Das Königsmädchen
sie auf mich zu, ich warf einen Fächer, so weit ich konnte, und er blieb zu meiner Verwunderung in dem Bein eines hageren Mannes stecken. Er schrie vor Schmerzen auf.
»Krallt euch das Biest!«, rief einer laut.
Die anderen Drei kamen nun näher und hatten ein böses Grinsen im Gesicht. Angeführt wurden sie von Helaku, der beim Essen damals im Tempel mir gegenüber gesessen hatte. Er war der Einzige, der kein fieses Grinsen im Gesicht hatte, doch er war der, vor dem ich am meisten Angst hatte. Er war der größte Mann, den ich je gesehen hatte, und seine Arme waren noch muskulöser, als die von Briar.
Ein kleinerer Uhuru mit Vollbart und langen, zerzausten Haaren kam näher und lachte über das Schwert, dass ich ihm zitternd entgegenstreckte. Nur noch eine Armlänge entfernt, drehte ich mich ein paar Mal und ließ ihn die Klinge meines anderen Fächers spüren. Blut lief ihm über die Stirn ins Auge.
»Du Miststück!«, brüllte er.
Er ließ sein Schwert sausen und ich versuchte ihn mit meinem Schwert abzuwehren. Sein Schlag war so kräftig, dass mir die Klinge in hohem Bogen aus der Hand geschlagen wurde. Nun war ich unbewaffnet. Der Zottelkopf lächelte mich fies an. »Gleich hast du es hinter dir.«
»Halt! Wir brauchen sie lebend, vergiss das nicht!«
»Lebend, aber nicht unverletzt«, sagte der Uhuru und schlug mir ins Gesicht, dass ich strauchelte.
Wieso hatte ich nicht mehr Waffen mitgenommen? Ich mochte es nicht, so hilflos zu sein. Ob man meine Schreie heute hören würde? Wenn sie mich hier gefangen nehmen würden, könnte man mich innerhalb eines Tagesrittes finden. Er wird auf jeden Fall kommen, wenn er nicht schon vorher im Kampf gegen die Amaren fällt. Aber woher sollte Briar wissen, wo er suchen musste?
Der Zottelkopf hob erneut seine Hand, doch Helaku, der Riese, hielt ihn mir schließlich vom Leib. Ein Hauch von Mitgefühl fuhr durch sein Gesicht, als er mir seinen Knüppel über den Kopf zog.
Meine letzten Gedanken waren bei Briar. Armer Briar. Er würde sich die Schuld geben, dass ich entführt wurde. Er gab sich immer für alles die Schuld.
Ich blinzelte ein paar Mal, doch es wurde nicht hell. Ein stechender Schmerz durchzog meinen Kopf. Vorsichtig rieb ich mir mit der rauen Hand über die Stelle am Scheitel, die am meisten schmerzte und ertastete eine große Beule. Nur geschwollen, keine offene Wunde!
Ich massierte mir die Schläfen und versuchte zu erkennen, wo ich war. Wie war ich hier hingekommen? In der Dunkelheit konnte ich alles nur schemenhaft sehen und so tastete ich mit meinen Händen den Boden ab. Kalter Stein, ausgelegt mit Laub, außerdem ist es ziemlich kühl. Ich befand mich sicherlich in einer Höhle. Es war nicht meine Höhle, unsere Höhle – die hätte ich erkannt.
Ich richtete mich auf, leckte mir über meine trockenen Lippen und schmeckte den eisernen Geschmack von Blut. Meine Kehle war staubig und ich wünschte, ich hätte etwas zu trinken.
In der Stille vernahm ich ein monotones Rauschen. Das war sicher der Wasserfall. Das Letzte, an das ich mich erinnern konnte, war, dass ich den Hang hinuntergeritten war und dann hatten sie plötzlich vor mir gestanden, Akashs Krieger. Allein sein Name ließ mich zornig werden. Dieser Verräter! Er hatte mein Volk gelinkt und ich hatte ihm von der ersten Sekunde an misstraut. Er hatte meinen Vater auf dem Gewissen und dafür würde er büßen!
Wie lange war ich schon hier gefangen? Ob sie schon nach mir suchten? Aber woher sollten sie wissen, wo sie suchen mussten? Briar – wie es ihm wohl ging? Ob er gegen die Amaren gekämpft hatte, ob er sie wirklich überlistet hatte? Wie würde es wohl im Tempel aussehen? Hatte man uns angegriffen?
Schritte kamen näher und holten mich aus meinen Gedanken. Ich bekam Panik und versuchte mich zu verstecken. Der Lichtschein einer Fackel näherte sich durch einen Gang direkt auf mich zu. Ein großer Mann kam um die Ecke, er trug einen Kapuzenumhang, so dass ich sein Gesicht nicht erkennen konnte. Aber ich wusste auch so, wer er war. Noch nie hatte ich einen so großen Menschen gesehen und ich hatte auch Bekanntschaft mit seiner Keule gemacht. Er war zu groß für die Höhle und musste sich ein wenig ducken, um sich nicht den Kopf an der Decke zu stoßen.
»Tut mir leid mit deinem Kopf, ist ganz schön angeschwollen«, sagte er fast versöhnlich, ohne mir in die Augen zu schauen. »Du musst keine Angst vor mir haben.«
Ich ging noch einen Schritt zurück und fühlte an meinem
Weitere Kostenlose Bücher