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Das Kommando

Das Kommando

Titel: Das Kommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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Ende des Speisesaals unterhielten. Jetzt, da das winzige Richtmikrofon und das Aufnahmegerät die eigentliche Arbeit erledigten, schlug Church die Weinkarte auf und suchte eine richtig teure Flasche Bordeaux aus, die er sich auf Kosten der britischen Regierung zu gönnen gedachte.

43
    Kennedy saß wieder in ihrem großen Eckbüro im sechsten Stock. Es war fast drei Uhr nachmittags. Normalerweise war sie samstags um diese Zeit nicht mehr in Langley, doch erstens regnete es, und außerdem wusste sie, dass ihr siebenjähriger Sohn Thomas bis fünf Uhr bei einem Schulfreund sein würde. Der Junge wurde immer selbstständiger, was sie einerseits freute, ihr aber doch nicht recht war. Das Gute daran war, dass er ihre Zeit nicht mehr so sehr in Anspruch nahm wie früher, doch fand sie es schade, dass er auf ihre Zuneigung weniger angewiesen zu sein schien.
    Allmählich kam er aus seinem Schneckenhaus heraus. Seine übermäßige Zurückhaltung hatte seine Lehrer mehr beunruhigt als seine Mutter. Zwar nahm alle Welt an, der Junge habe sich wegen der Scheidung seiner Eltern so sehr in sich zurückgezogen, doch hing das Kennedys Vermutung nach eher damit zusammen, dass sie selbst während ihrer ersten fünf Lebensjahre so gut wie nicht gesprochen hatte und auch jetzt den Mund nur auf tat, wenn es unbedingt nötig war.
    Sie störte sich nicht daran, dass der Junge nicht so sehr aus sich herausging. Ganz wie seine Mutter war er Fremden gegenüber außerordentlich misstrauisch, neigte zur Introspektion und geriet kaum je in Wut. Er hatte eine hoch entwickelte Phantasie, konnte stundenlang allein spielen, war aber auch durchaus imstande, seine Mutter mit einer Lawine von Fragen zu bestürmen, wenn sie das am wenigsten erwartete.
    Inzwischen hatte er Freunde, trieb Sport und brachte aus der Schule lauter Einsen nach Hause, was angesichts der Intelligenz seiner Eltern niemanden überraschte. Auch wenn sein Vater nicht gerade selbstlos und verantwortungsbewusst sein mochte, so war er doch sehr klug. Zum Glück kam er nicht oft zu Besuch. Kennedy war überzeugt, dass er, was Tommy betraf, nur Unruhe in ihr friedliches und von Liebe erfülltes Heim brachte.
    In seiner Umgebung gab es auch andere männliche Vorbilder. Er bewunderte Mitch, dessen junge Frau er überdies hinreißend fand. Immer wieder hatte Mitch seine Chefin gebeten, den Jungen Sport treiben zu lassen, und er nahm ihn gern mit nach Camden Yards zu den Spielen der Baseballmannschaft Orioles. Er hatte versprochen, ihm im nächsten Sommer Wasserskifahren beizubringen, und jetzt, da Kennedy mit Anna Frieden geschlossen hatte, sah es ganz so aus, als ob sie öfter zusammentreffen würden.
    Dann gab es noch Mr. Soucheray, einen etwas schrulligen Franzosen, der einige Häuser weiter lebte. Er brachte den ganzen Tag in seiner Garage zu und hörte Radio, während er sich an einer Unzahl mechanischer und elektronischer Einrichtungen zu schaffen machte, die alle mit seiner Leidenschaft zusammenhingen, so tief wie möglich in die Geheimnisse des Verbrennungsmotors einzudringen. Diesem Mann hatte Tommy es zu verdanken, dass er vermutlich mehr über Autos, Motorräder und alle anderen mit Benzinmotoren betriebenen Fahrzeuge wusste als irgendein anderer Siebenjähriger im ganzen Lande.
    Kennedy klappte die Akte auf ihrem Schreibtisch zu und legte den Stift hin. Mit einem Gähnen nahm sie die Brille ab und rieb sich die müden Augen. Wenn sie jetzt ginge, würde die Zeit vermutlich noch für ein Schläfchen reichen, bevor Tommy zurückkam. Sie nahm mehrere rote Mappen vom Tisch, drehte sich mit ihrem Sessel herum, legte sie in den Tresor und schloss ihn ab. Gerade als sie aufstehen wollte, klingelte ihr abhörsicheres Telefon.
    Sie sah auf die angezeigte Nummer und verzog das Gesicht. Endlich, nach fast neun Stunden, meldete sich Ben Freidman. Der Mann hatte Nerven! Es schien ihn nicht zu interessieren, dass sie genug Informationen besaß, um ihn zu vernichten, sonst hätte er kaum solche Spielchen veranstaltet. Sicher hatte er einen Vorwand parat, um zu erklären, warum er für den Rückruf so lange gebraucht hatte.
    Rasch warf sie einen Blick aus dem Fenster. Es regnete nach wie vor. Sie nahm den Hörer ab. »Irene Kennedy.«
    »Ich bin’s, Ben. Tut mir Leid, aber es ging nicht früher. Sicher wissen Sie aus dem Fernsehen, dass hier der Teufel los ist und ich alle Hände voll zu tun habe.«
    »Ja, wir haben gesehen, was los war.«
    »Wir haben gestern Abend eine palästinensische

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