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Das Königsmädchen

Das Königsmädchen

Titel: Das Königsmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Fussel
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Gürtel, ob meine Fächer oder mein Dolch da waren. Nichts. Mir fiel ein, dass ich die Waffen alle im Wald verloren hatte.
    Im Schein der Fackel sah ich meine beschmutzten Ärmel. Der gelbe, hauchdünne Stoff schlängelte sich um meinen rechten Arm, verdreckt und zerrissen vom Kampf. Helaku öffnete die provisorische Tür, die sie aus Holzstämmen gebaut hatten, und stellte einen Teller Suppe, Brot und einen Becher Wasser auf einen Tisch rechts von mir. Das ist meine Chance!
    Er war gerade in der hinteren Ecke und ich war der Tür näher, als er es war. Ich könnte es schaffen! Was würde mich wohl draußen erwarten, wenn ich jetzt rausstürmte? Noch mehr Wachen? Egal. Einen Versuch war es wert.
    Ich sprang auf und versuchte so schnell zu rennen, wie es ging. Noch im Sprung merkte ich den stechenden Schmerz an meinen Füßen und landete bäuchlings auf dem kalten Boden. Sie hatten eines meiner Beine angebunden und mit einem schweren Haken an der Wand festgemacht. Natürlich in einer Höhe, an die ich niemals reichen würde.
    Ich war direkt aufs Gesicht gefallen und meine Wange und meine Knie schmerzten vom Aufprall mit dem harten, kalten Höhlenboden.
    »Kleines, glaubst du echt, dass ich so doof bin?«, fragte der Riese lachend. Ich zuckte nur mit den Achseln.
    »Anscheinend schon, denn ihr habt keine Ahnung, WEN ihr hier gefangen genommen habt.«
    Er lächelte noch breiter. »Oh doch, das haben wir, Lilia. Tochter des Nodosa. Oder soll ich dich Zukünftige des Kinthos nennen?«
    Nun lachte er lauter und schüttelte den Kopf.
    »Was wollt ihr von mir?«, fragte ich. Doch er gab keine Antwort, sondern verließ meine Zelle wieder und verriegelte die Tür. Danach steckte er die Fackel in die Wand und verschwand.
    Ich versuchte an den Teller mit dem Brot und der Suppe zu gelangen, doch ich kam nicht dran. Also zog ich den kompletten Tisch zu mir.
    Erst mal essen, dachte ich. Ich hatte einen riesigen Hunger. Die Suppe schmeckte ganz gut, aber das Brot war staubtrocken und das Wasser konnte meinen Durst nicht mal ansatzweise stillen. Ich war froh, dass er mir die Fackel dagelassen hatte. So kam wenigstens etwas Licht in diesen hinteren Teil der Höhle.
    Nach einer Weile wurde mir sehr kalt und ich versuchte auf dem Boden etwas zu ertasten, womit ich mich bedecken könnte. Zum Glück hatte Hanna mir viele Lagen Stoff in dieses Kleid genäht, aber es war noch immer ein bisschen klamm von meinem unfreiwilligen Bad im Fluss. Ich begann vor Kälte zu zittern. Schließlich fand ich trockenes Stroh, kratzte es zu einem Haufen zusammen und setzte mich hinein. So würde es fürs Erste reichen müssen, aber wenn ich länger hierbleiben würde, müsste ich mir etwas einfallen lassen.
    Die Zeit verging und nichts passierte. Ständig musste ich meine Position ändern, weil der harte Boden auf Dauer schmerzte. Ich wollte gerade einschlafen, als ich wieder Schritte hörte, sie hallten aus dem schmalen Gang zu meiner Zelle.
    Er trat ins Licht der Fackel und stand endlich vor mir. Akash! Wie ich ihn hasste! Mein Hals schnürte sich zu und mein Herz schlug wild, während er mit einem selbstgefälligen Grinsen auf mich zutrat.
    Seine langen weißen Haare waren zu einem Knoten am Hinterkopf zusammengebunden. Seine dunklen Augen waren wachsam und passten zu seinem düsteren Umhang. Die Kapuze hatte er nach hinten geschlagen und auf seiner Brust erschien das Wappen des Wüstenvolkes. Ein Strudel, der die Wüstenwinde widerspiegeln sollte.
    »Ich habe gehört, hier ist jemand wach geworden«, sagte er mit einem Lächeln.
    Ich sprang auf und versuchte mich von meinen Fußfesseln zu befreien, die daraufhin immer tiefer in mein Fleisch schnitten. »Ruhig, ruhig. Lilia, beruhige dich doch.«
    Er kam unbewaffnet näher und stellte einen neuen Becher Wasser auf den Tisch, der nun zwischen uns stand. In Gedanken bereitete ich mich darauf vor, ihm die Augen auszukratzen.
    »Du Mörder!«, platzte ich heraus.
    »Aber, aber – wer wird denn gleich so beleidigend sein.«
    Er nahm sich den Stuhl und setzte sich. Ich trat den Tisch fest in seine Richtung, doch er rutschte nur ein paar Handbreit auf ihn zu. Der Becher kippte um und das Wasser bildete eine Pfütze.
    Immer heftiger zog ich an den Seilen um meine Füße, aber das Einzige, was ich damit erreichte, waren Wunden um meine Gelenke. Zum Schluss, fiel ich erschöpft ins Stroh.
    »Was willst du denn von mir, du Mörder?«, fuhr ich ihn an. Er hatte bisher nichts weiter gesagt, mich nur stumm

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