia.«
    »Kommt nicht in Frage, ich lasse euch nicht hier!«
    »Lilia!« Er war jetzt wütend und sah hilflos aus. »Bitte, Lilia. Dann reite zu unserer Höhle. Ich komme nach.«
    »Wie willst du denn nachkommen? Sie werden dich töten!«
    »Dann lenke ich sie eben ab!«
    »Nein!«, jetzt war ich wütend und hilflos.
    »Briar, nicht.« Nun schaltete sich auch Karthane ein. »Briar du hast keine Chance gegen so viele.«
    »Ich will sie ja nur ablenken. Ich reite an Ja-Han vorbei, sie werden mich wohl kaum bis nach Hadassah verfolgen!« Karthane nickte.
    »Dann musst du dich beeilen, bevor du zu wenig Vorsprung hast.«
    »Du hast recht.« Sie küsste ihn auf die Stirn und umarmte ihn. Er erwiderte ihre Umarmung, doch seine Augen sahen nur zu mir. Karthane verschwand im Haus, damit er ihre Tränen nicht sah.
    »Lilia …« Er sah mich flehend an.
    »Du musst los«, sagte ich bloß.
    »Bitte, reite zu unserer Höhle. Ich komme heute Nacht dorthin, ich verspreche es dir!«
    Er legte eine Hand auf meinen Hals und zog mich mit der anderen zu sich ran. »Ein letzter Kuss?«, fragte er, um mich zu necken.
    »Oh, Briar! Ich habe solche Angst um dich.«
    Ich zog ihn fester an mich ran. »Es gibt so vieles, das ich dir sagen möchte!«
    »Heute Nacht, ich muss los.«
    Ich nickte und löste mich von ihm. »Pass auf dich auf, spiel nicht den Helden.«
    Er gab mir einen Kuss auf die Stirn und drehte sich um.
    Jeden einzelnen Schritt, den er sich von mir entfernte und auf sein Pferd zuging, schrie etwas in mir, dass wir so nicht auseinandergehen durften. Was, wenn wir uns nie wiedersehen würden?
    »Briar!«, schrie ich ihm hinterher und lief zu ihm. »Warte!«
    Sofort drehte er sich um und fing mich auf, als ich mich an seine Brust schmiss. Seine Arme umschlangen mich und pressten mich an ihn.
    So fest ich nur konnte, drückte ich ihn, fuhr ihm mit der Hand durchs Haar und wie von selbst fanden seine Lippen die meinen.
    Seine Hände strichen mir über den Rücken, fuhren rauf zu meinem Nacken und dann hielt er mit beiden Händen mein Gesicht, während wir uns leidenschaftlich küssten.
    Als gäbe es nichts um uns herum, standen wir oben auf dem Berg und ließen unseren Gefühlen freien Lauf, es gab nur ihn und mich.
    Die ersten Tränen stahlen sich aus meinen Augen und ich spürte den salzigen Geschmack in meinem Mund. Er hielt in der Bewegung inne, atmete aus und ich nahm seinen Duft in mir auf.
    Reglos standen wir uns gegenüber, Stirn an Stirn. Nur widerstrebend ließ ich es zu, dass er mir einen letzten Kuss gab.
    »Oh, Lilia,« flüsterte er und strich eine Träne mit dem Daumen weg. »Mach dir keine Sorgen, es wird alles gut.«
    »Versprich es mir!«
    »Ich verspreche es dir. Du wirst mir mein Herz noch öfter brechen.« Er zwinkerte mir zu und

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