Das Kommando
tiefer gehen. Sie würde die Situation aufmerksam im Auge behalten müssen.
Sie wandte sich ihrem Laptop zu und teilte Jake Turbes in einer E-Mail mit, er solle sich persönlich um die Ereignisse in Hebron kümmern und keinesfalls die Hilfe des Mossad in Anspruch nehmen. Sie wollte unverfälschte Tatsachen in die Hand bekommen, um das Ausmaß von Freidmans Wahrheitsliebe oder besser gesagt des Gegenteils einschätzen zu können.
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Nach einem langen, anstrengenden Tag saß Ben Freidman auf der Veranda eines Hauses im Jordantal und ließ, während er an einem Glas Wasser nippte, den Blick über das hügelige Gelände schweifen, auf das abendlicher Mondschein fiel. Liebend gern hätte er etwas Herzhafteres getrunken, aber niemand hatte ihm ein alkoholisches Getränk angeboten. Es war alles andere als einfach, die Lage in Hebron in den Griff zu bekommen. Manche Kabinettsmitglieder wussten den Sieg nicht zu schätzen, den er errungen hatte. Es waren Schwächlinge, Männer und Frauen, die nicht den Mumm hatten, für den Fortbestand Israels zu kämpfen.
Der Mann, auf den er wartete, besaß die nötige Entschlossenheit. Eigentümer des großen landwirtschaftlichen Anwesens, zu dem das Haus gehörte, war David Goldberg, Premierminister und Vorsitzender der konservativen Likud-Partei. Die überwältigende Mehrheit der Israelis hatte ihn vor zwei Jahren gewählt, obwohl seine Partei in der Knesset mit ihren hundertzwanzig Mitgliedern nur über eine Hand voll Sitze verfügte. Damals hatten die Menschen die Doppelzüngigkeit der Palästinenser begriffen. Wann immer Israel ihnen den Ölzweig der Versöhnung hinhielt, nahm Jassir Arafat ihn und schlug den Juden damit ins Gesicht. Er bediente sich der neuen Autonomiebehörde Palästinas nicht nur, um seine Macht zu festigen, sondern auch, um Sprengstoff und Waffen ins Land zu schleusen, mit deren Hilfe er einen noch blutigeren Krieg gegen Israel führen wollte. Zugleich aber bemühte er sich, den Anschein zu erwecken, als habe er nicht den geringsten Einfluss auf die so genannten Märtyrerbrigaden.
Goldberg war in sein Amt gelangt, weil er einen harten Kurs steuerte und bereit war, gegen palästinensische Terrorgruppen vorzugehen, damit die Menschen im Lande wieder ruhig schlafen konnten. Bedauerlicherweise war nicht alles wunschgemäß verlaufen. Sie hatten es mit einer neuen Art von Terror zu tun, und bisher war es nicht gelungen, ihm Einhalt zu gebieten. Die unaufhörlich wachsende Zahl von Selbstmordattentätern hatte Israels empfindliche Wirtschaft geschwächt und sogar manche der standhaftesten Patrioten beunruhigt. Diesem Treiben musste unbedingt Einhalt geboten werden, und um das zu erreichen, war Ben Freidman bereit, ebenso rücksichtslos vorzugehen wie der Gegner.
Trotzdem machte er sich um Premierminister Goldberg Sorgen. Es hatte in jüngster Zeit Anzeichen dafür gegeben, dass sein alter Freund unter dem Druck nachzugeben begann. Ihm war bewusst, dass er sich auf zahlreiche Mitglieder seines Kabinetts nicht verlassen konnte, und selbst in seiner eigenen Partei begann man sich zu fragen, ob der alte General noch imstande war, mit der Krise fertig zu werden. Zu allem Überfluss verlangten jetzt auch noch die verdammten Amerikaner, dass er den Rückzug antrat.
Freidman hatte all das schon einmal erlebt. Seiner Überzeugung nach gründete sich der tiefe Hass der Araber gegen ihn und sein Land auf nichts als Neid. Die Araber mit ihrer in sich abgeschlossenen patriarchalischen Gesellschaft konnten es nicht ertragen, dass ihnen die Juden den Rang abliefen. Die Palästinenser hatten das Land Jahrtausende im Besitz gehabt, aber nichts unternommen, um etwas daraus zu machen. Dann waren die Juden in ihre Heimat zurückgekehrt und hatten binnen einer einzigen Generation den dürren Boden in fruchtbare Obstplantagen und reiches Ackerland verwandelt. Sie hatten versucht, einen gerechten Frieden auszuhandeln, doch wollten die Araber davon nichts wissen. Stets würde ein großer und einflussreicher Teil des palästinensischen Volkes erst dann zufrieden sein, wenn Israel zu existieren aufhörte. Freidman sah seine Lebensaufgabe darin, zu verhindern, dass es dazu kam. Er war willens, alles Erforderliche zu tun, um sie erfolgreich zu beenden, konnte das aber auf keinen Fall allein schaffen. Er brauchte Hilfe und Verbündete, die den naiven Dummköpfen die Dinge im richtigen Licht darstellten. Diese Menschen waren in ihrer Gefühlsduselei überzeugt, die Aussicht auf Frieden
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