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Das Königsmädchen

Das Königsmädchen

Titel: Das Königsmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Fussel
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gab mir einen letzten Kuss. Zärtlicher als der erste, so einfühlsam. Dann schwang er sich auf sein Pferd und galoppierte davon.

Z ehn
    Der Wald wirkte heute bedrohlich, obwohl ich nichts Ungewöhnliches hören konnte. Ich ritt immer weiter und betete zum Stein der Erde. Ich hoffte, dass meine Mutter und meine Freunde wohlauf waren, aber ich hatte ein ungutes Gefühl im Bauch.
    Ich trabte parallel zum Pass von Kwarr Marrh, um zu unserer Höhle zu gelangen. Mit einem Mal fühlte es sich an, als würde ich beobachtet und auch das Pferd tänzelte unruhiger, spitzte immer wieder die Ohren. Ich drehte mich um, als ich dachte, Hufe hinter mir zu hören, doch ich konnte nichts sehen.
    Briar konnte es gewiss nicht sein, denn er war in Richtung Hadassah unterwegs. Ob es Krieger des Wasservolkes waren, die mich gesehen hatten? Was kümmerten sie schon eine einzelne Ausreißerin?
    Ich schaute wieder nach vorne und sah den Hang zum Fluss näher kommen. Ausnahmsweise entschied ich mich für den steilen Abstieg und trieb die Stute geradewegs herunter. Wieder hörte ich Hufe hinter mir und das Wiehern eines Pferdes. Auf der Hälfte des Gefälles hielt ich an, doch ich sah nichts.
    Mein Pferd schnaubte fürchterlich und lauschte den Geräuschen des Waldes. Ihm lief der Schaum aus dem Maul und so streichelte ich beruhigend seinen Hals und spürte den warmen Schweiß. Unsicher schaute es den Hang hinauf und auch ich hatte wieder etwas gehört. Ich machte mich bereit, jeden Moment loszugaloppieren. Einatmen, ausatmen. Hufgeräusche kamen näher und ich konnte hören, dass es mehrere Pferde waren. Die Stute unter mir drehte sich einmal im Kreis. Immer schneller streichelte ich ihren Hals, um sie zu beruhigen. Sie wollte nur noch weg von hier und mir ging es nicht anders, aber jede Bewegung könnte jetzt auf uns aufmerksam machen. Doch es war zu spät. Fünf Reiter kamen an unterschiedlichen Stellen den Hang hinuntergaloppiert.
    »Hey, hey!«, schrie ich und trieb das Pferd weiter den Hang hinab. Es waren keine Krieger des Wasservolkes, es waren Akashs Krieger. Was auch immer sie noch hier suchten, jetzt waren sie hinter mir her.
    Äste peitschten mir durchs Gesicht. Immer wieder drückte ich dem Pferd meine Schenkel in die Seiten, trieb es an, schneller zu reiten. Ich lehnte mich so weit zurück, wie es der Sattel zuließ, damit nicht so viel Gewicht auf der Vorderhand lag. Ich ritt links um einen Baum, um das Pferd dann sofort wieder nach rechts zu lenken. Ich konnte die Angreifer hinter mir hören, doch sie kannten sich hier nicht aus.
    Ein Reiter näherte sich mir, doch er begann zu straucheln. Das Pferd stolperte und fiel dann denn Hang hinunter und begrub den Uhuru unter sich. Die anderen Reiter schlossen schnell zu mir auf und mit einem kurzen Blick zurück erkannte ich, dass immer noch vier Angreifer hinter mir her waren. Sie versuchten, mich zu umzingeln.
    In weiter Entfernung konnte ich den Fluss sehen. Ich legte die Beine, so feste, wie es meine Kräfte zuließen, um den Bauch des Pferdes. »Schneller, schneller!«
    So schnell war ich noch nie geritten. Zum Glück hatte ich mir ein Hammas Noir genommen. Ich hörte einen Pfeil durch die Luft sausen, dann noch einen. Der Pfeil! Ich nahm Pfeil und Bogen von meinem Rücken und versuchte, einen guten Schuss abzugeben.
    Wie gerne hätte ich Misaki jetzt an meiner Seite gehabt. Meine Pfeile verfehlten zweimal das Ziel nur knapp und einmal traf ich einen Krieger, aber der Pfeil prallte an seiner Rüstung ab. Für einen Moment jedoch hielt ich mir die Angreifer auf Abstand.
    Es würde nicht lange dauern, bis sie erkannten, dass ich keine weiteren Pfeile mehr besaß. Mein Pferd stieg und ich sah die Pfeile in seiner Hinterhand. Die Wunde brachte das Pferd schließlich zum Stehen. Ich zog meine Fächer aus der Satteltasche und sprang ab. Wahrscheinlich würde ich gegen ihre Pfeile nichts ausrichten können, denn wenn einer mit Pfeilen umgehen konnte, dann die Uhuru. Aber ich würde nicht kampflos aufgeben. Sie beschossen mich nicht, was wohl bedeutete, dass sie mich lebend wollten.
    Ich flehte zu den Bäumen, dass sie mir Hilfe schickten, wie einst. Ich ging auf die Knie und schloss meine Augen. Schenk mir die Kraft, Wald. Schenk mir die Kraft der Erde. Hier wurde ich schon einmal gerettet. In meinen Gedanken wanderte ich in die Vergangenheit. Ich dachte an den Tag, als ich Briar das erste Mal sah, doch als ich die Augen wieder öffnete, standen Akashs Krieger vor mir.
    Langsam kamen

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